
Ein bisschen Muffensausen habe ich schon – vor allem Getier mit sechs oder gar acht Beinen, das fliegt, klettert oder krabbelt. Aber Angst ist diesmal fehl am Platz. Für einen Tag tausche ich die klingelnden Telefone und klackernden Tastaturen der Redaktion mit dem Schwirren und Surren der Bienen. Imker Gerd Götz aus Röthlein nimmt mich unter seine Fittiche und mit in die Welt der Imkerei. Der 47-Jährige ist Vorsitzender des Kreisverbands der Imker und des Bienenzuchtvereins 1872 Schweinfurt und hat 19 Bienenstöcke rund um Röthlein stehen.
Unser erster Stopp des Tages ist im Nachbarort Weyer. Auf einer grünen, saftigen Streuobstwiese, zwischen Bäumen und einem kleinen Schuppen, hat der Imker acht Bienenstöcke aufgestellt – in jedem Stock, auch Beute genannt, lebt ein Bienenvolk. Doch bevor es los geht und wir zu den Bienen gehen, machen wir noch einen Abstecher an einen nahe gelegenen Weiher, dessen Oberfläche mit etlichen Seerosen bedeckt ist. Wie gut es dem Bienenvolk geht, erklärt mir der Imker, hängt auch vom Standort ab. Die Bienenstöcke in der Nähe von ruhigen Gewässern aufzustellen würde den Insekten helfen, da sie dort trinken können. "Man denkt immer nur an das Bild von einer Biene auf einer Blume", sagt er. "Doch dass sie auch trinken müssen, daran denkt niemand."
Mir liegt eine Frage auf der Zunge: Wie oft werden Imker eigentlich gestochen? Götz antwortet lachend, dass er dieses Jahr noch komplett stichfrei ist und gibt mir vorsichtshalber den Rat: "Wenn dich eine Biene sticht, nicht den Stachel raus ziehen, sondern rauskratzen." Ich erfahre, dass am Ende des Stachels ein kleiner Giftsack sitzt. Beim Ziehen platzt der Sack, die Folge: mehr Gift gelangt in die Wunde. Bienen merken es, erklärt er mir, wenn man unruhig oder hektisch ist. Kaum hat der Imker seinen Satz beendet, verfängt sich eine Biene in meinen Haaren. Obwohl ich weiß, dass ich Ruhe bewahren müsste, bekomme ich instinktiv Panik. "Hilfe", ist alles was ich noch rufen kann.

Sofort kommt mir Götz zu Hilfe, zu zweit fummeln wir an meinen Haaren herum. Das ist zu viel für die Biene und ich habe meinen ersten Stich, direkt auf der Kopfhaut. Ich hätte heute auf Haarspray und Parfüm verzichten sollen, erklärt mir der Imker. Durch meinen Duft hätte mich die Biene vermutlich mit einer Blume verwechselt.
Meine Hauptaufgabe an diesem Tag ist es zu kontrollieren, wie viel Honig bereits in den Waben ist. Außerdem überprüfe ich, ob Brut in verschiedenen Stadien in den Bienenbeuten ist. Damit ich keinem weiteren Bienenangriff ausgesetzt bin, bekomme ich Imkerschutzkleidung. Sofort fühle ich mich sicherer. Zwar reicht der Schutzanzug nicht von Kopf bis Fuß, aber immerhin geht er mir bis über die Hüfte. Außerdem gibt mir der Imker blaue Latexhandschuhe. "Da stechen die nicht gerne rein", sagt Götz.

Zusätzlich müssen wir die Bienen – rund 400 000 Stück, schätzt Götz – erstmal beruhigen. Dafür zünden wir den Smoker an, einen kleinen Rauchapparat. Er ist mit grauen Fetzen aus Eierkarton gefüllt. "Es ist egal, was man rein tut, Hauptsache es qualmt", klärt mich der Imker auf und zeigt mir, wie ich den Smoker benutzen muss. Behutsam drücke ich auf den Apparat und verteile den Rauch vor den Bienenstöcken. Schnell liegt der Geruch von Lagerfeuer in der Luft.
"Dadurch wird ein Waldbrand simuliert", erklärt er. Die Bienen würden davon ausgehen, dass sie den Stock verlassen müssen und schlagen sich die Bäuche deshalb nochmal ordentlich mit Honig voll. Dadurch werden sie träge, erklärt er, und "mit vollem Magen kämpft es sich schlecht." Nachdem ich die Bienenvölker eingeräuchert habe, lüftet Götz mit einem Stockmeißel an einem der Bienenstöcke den Deckel. Er besteht aus Metall und schützt die Bienenvölker innerhalb der Holzkästen vor der Witterung.

In jedem der Holzkästen, auch Zarge genannt, befinden sich zehn Rähmchen, die senkrecht angeordnet sind. Sie sehen so ähnlich aus wie Bilderrahmen. Die Rähmchen werden von den Bienen zu Waben ausgebaut, doch keine gleicht der anderen. In der Mitte der Wabe befindet sich die Brut der Arbeiterinnen. Sie sind Flugbienen, die täglich unterwegs sind, um neuen Nektar in den Bienenstock zu tragen. "Nicht alle Bienen verlassen den Stock", erzählt er, "die jüngsten bleiben drinnen, die ältesten fliegen." Am unteren Rand sitzt die Drohnenbrut, die Nachkommen der männlichen Bienen, die niemals sammeln sondern nur mit dem Fressen und der Paarung beschäftigt sind. Zusammen überprüfen wir die Bienenbrut. In den Waben liegen winzige Eier, "Stifte" sagt Götz dazu.

Für mich ist der obere Bereich am spannendsten. "Dort befindet sich der Futterkranz", erklärt der Imker, "also der Honig." Während ich die bernsteinfarbene Flüssigkeit in den Rähmchen begutachte, klärt mich der Imker auf, dass nicht jede einzelne Zarge der Bienenbeute zur Honigproduktion dient. Geschleudert werden nur die Rähmchen, auf denen keine Brut sitzt. Damit die Bienen nicht in alle Waben des Bienenstocks die Eier der Königin legen, sind die gestapelten Zargen der Bienenbeute mit einem engmaschigen Gitter getrennt. "Dadurch passen nur die Arbeiterbienen", informiert mich Götz. Die Königin, die pro Tag bis zu 1000 Eier legt, befindet sich in einer der unteren Holzkisten. Somit bleibt die Brut im unteren Bereich und die Bienen können in den oberen Rähmchen den Honigvorrat anlegen.

Wir lüften den Deckel einer weiteren Zarge. Eine zähe Angelegenheit, denn die Bienen haben ihren Stock mit Propolis verklebt, einer Art Kittharz, den sie selbst herstellen. Die Konsistenz und der Geruch der Masse erinnern mich an das Harz von Nadelbäumen. Das nächste Rähmchen sieht komplett anders aus. Er ist über und über mit einer weißen Wachsschicht bedeckt, nur wenige Bienen tummeln sich darauf. Ganz sachte drücke ich mit dem Zeigefinger gegen die helle Schicht, sofort läuft Honig aus der Delle in der Wabe. Er erinnert mich an flüssiges Gold.
"Probier ruhig", nickt mir der Imker zu. Der Honig ist süß und schmeckt lecker. Bis Gerd Götz allerdings den Honig aus den Waben schleudern kann, dauert es noch ungefähr zwei Wochen, denn das nachhaltige Naturprodukt darf nur 17 Prozent Wasseranteil haben. Doch mit dem Honig entfernt der Imker auch den Futtervorrat der Bienen. Pro Volk entnimmt der Imker rund 14 Kilogramm Honig und füttert daraufhin die gleiche Menge an Bienenfutter zu.

Götz ist zufrieden und wir fahren weiter, um die Bienenstöcke am nächsten Standort zu kontrollieren. Dieses Mal stehen die Kästen in einem kleinen Waldgebiet, in der Nähe einiger Tümpel. Erneut werfe ich mir die Imkerschutzausrüstung über. An den Bienenstöcken herrscht Hochbetrieb und konstantes Surren erfüllt die Luft. Mittlerweile habe ich mich von meinem anfänglichen Bienenunfall erholt und werde von Minute zu Minute sicherer. "Imkern macht süchtig", schmunzelt mir Götz zu.
Ein wenig kritischer und hintergründiger könnte man schon berichten!
Nach kurzer Recherche im Internet kann man erfahren, dass Bienen durch „Smoken“ in Panik versetzt werden und jedes Mal um ihr Leben und ihren Stock kämpfen; also kein harmloses Ablenkungsmanöver oder gar „beruhigen“ - eher Quälerei.
Das hier nicht näher benannte „Bienenfutter“ sei meist Zucker, der dazu führen kann, dass Bienen anfälliger werden für Krankheiten, Milben etc.... Um nur zwei Punkte zu nennen!
Sich ein wenig informieren und sich nach (auch leckeren) Alternativen für Honig umsehen, wäre demnach gut.
Besser die Wildbiene fördern - durch den Bau artgerechter Zuhause und Pflanzung/Säen von
Blumen,.... Wildbienen bestäuben wohl erfolgreicher und sind weniger anfällig für Krankheiten (für Imker sind sie selten Interessant, da sie weniger Honig 'produzieren').
Informieren Sie sich selbst!