Mehr als 16.000 Menschen waren Ende des Jahres 2015 in Unterfranken in staatlichen Unterkünften für Asylbewerber untergebracht. Das waren sechs Mal so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Schutzsuchenden mussten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern viele von ihnen auch langfristig in unsere Gesellschaft, ins Schulsystem und den Arbeitsmarkt integriert werden. "Wir schaffen das" - hat sich das Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel bewahrheitet? Wir haben Menschen aus Unterfranken gefragt. Geflüchtete und Einheimische sagen fünf Jahre später, was in den verschiedenen Bereichen gut und was schlecht lief, was die größten Herausforderungen waren - und was ihre Wünsche für die Zukunft sind. Alle Interview finden Sie hier.
Was die Wohnraumvermittlerin sagt
Heike Bracker, 52 Jahre, ist seit 2017 als Sozialpädagogin tätig in der Wohnraumvermittlung für Deutsche und Geflüchtete beim Caritasverband für Stadt und Landkreis Würzburg.
Die größte Hürde ist, aus den Gemeinschaftsunterkünften heraus eine eigene Wohnung zu finden. Der Wohnungsmarkt ist in der Corona-Zeit noch einmal deutlich schwieriger geworden. Die Mieten steigen. Es gibt zu wenige Wohnungen. Für Einheimische ist es schwer, für Geflüchtete noch schwerer.
Es ist unheimlich viel geschafft worden. Mit großer Anstrengung seitens vieler Menschen. Um erfolgreich zu sein, braucht es erstens Geduld und zweitens, dass alle an einem Strang ziehen.
Ich wünsche mir, dass all unsere Schützlinge eine eigene Wohnung finden und dass es mehr bezahlbare ordentliche Wohnungen gibt.
Was eine Geflüchtete sagt
Nadia Nejjai, 48 Jahre, ist 2018 aus Marokko nach Deutschland gekommen. Nach eineinhalb Jahren in einer Flüchtlingsunterkunft hat sie eine Wohnung gefunden.
Ich habe überall nach einer Wohnung gesucht und nichts gefunden. In Marokko haben wir in einem normalen Appartment gelebt. Mit viel Platz. Als ich hierher kam, lebten meine drei Kinder und ich eineinhalb Jahre lang in einem Zimmer. Das war ein Schock. Doch wir hatten keine Wahl.
In Marokko hatte ich ein normales Leben, ein Auto, einen guten Job als Informatikerin in der Modebranche. Hier hatte ich erst einmal nichts. Ich konnte kein Deutsch. Dank der Hilfe der herzlichen Leute hier im Reuterhaus habe ich es geschafft.
Mein Deutsch zu verbessern und eine Arbeit zu finden.