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Würzburg
30 Jahre später: Klanggarten kehrt zurück nach Würzburg
Er war das Highlight der LGS 1990: Der Klanggarten auf der Würzburger Skulpturenwiese. Nun kehrt er zurück in die Domstadt. Der Komponist erklärt, wie man ihn erleben kann.
Burkard Schmidl auf dem Gelände hinter der Umweltstation Würzburg. Hier wird nach 30 Jahren der Klanggarten nach Würzburg zurück kommen.
Foto: Johannes Kiefer | Burkard Schmidl auf dem Gelände hinter der Umweltstation Würzburg. Hier wird nach 30 Jahren der Klanggarten nach Würzburg zurück kommen.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:25 Uhr

Naturgeräusche aus vielen Lautsprechern: Im Jahr 1990 präsentierte Burkard Schmidl im Rahmen der Landesgartenschau seine erste Klanginstallation. Welche damals nicht nur in kurzer Zeit zum Highlight der Gartenschau wurde, wie der Künstler selber sagt, sondern auch innerhalb weniger Jahre zu Deutschlands bekanntestem Werk der Klangkunst. Genau 30 Jahre später kehrt diese nun nach Würzburg zurück. Und zwar genau an den Ort, an dem alles begonnen hat: der Skulpturenwiese an der Umweltstation. Der Würzburger Komponist und Klangkünstler Schmidl erzählt im Gespräch, wie er damals auf die Idee des Klanggartens gekommen ist und welches Gefühl es ist, nach 30 Jahren an den "Tatort" zurück zu kehren. 

Frage: Sie haben vor 50 Jahren als Musiker angefangen. Nach dem Klanggarten haben Sie mehr als 50 Installationen realisiert und sich angesichts des damit verbundenen Zeitaufwandes mehrere Jahrzehnte vom Live-Geschehen zurück gezogen. Erst seit einigen Jahren kann man Sie wieder gelegentlich auf der Bühne erleben. Mal Hand aufs Herz: Was bevorzugen Sie? Keyboard oder Komposition?

Burkard Schmidl: Keyboard spielen und Komponieren ging bei mir eigentlich schon immer Hand in Hand. Schon als Kind fragte mich meine Klavierlehrerin, warum ich am Instrument so versiert sei, obwohl ich ganz offensichtlich ihre Hausaufgaben vernachlässigte. Dann spielte ich ihr eine Jazz-Improvisation über ein eigenes Stück vor und sie realisierte, dass es keine Faulheit war, sondern ich mein Hauptaugenmerk auf meine eigenen Kompositionen legte. Die Instrumente waren für mich in erster Linie die Werkzeuge, um meine Ideen umzusetzen. Phasenweise war ich sicher mal mehr Keyboarder, aber in den letzten Jahrzehnten habe ich das Instrument fast nur noch benutzt, um meine Kompositionen am Computer einzuspielen. Genauso viel Freude, wie das Spielen oder Komponieren, ist es mittlerweile für mich, die künstlerischen Konzepte zu entwickeln, auf denen die Installationen basieren.

30 Jahre nach dem Erfolg des Klanggartens haben Sie vor Kurzem wieder auf dem gleichen Gelände ein Solo-Konzert gespielt. War das ein Gefühl des Heimkommens?

Schmidl: Das hat einen riesen Spaß gemacht und zum Glück nicht nur mir, sondern auch dem Publikum. Die Menschen sind derzeit kulturell etwas ausgehungert und ich habe es als schönes Gemeinschaftsgefühl empfunden, die Bastion wieder mit eigener Musik zu beleben. Natürlich ist es ein wichtiger Ort für mich. Ich bin in den letzten 30 Jahren vermutlich musikalisch und auch menschlich gereift und auch aus den Bäumchen von damals sind in derselben Zeit stattliche Bäume geworden. Es hat schon etwas Bewegendes, wenn man sich dessen bewusst wird. Das ist ja ein Reiz im Alter, dass man auch schon mal über größere Zeiträume blicken kann.

Apropos Klanggarten: In diesem Jahr wird es in Würzburg erstmals wieder einen geben. Wie kam es dazu?

Schmidl: Die Idee hatte Karl-Georg Rötter, den meisten Main-Post-Lesern sicher noch bekannt. Er war ja Mitinitiator des Festivals "Kultur ausm Hut", das auch den Rahmen für die Installation bildet. Er machte mich aufmerksam, dass der Klanggarten ein Jubiläum feiert und, angesichts der Veranstaltung an diesem Ort, würde sich das anbieten. Wenige Tage später sprach er darüber mit dem Rechtsanwalt Karl-Georg Moser, dem die Idee spontan so gut gefiel, dass er anbot, die gesamte Finanzierung zu übernehmen. So vergingen von der Idee bis zum Beschluss kaum mehr als drei Wochen. Ich stehe immer noch unter positivem Schock, wie schnell Dinge in Würzburg passieren können.

Das klingt, als würden Sie sich wirklich sehr freuen..

Schmidl: Für mich ist es immer toll, wenn ich etwas in der Geburtsstadt realisieren kann. Die meisten meiner Installationen realisiere ich ja deutschlandweit. Aber natürlich ist es etwas ganz Besonderes für mich, meine Klanginstallation genau an dem Ort zu realisieren, an dem sie vor 30 Jahren meine musikalische Laufbahn in eine neue Richtung lenkte.

Der Klanggarten bestand aus Lautsprechern, aus denen der Gesang von Vögeln und Walen sowie andere Naturgeräusche kamen. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen?

Schmidl: Mein Freund, der Drummer Freddy Setz, kam mit der Idee, angesichts der geplanten LGS, ein Konzert zu geben. Ich hatte aber gerade die Bundesrepublik Deutschland bei den Olympischen Spielen in Seoul vertreten und stand noch frisch unter dem Eindruck, welcher konzeptionelle Aufwand dort betrieben wurde. Er, meine Frau und ich machten ein Brainstorming und tauschten Ideen aus. Dabei erinnerte ich mich, dass in einem Amsterdamer Park mal Lautsprecher in Bäumen installiert waren, die einzelne elektronische Töne wiedergeben sollten, wenn Menschen sich dem Baum nähern. Das inspirierte mich zu einer richtigen Komposition, eigens für ein mehrkanaliges Lautsprechersystem in den Bäumen. Während der Installation war ich teilweise gerade auf Tour und so managte meine Frau Evelyn die Installation. Ich erinnere mich noch gut, wie sie mir am Telefon verkündete, dass alles klappt und dass es herrlich klingt.

Wird es in diesem Jahr genauso aussehen wie damals? Oder gibt es gewisse Neuerungen?

Schmidl: Neben vielen anderen Konzepten von mir gibt es drei Klanggarten-Werke, die zu unterschiedlichen Gartenschauen entstanden sind. Das Werk Klanggarten ist also eine Trilogie. Angesichts des Jubiläums wird "Klanggarten Vol. 1"  zu erleben sein, also genau das Projekt, das vor 30 Jahren am selben Ort Uraufführung hatte.

Der Klanggarten hat Sie damals deutschlandweit zu einem sehr bekannten Klangkünstler gemacht. Wie oft werden Sie heute noch darauf angesprochen?

Schmidl: Es gibt mehrere Festinstallationen in Deutschland und Italien, in denen die Klanggarten-Trilogie seit Jahrzehnten zu hören ist. Insofern werde ich natürlich auch häufig darauf angesprochen. Ich gehöre aber zu den Künstlern, deren Name bei weitem nicht so bekannt ist wie ihre Werke. So kommt es manchmal vor, dass ich im Raum Würzburg auf Rückfrage, ob man etwas von mir kennt, sage, dass ich den Klanggarten auf der ersten LGS gemacht habe, und dann habe ich schon den Eindruck, dass die Erinnerung manchmal ein kleines Funkeln in den Augen generiert. Viele Menschen versichern mir auch glaubhaft, dass ihnen das Projekt sehr gut getan hat. Aus diesem Grund wird die Installation ja teilweise auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Für viele Leute heißt das Areal, auch nach 30 Jahren noch, einfach Klanggarten.

Der Klanggarten wird an allen Wochenenden (Freitag, Samstag und Sonntag) im September jeweils von 14 bis 19 Uhr auf der Skulpturenwiese an der Würzburger Umweltstation zu erleben sein. Der Eintritt ist frei. Die Besucher werden gebeten, nach Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu kommen, da die Parkplatzkapazitäten rund um die Umweltstation limitiert sind.

 
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  • I. F.
    Da freue ich mich...

    ...wirklich drauf grinsen
    Es war ein Ort der Entspannung und Ruhe mit fantastischen Sphärenklängen dieses Künstlers. Inmitten der vielen Menschen damals bei der LGS am Festungsberg konnte man sehr gut die Seele baumeln lassen.

    Wir werden sicherlich dabei sein grinsen

    MfG und ... bleiben sie alle gesund!
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