Seit 20 Jahren schon ermöglicht die Kinderuni in Würzburg Kindern zwischen sechs und dreizehn Jahren einen Einblick in die Welt der Wissenschaft. Und das unabhängig davon, aus welcher gesellschaftlichen Schicht sie kommen und welchen Hintergrund sie haben, sagt Hannah Genheimer, wissenschaftliche Referentin der Universität Würzburg. Sie ist maßgeblich für die Organisation der Kinderuni verantwortlich. 

An vier Tagen im Jahr finden spezielle Vorlesungen statt, die nicht nur kindgerecht, sondern auch interaktiv und unterhaltsam gestaltet seien. Ob es um Artenvielfalt, Klimawandel, Medizin oder – wie im vergangenen Jahr – um Fußball und sogar Harry Potter geht, das Programm ist vielfältig und begeistert Genheimer zufolge sowohl die jungen Teilnehmer als auch die Dozenten.

"Wir wollen, dass die Universität für alle da ist, und das fängt bei den Kleinsten an", sagt Genheimer. Der Anspruch der Kinderuni sei es, allen Kindern die Möglichkeit zu geben, in die Universität hineinzuschnuppern und zu erleben, wie spannend Wissenschaft sein kann. "Die Kinder erleben echte Vorlesungen, sprechen mit Dozenten und bewegen sich in den Räumen der Universität – das ist für viele ein echtes Highlight."

Dozenten werden für einen Tag zu Stars der kleinen Studenten in der Uni Würzburg 

Das Konzept geht auf: Die Vorlesungen sind in der Regel mit bis zu 500 kleinen Wissenschaftsfans gut besucht. Damit niemand zu kurz kommt, werden die Veranstaltungen zweimal hintereinander angeboten. Im Hörsaal Audimax der Universität dürfen dabei nur die Kinder sitzen, während Eltern und Geschwister in einem separaten Raum per Live-Übertragung zuschauen. Für die kleinen Teilnehmer sei es nicht nur ein Schritt in die Welt der Wissenschaft, sondern auch ein Mutmacher, alleine im Hörsaal zu sitzen.

Für die Dozenten bedeute die Arbeit mit den Kindern eine ganz besondere Herausforderung. "Viele sagen vorher, dass sie noch nie vor Kindern gesprochen haben und nicht genau wissen, worauf sie sich einlassen", erzählt Genheimer. Doch die Mühe lohne sich. Die Kinder seien aktiv, stellten Fragen, hätten leuchtende Augen. Viele lassen sich mit den Dozenten fotografieren. "Für einen Tag sind die Dozenten für die Kinder echte Stars", sagt Genheimer. Am Ende einer Vorlesung seien die Vortragenden zwar "fix und fertig", aber auch begeistert von der Resonanz.

Bei einer Vorlesung zum Thema Fußball, erzählt Genheimer, sei die Stimmung im Raum anfangs ruhig gewesen – bis der Dozent Bilder berühmter Fußballer zeigte und die Kinder aufforderte, die Nachnamen zu rufen: "Es war ein bisschen wie im Fußballstadion. Der Dozent rief: Lukas. Daraufhin schallte es 'Podolski!' durch den Saal."

Ehemalige Kinderuni-Studenten: Die Vorlesungen prägen sie nachhaltig 

Die Kinderuni hinterlässt bleibende Eindrücke – auch bei ehemaligen Teilnehmern. Julius Kleespies, der als Kind regelmäßig die Kinderuni besuchte und stolzer Besitzer von drei goldenen Diplomen ist, beschreibt seine Zeit dort als prägend: "Die spannenden Themen und die Art, wie sie erklärt wurden, haben meine Neugier geweckt", erzählt der 21-Jährige, der inzwischen eine Ausbildung als Versicherungsfachmann gemacht hat, und derzeit über ein Studium nachdenkt. "Man hat gemerkt, wie schön es ist, neues Wissen zu erlangen." Besonders die medizinischen Vorlesungen hätten ihn fasziniert. Es sei für ihn spannend gewesen, mehr über den menschlichen Körper zu erfahren.

Kleespies sieht die Kinderuni als eine Art Motivation, die ihm auch in der Schule geholfen hat. "Es hat einfach Spaß gemacht zu lernen, und ich hatte das Gefühl, dass die Dozenten mit viel Leidenschaft dabei waren. Man hat sich als Kind erwachsener gefühlt, weil man an der Universität war."

Von der Kinderuni ins Studium

Eine andere ehemalige Teilnehmerin ist Genheimer zufolge mittlerweile Studentin an der Universität Würzburg und arbeitet als studentische Hilfskraft selbst bei der Organisation der Kinderuni mit: "Es ist schön zu sehen, dass manche Kinder sogar später an die Uni zurückkehren."

Die Kinderuni sei mehr als nur eine Serie von Vorlesungen. Sie ist für Genheimer ein Herzensprojekt, das Menschen zusammenbringt und für viele Familien ein fester Bestandteil im Jahreskalender geworden ist. "Es ist eine tolle Gelegenheit, dass Kinder die Uni kennenlernen, egal mit welcher Herkunft", sagt Genheimer. Die Universität Würzburg habe sich auf die Fahnen geschrieben, Wissenschaft für die Gesellschaft zu machen – "und dazu gehören eben auch die Kleinsten."

Für ihre Teilnahme erhalten die Kinder sogar einen eigenen "Studentenausweis" und ein Vorlesungsbuch. Für jede Vorlesung gibt es einen Stempel, und wer regelmäßig teilnimmt, kann sich am Ende über ein Diplom freuen. "Für die Kinder ist das eine zusätzliche Motivation", so Genheimer. Und die Begeisterung der Eltern sei ebenfalls spürbar: "Manche Familien bedanken sich bei uns auf ganz besondere Weise. Einmal hat uns eine Familie sogar Kuchen gebacken!"

Die Kinderuni startet ihr Programm am 19. Oktober mit einer Vorlesung zum Thema "Heißzeit im Boden - Klimawandel und der Regenwurm und Co." Weitere Infos zu geplanten Vorlesungen und zur Anmeldung  unter https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/einblick/single/news/20-jahre-kinderuni/