Der früher als Milchwerke Mainfranken bekannte Betrieb der Bayerischen Milchindustrie (BMI) in Würzburg wird an den französischen Konzern Lactalis verkauft. Das teilte die Noch-Eigentümerin, die Genossenschaft BMI, am Dienstag in Landshut mit.
Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte BMI, dass die 151 Beschäftigten in der Produktion in Würzburg von Lactalis übernommen werden. Gleiches gelte für die 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung. Die Konditionen rund um Gehalt und Urlaub sowie sonstige Vereinbarungen blieben unverändert. Außerdem sei mit Lactalis eine Beschäftigungsgarantie für ein Jahr vereinbart worden.
BMI will sich nach eigenen Angaben stärker auf die Geschäftsfelder Käse und Zutaten konzentrieren. Deshalb werde der Bereich Frische an Lactalis verkauft, zu dem unter anderem Joghurt, Quark, Sahne und Trinkmilch gehören. Auf diese Produkte sowie auf Sauermilcherzeugnisse, Kaffeegetränke, Desserts und Puddings ist das Werk in Würzburg spezialisiert.
Welche Rolle BMI in Deutschland spielt
BMI sieht sich mit seinen sieben Werken in Bayern und Sachsen-Anhalt als eines der größten Molkereiunternehmen in Deutschland. Der Genossenschaft seien 1200 Milchlieferanten angeschlossen, der Jahresumsatz habe zuletzt 665 Millionen Euro betragen. Entsprechende Zahlen für Würzburg teilte BMI trotz Anfrage nicht mit.
Lactalis vereinbare im Zuge des Vertrags mit BMI neue Milchlieferverträge , heißt es in der Mitteilung weiter. Erzeugerinnen und Erzeuger, deren Milch bislang in Würzburg verarbeitet wird, "werden voraussichtlich in Zukunft Lactalis beliefern". Änderungen bei den Liefermengen seien nicht zu erwarten.
Lactalis: Würzburg ganz, Zapfendorf nur indirekt
Der Verkauf der Frische-Sparte an Lactalis betrifft neben Würzburg auch das BMI-Werk in Zapfendorf bei Bamberg. Allerdings werde BMI dort künftig für die Franzosen in Lohnfertigung produzieren, während Lactalis in Würzburg "den kompletten Standort mit allen Gebäuden und Maschinen" übernehmen werde. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
Trotz des Verkaufs gehe es BMI darum, "die Arbeitsplätze, das dazugehörende Markengeschäft und damit die Frische-Standorte insgesamt zusammenzuhalten". Wie es in der Mitteilung weiter heißt, wolle Lactalis "die erfolgreiche Arbeit der BMI mit ihren regionalen Marken Frankenland, Thüringer Land und Haydi fortführen".
Vertrag ist wohl Mitte des Jahres in trockenen Tüchern
Der französische Konzern und die Landshuter Genossenschaft wiesen übereinstimmend darauf hin, dass der Vertrag noch von Kartellbehörden geprüft werden müsse. Der Abschluss der Verhandlungen werde für Mitte des Jahres erwartet.
Lactalis sieht sich als Weltmarktführer für Molkereiprodukte. Der Familienkonzern aus dem westfranzösischen Laval hat nach eigenen Angaben in 52 Ländern insgesamt 85.000 Beschäftigte und ist vor allem auf Käse ausgerichtet. Der Jahresumsatz des Konzerns lag zuletzt bei 21 Milliarden Euro.
Mit welchen Marken Lactalis bekannt geworden ist
In Deutschland vermarktet Lactalis Marken wie Président, Leerdammer und Galbani. Der nationale Sitz ist im mittelbadischen Kehl am Rhein.
Die Würzburger Milchwerke gingen 2008 in der BMI auf. Sie waren 1915 von örtlichen Milchhändlern als Einkaufsgenossenschaft gegründet worden. Mitte der 1980er Jahre nahm das Werk im Gewerbegebiet Ost im Würzburger Stadtteil Lengfeld seinen Betrieb auf.
Die 1952 in München gegründete BMI hat einen Exportanteil von 49 Prozent. 2011 schloss das Unternehmen eine Molkerei in Bad Kissingen mit 45 Beschäftigten.
Das beste Beispiel sind unsere VR-Banken. Das waren früher ortsbezogene, kleine Genossenschaften - da hatte der einzelne "Genosse" mit seiner Stimme in der Genossenschaftsversammlung auch noch Gewicht.
Spätestens nach dem Zusammenschluss von drei kleinen Genossenschaftsbanken wird die Genossenschaftsversammlung so groß, dass das oft nur noch "Vertreterversammlungen" sind, das Ganze für den einzelnen "Genossenschaftler" zu unübersichtlicht geworden ist, die Führung der Bank letztendlich nur noch Dollar- bzw. Eurozeichen sieht und gar nicht mehr den eigentlichen Sinn der Genossenschaftsbank im Blick hat. Es wird immer mehr expandiert, immer weiter fusioniert - und am Ende ist eine Größe erreicht, dass es eigentlich vollkommen wurscht ist, ob das eine Genossenschaft ist, eine AG oder welche Rechtsform auch immer das Unternehmen hat!
Im Falle einer Genossenschaft ist der einzelne Genossenschaftler egal!
Eine treffende Analyse!
Bei den Sparkassen sieht es auch nicht anders aus, Doller- bzw Eurozeichen im gierigen Auge und überall geschmacklose Protzpaläste hinstellen. Der kleine Kunde zählt nicht mehr.
Eine traditionsreiches unterfränkisches Institut treibt es sogar noch weiter: keine Schalterhalle im üblichen Sinn mehr, alle Auszugsdrucker abgeschafft und ab übermorgen wird auch noch der letzte Geldautomat entfernt.
Die Aussage ist klar: Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller bekommen einen Tritt in die Rückseite, das Ziel ist die Vermögensverwaltung der Großen.
👍
Da wäre der Begriff „nachhaltig“ mal richtig angewandt!
Leider hatten andere regionale Milchverarbeitungsbetriebe nur an den Sahnestücken der liefernden Landwirte Interesse und viele kleine wären ohne Abnehmer dagestanden. Wir als Lieferante
an die Milchwerke Mainfranken sind auch nicht gerade erfreut, das ein französischers Unternehmen den Zuschlag erhalten hat, sehen aber positiver in die Zukunft, wie es derzeit mit der BMI ist.
Unterstützen Sie Bitte weiterhin die regionale Landwirtschaft !
Und wer ist der Käufer? Ein Unternehmen, das bisher vor allem im Käse-Bereich aktiv ist.
Irgendwie widerspricht sich das!