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Würzburg/Regensburg
470 Kilometer auf der Flucht: Mörder Rachid C. in Frankreich festgenommen – kommt er zurück nach Würzburg?
Am Donnerstag sprang der 40-Jährige aus einem Fenster des Gerichts in Regensburg in die Freiheit. Am Montag endete seine Flucht. Wie es nun weitergeht.
Der verurteilte Mörder Rachid C. sprang am vergangenen Donnerstag aus einem Fenster des Regensburger Gerichtsgebäudes in die Freiheit.
Foto: Armin Weigel, dpa | Der verurteilte Mörder Rachid C. sprang am vergangenen Donnerstag aus einem Fenster des Regensburger Gerichtsgebäudes in die Freiheit.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Die Handschellen klickten am Montagabend gegen 18.10 Uhr im französischen Farébersviller, einer 5400-Seelen-Gemeinde nahe der deutschen Grenze. Damit endete die Flucht von Rachid C., die am Donnerstag gegen 14 Uhr mit einem Sprung aus einem unverschlossenen Fenster im Erdgeschoss des Gerichts in Regensburg begonnen hatte.

Dort saß der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder, der im Jahr 2011 in Nürnberg eine Kiosk-Besitzerin ermordet hatte, auf der Anklagebank, weil er 2021 in der JVA Straubing mit Beamten eine Schlägerei begonnen hatte. Nach dem Vorfall wurde er in die JVA Würzburg verlegt, wo kriminelle Großkaliber eigentlich nicht sitzen.

Polizei stoppte ICE, doch der Flüchtige war nicht im Zug

Der Algerier war am Donnerstag während einer Verhandlungspause durch das Fenster eines Besprechungszimmers entkommen, wo er sich vorgeblich mit seinem Anwalt beraten wollte. Laut Polizei waren C. in der Verhandlung die Handfesseln abgenommen worden. Fußfesseln habe der 40-Jährige nicht getragen, weil er zuvor angegeben habe, am Fuß verletzt zu sein, sagte Einsatzleiter Michael Danninger am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Das passe jedoch nicht mit seiner Flucht zusammen, denn laut Zeugenaussagen soll der Mann "extrem schnell" gelaufen sein – durch Vorgärten in die Richtung eines Busbahnhofs, wo sich seine Spur zunächst verlor.

470 Kilometer auf der Flucht: Mörder Rachid C. in Frankreich festgenommen – kommt er zurück nach Würzburg?

Vermeintliche Sichtungen, etwa in einem ICE in Hannover, der am Samstagnachmittag von der Bundespolizei gestoppt wurde, oder in Schwandorf, bestätigten sich laut dem Vizepräsidenten des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Thomas Schöniger, nicht. Stattdessen hätten die Ermittler schon an eben jenem Samstag die Vermutung gehabt, dass Frankreich als Fluchtort "naheliegend" sei.

In Straßburg mit seiner Schwester gesehen

Dort habe Rachid C. Verwandte, wie Schöniger erklärte. Tatsächlich sahen französische Polizisten den Flüchtigen dann am Montag in Straßburg in einem Auto mit einer seiner Schwestern. Nachdem sich der Verdacht, dass es sich um den Gesuchten handelte, erhärtet hatte, sei der Mann in dem Ort Farébersviller etwa 110 Kilometer nördlich von Straßburg festgenommen worden.

Bei der Festnahme habe er keinen Widerstand geleistet. Sein Aussehen, insbesondere seine Haare und seinen Bart, habe er auf der Flucht verändert.

Polizei und Justiz wollen Vorfall aufarbeiten

Die weiteren Ermittlungen konzentrieren sich nun auf die mögliche Planung der Flucht und auf die Frage, ob Rachid C. Helfer hatte, wofür es laut den Ermittlern Indizien gebe. Auch der rund 470 Kilometer lange Fluchtweg soll laut Schöniger rekonstruiert werden. Zwar sei die Flucht selbst nicht strafbar, so der oberpfälzische Polizeivizepräsident. Es stelle sich aber die Frage, ob C. auf seiner Flucht andere Delikte wie Körperverletzungen oder Sachbeschädigungen begangen hat.

Nach einem Austausch mit der oberpfälzischen Justiz und der Polizei in Unterfranken soll der Vorfall nun "gründlich nachbereitet werden", so Schöniger weiter. Die beiden Beamten, die C. im Gericht bewachen sollten, kamen aus Würzburg.

Aktuell befindet sich C. in Frankreich in Haft. Eine Auslieferung nach Deutschland werde zeitnah erfolgen, heißt es laut Polizeiangaben. Ob er dann wieder zurück nach Würzburg kommt, ist offen. "Die aufnehmende Justizvollzugsanstalt steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest."

 
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  • M. G.
    Die beiden Beamten aus Würzburg sind wohl mit dem Polizeidienst überfordert? Oder wie soll es mit denen weitergehen? (denen ist er ja entwichen!)
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  • B. F.
    eine Richterin hatte angeordnet, dass die FEsseln abgenommen werden, und wenn es Vorschrift ist, dass der Häftling mit dem Anwalt alleine zur Besprechung in einem Raum ist ??? Die Schuld ist erst mal in Regensburg zu suchen, warum er so einfach ein Fenster öffnen konnte??
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    Es ist immer einfach, den einfachen Beamten die gesamte Schuld in den Schuh zu schieben. So einfach dürfen wir uns es aber nicht machen. Es gibt auch eine Gesamtverantwortung. Ich empfehle auch ein Aufklärungsteam mit Fachleuten außerhalb Bayerns zu beauftragen. Aus Gründen.
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  • R. D.
    Warum hat so ein Gewalttäter keine Hand- und Fußfesseln an wenn er außerhalb des Gefängnisses unterwegs ist? Wer hat das entschieden? Ein linkslastiger Richter in Regensburg?
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  • C. G.
    Was hat das mit der politischen Einstellung zu tun? Als ob ein politisch links orientierter Richter (gibt es sowas eigentlich?) nicht ordnungsgemäß entscheiden würde!
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    Ich hoffe ja, das die anderen Ministerpräsidenten Söder ausreichend Ratschläge erteilen.
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  • H. S.
    @Arcus
    Ihre Bemühungen, die CSU als Inkompetent in Sachen innere Sicherheit darzustellen, sind doch einfach nur lächerlich. Im Rot-Grün-Roten Berlin wurden vorletztes Jahr 2200 Autos geklaut, in München warens 72.
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    Vielleicht erinnern sie , daß Berlin nahe der polnischen Grenze liegt.
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  • H. S.
    Was wollen Sie damit sagen? Etwas das die Polen gerne Autos klauen? Solche rassistischen Äußerungen bin ich von ihnen gar nicht gewohnt...
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    Bevor Sie hier weiter Fake News verbreiten, habe ich mal beim Gesamtverband der Versicherer nachgefragt. die konnten ihre Zahlen nicht bestätigen.
    Der Gesamtverband der Versicherer schrieb mir: „ Autodiebe haben im vergangenen Jahr in Bayern 421 kaskoversicherte Pkw gestohlen.“
    Meist schreibt ja die Mainpost „Kommentarzensur“ in solchen Fällen Sie direkt an und fordert einen Quellennachweis. Scheinbar gilt das aber nur dann, wenn bezüglich Alkoholtote kommentiert wird.
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    Neben den kaskoversicherten Fahrzeugen soll es noch eine Menge Fahrzeuge geben, die nicht Diebstahlversicherung sind. Die sind in der vom Versicherungsverband enthaltenen Zahlen noch gar nicht erhalten.
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  • H. S.
    @Arcus
    https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autokatalog/marken-modelle/auto/autodiebstahl-statistik/
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  • H. S.
    @Arcus...sie als grüner Provinzpolitiker sollten mehr Anstand haben. Aber grüne machen schon immer auf dicke Hose ohne dass was drin ist
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  • U. S.
    Immerhin hat er es bis nach Frankreich geschafft. Beängstigend!
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