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Veitshöchheim
7 Fragen: Was Honig aus Franken ausmacht
Ingrid Illies arbeitet am Institut für Bienenkunde und Imkerei der LWG in Veitshöchheim. Sie erklärt Besonderheiten fränkischen Honigs und worauf beim Kauf zu achten ist.
Ingrid Illies vom Institut für Bienenkunde und Imkerei an der Landesanstalt für Wein und Gartenbau in Veitshöchheim verkostet und prämiert bayerischen Honig. Sie weiß, wofür fränkischer Honig steht.
Foto: Thomas Obermeier | Ingrid Illies vom Institut für Bienenkunde und Imkerei an der Landesanstalt für Wein und Gartenbau in Veitshöchheim verkostet und prämiert bayerischen Honig. Sie weiß, wofür fränkischer Honig steht.
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:08 Uhr

Für viele Menschen in Deutschland gehört das Honigglas auf den gut gedeckten Frühstückstisch. Der klebrig-süße Brotaufstrich ist aber nicht nur dort zu finden – auch in Cremes und Shampoos beispielsweise ist er enthalten. Ingrid Illies ist stellvertretende Leiterin des Instituts für Bienenkunde und Imkerei an der Landesanstalt für Wein und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim bei Würzburg. Einmal im Jahr prämiert sie mit ihren Kollegen den besten bayerischen Honig des deutschen Imkerbundes.

Insgesamt sind das in Bayern 32 943 Imkerinnen und Imker. Einige kommen auch aus Unterfranken. Illies weiß, worauf beim regionalen Honigkauf zu achten ist und was es über Honig aus Franken zu wissen gibt.

Was wird bei der Bewertung von Honig beachtet?

"Wir unterscheiden bei der Bewertung in flüssigen und kristallisierten Honig", erklärt Illies. Dabei werden auch das Äußere des Glases, die Verarbeitung des Honigs, der Wassergehalt und die Konsistenz betrachtet. Der Geruch und der Geschmack werden ebenfalls bewertet. "Der muss honigtypisch sein, aber wir machen in dem Sinne keine Sortenanalyse", sagt die Honigexpertin. Die angewendeten Kriterien können auch im Privaten Gebrauch finden. Der Honig sollte beispielsweise keinen Schaum oder Luftbläschen bilden. Außerdem sollten Zuckerkristalle nicht zu fest sein, vor allem bei flüssigen Sorten. Dieser muss sanft auf der Zunge zergehen.

154 Honige wurden bei der Honigprämierung verkosten. Unterschiede sind schon in der Farbe zu erkennen.
Foto: Thomas Obermeier | 154 Honige wurden bei der Honigprämierung verkosten. Unterschiede sind schon in der Farbe zu erkennen.

Wofür steht der Honig aus Unterfranken?

In Unterfranken gibt es mehr Frühtrachthonige und kristallisierte Honige als zum Beispiel Waldhonige. Die Frühtracht setzt sich aus dem Nektar der früh blühenden Pflanzen (April bis Mai) zusammen, aus dem die Bienen den Honig machen. "Waldhonige werden logischerweise im Wald geerntet. Den haben wir in Unterfranken auch, aber die Frühtrachtregionen sind in der Überzahl", weiß Illies. Ausnahme ist die Region Main-Spessart, dort gibt es auch guten Waldhonig. Man kann allerdings nicht sagen, dass sich fränkischer Honig besonders von einem anderen Honig aus Bayern unterscheidet. Auf jeden Fall hat Unterfranken Frühtracht, Streuobst, Hecken und Gehölze als Nahrung und Lebensraum für die Insekten zu bieten. Auch in Weinbergen sind Bienen zu finden. Aufgrund der Nahrungsvielfalt hat der Honig jedes Jahr einen anderen Geschmack. "Ich persönlich könnte mich für keine Sorte entscheiden", sagt Illies. Deswegen stehen auf ihrem Frühstückstisch auch vier verschiedene Gläser.

Worauf sollte man beim Honigkauf achten?

Grundsätzlich sollte man Honig regional kaufen – entweder direkt bei der Imkerei oder an der Regionaltheke im Supermarkt. "Damit unterstützt man die Imkerinnen und Imker und fördert die Bestäubungsleistung in der Region", sagt Illies. Natürlich spielt auch die persönliche Vorliebe eine Rolle. Für jemanden, der nur selten Honig isst, sind cremige Honige eher geeignet. Der flüssige neigt dazu, nach geraumer Zeit zu kristallisieren. Die gerührte Variante kann auch mal zwei Monate im Schrank stehen. Für den Geschmack gilt die Prämisse: hell steht für Milde und Süße, dunkel für Würze und Vollmundigkeit. "Da sollte man sich einfach mal durchprobieren", rät sie. Die Honige des deutschen Imkerbunds stehen auch für Regionalität. Man erkennt sie am einheitlichen Etikett. Ein guter Honig sollte laut Illies im 500-Gramm-Glas zwischen mindestens fünf und sieben Euro kosten. 

Was sagt das Mindesthaltbarkeitsdatum aus?

In der Regel bleibt Honig deutlich über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus gut. Meist wählt die Imkerei dabei den Zeitpunkt, ab dem der Honig seine Eigenschaften ändert, also zum Beispiel Kristalle bildet. Die Kristallisierung ist aber kein Zeichen von Verderben. Honig kann durch Wärme wieder verflüssigt werden. "Der Honig darf nur nicht zu heiß gemacht werden", merkt Illies an. Er enthält Enzyme, die auf Hitze reagieren und zerstört werden könnten. Honig sollte für längere Zeit nicht über 40 Grad erwärmt werden. Gegen ein warmes Wasserbad für 30 bis 60 Minuten spricht aber nichts. Die Mikrowelle ist jedoch tabu. Außerdem ist es möglich, dass Honig anfängt zu gären. "Das liegt an den Fructose-Bestandteilen", sagt die Experten. Er schmecke dann deutlich fruchtiger. Auch in diesem Fall ist der Honig nicht schlecht. Er sollte jedoch nicht mehr an Kinder gegeben werden und für das Butterbrot ist er ebenfalls nicht empfehlenswert.

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet der Honig?

Honig hat sehr wertvolle gesundheitliche Eigenschaften. "Er wirkt antibakteriell. Deswegen wird er zum Beispiel auch bei Halserkrankungen empfohlen", sagt Illies. Das liegt an den enthaltenen Enzymen. Aber auch andere Bestandteile macht Honig zu einem populären Hausmittel. Eine beliebte Anwendung ist Tee mit Honig bei Halsschmerzen. Aber auch hier ist wichtig: Der Tee darf nicht heiß sein. Früher ist er auch als Wundauflage verwendet worden, da Honig der Verletzung Wasser entzieht. "Das würde ich jetzt nicht pauschal empfehlen, aber es hat geholfen", weist Illies hin.

Manche Honige fließen regelrecht vom Löffel – auch die Konsistenz ist ausschlaggebend für die Bewertung der LWG. Das Etikett des deutschen Imkerbunds ist vielen bekannt.
Foto: Thomas Obermeier | Manche Honige fließen regelrecht vom Löffel – auch die Konsistenz ist ausschlaggebend für die Bewertung der LWG. Das Etikett des deutschen Imkerbunds ist vielen bekannt.

Was bedeutet Nachhaltigkeit und "Bio" für die Imkerei?

Die regionale Honiggewinnung ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit. Die meisten Honiggläser sind Pfandgläser. Die leeren und sauberen Gläser können bei Imkereien oder im Supermarkt wieder abgegeben werden. "Wenn man lokalen Honig kauft, heißt das auch, dass die Bienen nicht durch alle Welt gefahren wurden", sagt Illies. Gleiches gelte für den fertigen Honig. Außerdem wird der bayerische Honig meist in Holzkisten transportiert. Bio unterscheidet sich bei der Imkerei nur wenig von der konventionellen Produktion. Die Unterschiede liegen vor allem bei der Zuckerfütterung der Bienen, dem Einsatz von Schutzmitteln und der Völkerführung.

Wie sieht die Zukunft der regionalen Imkerei aus?

"Die Honigbiene ist durch den Klimawandel nicht so stark beeinflusst wie die Wildbienen", sagt Illies. Das liege auch daran, dass die Honigbiene an alle Klimabereiche, mit Ausnahme der Arktis und Antarktis, angepasst sei. Trotzdem ändere sich die Ernährungssituation der Insekten. Auch die Phase der Winterruhe verkürze sich. Das hat Auswirkungen darauf, wie die Imkerei produziert. Nichtsdestotrotz kann jeder etwas tun, damit die Honigbiene genug Nahrung findet: Blühende Pflanzen im Garten, weniger Pflanzenschutzmittel und Wildwuchs sind ein paar der Möglichkeiten.

 
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  • C. L.
    Regelmäßig Honig aus der Heimat in kleinen Mengen stärkt das Immunsystem und hilft gegen alle Infektionen.
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