Der Frankenbund nimmt als "Vereinigung für fränkische Landeskunde und Kulturpflege" das traditionell zersplitterte Franken als Einheit in den Blick. Gegründet wurde der Verein am 11. Oktober 1920. Die Feier zum 100-jährigen Bestehen fand jedoch erst jetzt, ein Jahr später, statt. Die Corona-Krise hatte den schon geplanten Festakt verhindert. Immerhin konnte damals eine Gedenktafel am Gründungsort, dem Hotel Franziskaner in der Würzburger Innenstadt, angebracht werden. Der Festakt und der anschließende Staatsempfang der Bayerischen Staatsregierung fanden nun am Samstag im Museum für Franken auf der Festung Marienberg statt.
Von den etwa 7000 Vereinsmitgliedern kamen nicht alle zum Festakt, einige verfolgten auch die Übertragung per Livestream im Internet. Absagen musste auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Ihn vertrat Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach. Die Aschaffenburgerin stellte die Bedeutung des Bundes heraus, der die "regionale Identität" fördere und "einen wichtigen Beitrag für die gesellschaftliche Stabilität in unserem Land" leiste. Der Verein verstehe sich nicht als "Bollwerk der Abwehr". Vielmehr biete er Hilfestellung denen, die in Franken heimisch werden wollten.
Das Jahr 1920 war ein Jahr der Verunsicherung. Auf den Zusammenbruch der alten Ordnung der Monarchie bei Kriegsende folgten Revolutionswirren. Am 11. Oktober fanden sich Bürger zusammen und gründeten den Frankenbund. Mit einer Stärkung des Regionalbewusstseins wollten sie "die sichtbar gewordenen Brüche in der Gesellschaft" überwinden, beschrieb Paul Beinhofer, Vorsitzender des Frankenbunds, ihren Antrieb. Von Anfang an habe sich der Verein als überparteilich und überkonfessionell verstanden. Ein fränkischer Separatismus habe ebenso wenig zum Selbstverständnis gehört wie "dumpfe Parolen der Abgrenzung".
Ziel ist die Pflege des fränksichen Kulturerbes
Das Konzept hatte Erfolg: Es gelang, so unterschiedliche Regionen wie die lutherisch-industriell geprägte Reichsstadt Nürnberg mit dem katholischen-fürstbischöflichen Würzburg zu verbinden. Heute besteht der Frankenbund aus 27 Ortsgruppen, die über die bayerischen Landesgrenzen hinweg auch Tauberfranken und Südthüringen umfassen.
Damals wie heute setzt sich der Frankenbund dafür ein, die fränkische Kultur und Geschichte zu bewahren und zwar wissenschaftlich fundiert und dennoch allgemeinverständlich formuliert. In einem "Europa der Regionen" habe der Frankenbund heute den Auftrag, "den Menschen ihre Heimat zu erschließen und selbstbewusst zu erhalten", stellte Beinhofer fest.
Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte
Und: Der Frankenbund setzt sich auch differenziert mit seiner eigenen Geschichte auseinander. In seiner Festrede ordnete Professor Werner K. Blessing, 2. Bundesvorsitzender, die Gründung in die Heimatschutzbewegung der Zeit um 1900 ein. Einer als "seelenlos" empfundenen Moderne habe der Initiator des Frankenbundes, der Bamberger Gymnasiallehrer Dr. Peter Schneider (1882-1958), den "Mythos des Frankenstamms" als einer der "gewaltigsten Wurzeln" Deutschlands gegenübergestellt. Blessing beschrieb ihn als "einen sendungsbewussten von seiner Mission besessenen Mann".
Als im Mai 1933 Mitglieder des nationalsozialistischen Kampfbundes den Bundestag stürmten, sei Schneider "schockiert" gewesen. Mit seinem Stammesbegriff habe sich der Frankenbund dennoch als anschlussfähig an das völkische Denken erwiesen und konnte geduldet fortbestehen. Die Geschichte des Frankenbundes bis zum Tod Schneiders 1958 sei daher auch eine Geschichte "verdrängter Verführung", so Blessing.