Trotz harscher Kritik, unter anderem am schleppenden Ausbau der Windenergie sowie der fortschreitenden Flächenversiegelung, etwa durch die umstrittenen Straßenbauprojekte wie der B26n durch die Landkreise Main-Spessart und Würzburg oder der B286 zwischen Schweinfurt und Kitzingen, fiel die Bilanz des Bund Naturschutz für das Jahr 2021 in Unterfranken positiv aus. Bei ihrer Jahres-Pressekonferenz am Freitag nannten die Naturschützer fünf gute Nachrichten für die Natur in Unterfranken.
1. Die Rettung der Streuobstwiesen in Bayern hat begonnen
Einer der größten Erfolge für die heimische Natur im Jahr 2021 ist aus Sicht des Bund Naturschutz der Streuobstpakt, der im Oktober von der Staatsregierung und acht Verbänden unterzeichnet wurde. Denn Streuobstwiesen zählen zu den am stärksten gefährdeten heimischen Biotopen, so die Naturschützer. Gab es 1965 in Bayern noch rund 20 Millionen Streuobstbäume, sind heute nur noch etwa fünf Millionen übrig. Der Streuobstpakt, dessen Ziel es ist, den Bestand zu erhalten und bis 2035 eine Million Streuobstbäume neu zu pflanzen, könnte jetzt die Wende bringen, hofft der Bund Naturschutz. In ganz Unterfranken wurden bereits sechs Stellen für Streuobstmanagement eingerichtet. Jetzt komme es darauf an, ob die Ankündigungen auch umgesetzt werden, so der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. Dabei sei man auch auf die Hilfe von Landwirtinnen und Landwirten, privaten Streuobstwiesen-Besitzern und den Kommunen angewiesen.
2. Das Biogas-Blühfelder-Projekt in der Rhön hat sich etabliert
Gut für Insekten ist das 2017 initiierte und im Juni 2021 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgezeichnete Biogas-Blühfelder-Projekt in den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen. Bei dem Projekt arbeiten der Bund Naturschutz und der Bauernverband eng zusammen. Auf inzwischen gut 120 Hektar Fläche bauen Landwirte an fünf Standorten eine mehrjährige Wildpflanzenmischung an, die dann in fünf regionalen Biogasanlagen zur Energiegewinnung genutzt wird. Die Samenmischung, die die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) entwickelt hat, besteht aus 30 Pflanzenarten und soll dem Insektensterben Einhalt gebieten. Inzwischen hat sich das Projekt etabliert. Die Zahl der beteiligten Landwirte ist von anfangs zwölf auf mittlerweile 40 gestiegen.
3. Ein regionales Brot für mehr Artenvielfalt wurde im Landkreis Miltenberg kreiert
Einen weiteren Erfolg für die Artenvielfalt in Unterfranken hat die Kreisgruppe Miltenberg im Jahr 2021 errungen. Das neu kreierte "MainLandBrot", ein Ergebnis des lokalen Runden Tisches zum Artenschutz, war ursprünglich lediglich als Produkt aus der Region angedacht. Die Naturschützer konnten aber erreichen, dass die Landwirte nun zusätzlich fünf Prozent ihrer Fläche für den Naturschutz, etwa für Blühstreifen, zur Verfügung zu stellen. Regional ist die ganze Lieferkette. Auch der Honig und die Gewürze kommen aus der Region. Gemahlen wird in einer Mühle im Landkreis. Acht Bäckereibetriebe haben 2021 begonnen, das Brot zu verkaufen.
4. Für den bedrohten Feuersalamander wurde ein Artenschutzprogramm initiiert
Auch für den stark gefährdeten Feuersalamander, der von einem asiatischen Pilz befallen wird, besteht seit 2021 wieder Hoffnung. In den Niederlanden, wo sich der Pilz seit 2013 ausbreitet, ist die Feuersalamander-Population um 98 Prozent eingebrochen. Um das in Bayern zu verhindern, hat der Bund Naturschutz im März 2021 mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) und dem Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz (LARS) ein Artenschutzprogramm ins Leben gerufen, das von der Staatsregierung mit 1,7 Millionen Euro gefördert wird. Freiwillige zählen unter anderem im Spessart und in der Rhön die Larven des Feuersalamanders und entnehmen Abstriche von den erwachsenen Tieren. Ihr Ziel ist es, einen Überblick über die Population zu bekommen und herauszufinden, ob und, wenn ja, wo der gefährliche Hautpilz bereits vorkommt.
5. Europaweit einmalig: Jährlich werden 500 000 Amphibien in Bayern gerettet
Die letzte gute Nachricht betrifft die bedrohten Amphibien in Unterfranken. Um die Tiere auf dem Weg zu ihren Laichgewässern davor zu bewahren, überfahren zu werden, waren auch 2021 wieder viele Ehrenamtliche aktiv. Bayernweit werden so jährlich zwischen 500 000 und 700 000 Tiere gerettet. Die Amphibien-Rettung sei in dieser Größenordnung europaweit einmalig, sagte BN-Landesvorsitzender Richard Mergner. Alleine im Landkreis Würzburg sind es laut Steffen Jodl, BN-Regionalreferent für Unterfranken, pro Jahr etwa 5000 Tiere. In Kürze steht die nächste Amphibienrettung an. Von Ende Februar bis Ende März werden wieder 350 Freiwillige in ganz Unterfranken bei Wind und Wetter in den Morgenstunden 48 Amphibienübergänge mit einer Gesamtlänge von rund 20 Kilometern kontrollieren.