
Vor wenigen Tagen hat ein Traktor mit einem landwirtschaftlichen Gespann bei Riedenheim beinahe eine E-Bike-Fahrerin überfahren. Am Steuer: ein 13-Jähriger. Erlaubt ist das nicht. Zumindest nicht auf öffentlichen Straßen. Denn während für das Fahren auf dem eigenen Grundstück keine Altersbegrenzung gilt, gibt es den Traktorführerschein in der Regel erst mit 16 Jahren, in Ausnahmefällen mit 15. Doch wie gefährlich ist es, wenn Jugendliche große Maschinen steuern? Und wie häufig kommt das vor?
Dass sich Minderjährige hinters Steuer von Traktoren setzen, ist laut Wilfried Distler in landwirtschaftlichen Betrieben keine Ausnahme. "Wir haben Jugendliche, die schon mit 15 Jahren die Ausbildung zum Landwirt anfangen", sagt der Geschäftsstellenleiter des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Würzburg. Dazu gehöre auch, den Umgang mit den Maschinen zu lernen. Deshalb halte er es für äußerst wichtig, dass Jugendliche mit 16 Jahren den benötigten Führerschein der Klasse L oder T machen können und nicht bis zur Volljährigkeit warten müssen.
Höheres Unfallrisiko bei Fahranfängern
Und unter 16 Jahren? Solange es auf dem eigenen Grund und innerhalb der gesetzlichen Regelungen passiert, hält Wilfried Distler es nicht für problematisch, wenn auch jüngere Kinder und Jugendliche Traktoren steuern dürfen.
Denn durch den Umgang mit den Maschinen könne die Faszination junger Menschen für die Landwirtschaft geweckt werden, sagt er: "Als Bauernbub gibt es eigentlich nichts Größeres, als wenn du auf dem Acker mal einen Schlepper fahren darfst." Allerdings sollten die Verantwortlichen aus seiner Sicht für ein sicheres Umfeld sorgen.
Das bekräftigt auch Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Denn von jungen Fahranfängerinnen und Fahranfängern gehe generell ein höheres Unfallrisiko aus. Neben der mangelnden Erfahrung komme bei ihnen das sogenannte "Jugendlichkeitsrisiko"dazu, sagt Brockmann: "Bei Jugendlichen ist nicht nur das Gefahrenbewusstsein noch nicht so stark ausgeprägt, sie nehmen Risiken auch bewusst in Kauf – zum Beispiel, um Gleichaltrige zu beeindrucken."
Das Fahren auf dem Hof oder den eigenen Äckern, das gesetzlich auch für unter 16-Jährige erlaubt ist, bereitet aus seiner Sicht nur sehr begrenzt auf den Straßenverkehr vor. "Dort lernt man zum Beispiel nicht, andere Verkehrsteilnehmer einzuschätzen", sagt der UDV-Leiter.
Unfälle mit jungen Traktorfahrern sind in Unterfranken selten
Unabhängig vom Alter der Fahrer und Fahrerinnen sind Unfälle mit Traktorbeteiligung verhältnismäßig selten, wie Auswertungen des UVD zeigen. Ergebnisse einer aktuellen Studie bilden aber auch ab, dass solche Unfälle besonders häufig Schwerverletzte oder Todesopfern zur Folge haben.
Auch in der Region sinke die Zahl der Traktorunfälle kontinuierlich, sagt Enrico Ball, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. 2020 wurden nach Polizeiangaben insgesamt 79 Unfälle, 2021 68 Unfälle und 2022 66 Unfälle registriert, an denen Traktoren beteiligt waren. Davon wurden im Jahr 2020 zwei, 2021 einer und 2022 drei von unter 18-Jährigen verursacht. Die Zahl der Unfallverursacher unter 18 bleibe damit auf sehr niedrigem Niveau, so Ball.
Auch Jugendliche unter 16 Jahren, die unerlaubt im Straßenverkehr Traktor fahren, sind aus Sicht des Polizeipräsidiums eher der Ausnahmefall: "In ländlichen Regionen wird im Rahmen der routinemäßig durchgeführten Verkehrskontrollen natürlich auch ein großes Augenmerk auf derartige Verstöße gelegt", sagt Ball. 2019, 2021 und 2022 wurde allerdings jeweils nur ein einziger Fall zur Anzeige gebracht.
Das ist ein Kommentar ohne jegliche Überlegung ! ! !
Überlässt ein Halter sein KFZ einem Fahrer ohne Fahrerlaubnis macht er sich strafbar.
Die Versicherung wird Regress fordern, da diese Überlassung eine klare Obliegenheitsverletzung darstellt.
Das alles interessiert keinen so lange nichts passiert. Den meisten Landwirten dürfte aber nicht bewusst sein, welches Risiko sie eingehen wenn selbst der Bauernverband kein Problem sieht.