Vor 150 Jahren beginnt die Geschichte der Firma "Viktor Nußbaumer – Bestes für Küche und Gastlichkeit GmbH & Co. KG" aus Kürnach. Was 1874 noch ein kleiner Molkereibetrieb war, ist inzwischen einer der größten Lebensmittelgroßhändler und -zulieferer in der Region um Würzburg. Zum Kundenstamm zählen viele klassische Gastronomiebetriebe und Hotels, aber auch Einrichtungen wie Altenheime, Schulen oder Justizvollzugsanstalten.
Einer der aktuellen Geschäftsführer ist Peter Nußbaumer, der das Familienunternehmen nun bereits seit 2013 in der fünften Generation führt. Als gleichberechtigter Partner wird er von Markus Bammes unterstützt, der schon 2006 von Viktor Nußbaumer, Peter Nußbaumers Vater, in die Geschäftsführung integriert wurde.
Das familiäre Erbe der Nußbaumer-Familie sehen die beiden als Verpflichtung. Dennoch wollen sie sich nicht alleine auf Traditionen besinnen, da eine solche Einstellung dem Fortschritt des Unternehmens im Weg stehen würde. Peter Nußbaumer, der als Kind in der Privatwohnung auf dem damaligen Firmengelände aufwuchs, ist für den reibungslosen Betrieb verantwortlich, Markus Bammes dagegen kümmert sich vor allem um Vertriebsangelegenheiten.
1886: Ein eigenes Feinkost-Geschäft in der Würzburger Innenstadt
Die Anfänge des Betriebs liegen noch auf dem Gebiet des Klosters Tückelhausen in der Nähe von Ochsenfurt, damals als einfacher, familiärer Molkereibetrieb. Die Nußbaumers brachten ihre Waren zu dieser Zeit mit dem Pferdewagen auf den Markt in Würzburg. Im Jahr 1886 folgte dann ein wichtiger Schritt für die Familie: Mit einem eigenen Feinkost-Geschäft in der Würzburger Innenstadt erschloss man neue Vertriebswege. Das bedeutete auch, dass man mehrmals täglich die 20 Kilometer Luftlinie zwischen dem Betrieb und dem Laden zurücklegen musste. Im Zweiten Weltkrieg fiel das Geschäft dem Bombenangriff der Alliierten auf Würzburg zum Opfer, aber allen Umständen zum Trotz existierte die Firma weiter. "Im Krieg und danach wurde auch gegessen", sagt Peter Nußbaumer.
Im Jahr 1984 erfolgte ein Umdenken. Man trat von nun an nicht mehr als Einzelhändler für den täglichen Bedarf auf, sondern konzentrierte sich auf den Großhandel für Gastronomie und Co.
Kurz nach der Jahrtausendwende begann für Nußbaumer auch der Umzug ins neue Logistikzentrum nach Kürnach, wo man heute seinen Hauptsitz hat. Gut 200 Mitarbeiter, darunter 42 Fahrerinnen und Fahrer und fast 100 Angestellte in der Logistik halten dort den Betrieb am Laufen.
Umsatz von gut 70 Millionen Euro im Jahr
Wie wichtig die Gastronomie für die Menschen ist, habe man direkt im Anschluss an die Corona-Pandemie gesehen, als alle sofort wieder in die Restaurants strömten, sagt Markus Bammes. Entwicklungen wie das Gastro-Sterben auf dem Land nehme man bei Nußbaumer zwar zur Kenntnis, dennoch sei das Unternehmen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen – die Corona-Jahre ausgenommen. Aktuell verzeichnet Nußbaumer nach Firmenangaben einen Umsatz von gut 70 Millionen Euro im Jahr.
Für die Zukunft wünscht man sich beim Kürnacher Lebensmittel-Zulieferer, weiterhin unabhängig zu bleiben. Die Basis dafür ist die langjährige Zugehörigkeit zum Service-Bund, einem Verbund von 32 mittelständischen Lebensmittelgroßhändlern.
"Die Bio-Nachfrage ist vor gut 15 Jahren massiv aufgekommen und wird immer wichtiger", sagt Markus Bammes. Man müsse immer mehr Ernährungsgewohnheiten berücksichtigen und darauf achten, dass die Menschen das Essen schnell und bequem zubereiten wollen. Neben vegetarischen und veganen Mahlzeiten gehört dazu ebenso, dass Küchen aus anderen Kulturen für neue Geschmäcker gesorgt haben. "Die Globalisierung ist längst auf unseren Tellern angekommen."