
Es gehöre Mut dazu, auf einem gemischten Musikfestival eine Metalcore-Band als eine der Headliner zu buchen, sagt Kevin Kearns, Sänger der Band "The Legion:Ghost" am Samstagabend auf der Bühne der "Comet Stage" in Richtung Publikum. Mut, aber vor allem auch Herzblut und Idealismus sind vielleicht die drei Begriffe, die am besten zur Premierenauflage des Planemo-Festivals am Samstag auf der Sport- und Freizeitanlage in Sennfeld passen.
Es war ein besonderes, kreatives, perfekt organisiertes Kulturfestival. Das einzige Manko: das Planemo in Sennfeld hätte einiges mehr an Publikum vertragen können und auch verdient gehabt.
Trotzdem: "Wir in der Crew sind alle super-happy", sagt Planemo-Mitorganisator Philip Albert am Rande der Veranstaltung. Wenige Minuten zuvor hat er noch im Pogo direkt vor der Hauptbühne zum harten Metalcore-Sound von "The Legion:Ghost" getanzt. "Wir haben Bock, die Bands sind cool", sagt der gebürtige Poppenhäuser, holt kurz Luft und fügt dann an: "Es hätten mehr Gäste kommen können."
Gut 150 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg auf das liebevoll hergerichtete, weitläufige Festivalgelände. Gehofft hatte die Organisations-Crew auf 300 bis 500. Alle, die nicht kamen, haben ein Festival verpasst, das für jeden etwas dabei hatte und sich erfrischend vom landläufigen Musikfestival-Einheitsbrei abzuheben wusste.
Auch ohne große Namen: Warum die Künstlerauswahl trotzdem überzeugt hat
Es war ein erstaunlich intimer Moment, den Rapper "Dayn" auf der Meteor Stage, der kleineren Bühne, als die Sonne längst unterging, mit dem Publikum gemeinsam erlebte. Der weitgehend noch unbekannte Künstler aus Karlsruhe zog die Menschen in seinen Bann, mit einem besonders smoothen, tanzbaren und eleganten Hip-Hop, ganz ohne gängige Klischees aus dem in Teilen verrohten Genre auch nur in Ansätzen zu bedienen.
Mackertum hatte auf dem Planemo keinen Platz, weder auf noch neben der Bühne. Die Macherinnen und Macher des Events schafften für einen Tag einen Ort, an dem sich jeder und jede wohlfühlen konnte.
Die großen Namen fehlten allerdings auf dem Festival-Plakat. Das Planemo-Team hat es dennoch geschafft, großartige künstlerische Qualität nach Sennfeld zu locken. Sophie Chassée, die Bassistin der bekannten Indieband "AnnenMayKantereit", überzeugte auf der Meteor Stage mit ihrem Gitarren-Akustikprogramm. Kurz vor Sonnenuntergang sorgte auf selbiger Bühne der erst 14 Jahre alte "Levi Eraxx" aus Iphofen als Techno-DJ für gewaltig Stimmung. Stimmgewaltig war die Region auch durch die Schweinfurter Punkband "Scallwags" und der Mellrichstädter Ska-Punk-Combo "Rafiki" auf der Comet Stage vertreten.
Ein Festival zum Mitmachen, Entspannen, Kreativsein
Beim "Mitmachfestival", wie sich das Planemo selbst bezeichnet, ging es allerdings nicht nur um die musikalischen Acts. Es war fast in jedem Winkel, in jeder Ecke des Festivalgeländes etwas zu entdecken.

Während auf der Bühne noch die Bässe schepperten, war nur einige Meter entfernt Tiefenentspannung beim Yoga angesagt. Gut einhundert Meter von der Hauptbühne verewigten sich Graffiti-Künstler auf eigens präparierten Wänden. Einen Dosenwurf entfernt, konnten sich die Gäste mit etwas Geschick und Risikofreude auf der Skateanlage ausprobieren.
Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Angeboten wurden dabei bewusst nur fleischfreie Gerichte. Die Falafel-Wraps und Burger gingen zweifelsfrei als kulinarische Highlights durch. Das Ziel ein möglichst umweltschonendes Festival zu sein, ging beeindruckend unaufgeregt auf. Zum Essen gab es nur eine Servierte, keine unnötige zusätzliche Verpackung. "Die Prämisse war einfach: Wenn ich keinen Müll produziere, habe ich keinen", erklärten die Veranstalter dazu. Bei den Toiletten wurde auf Chemie und Aggregate verzichtet. Herumfliegender Müll war auf dem gesamten Gelände so gut wie keiner zu sehen.

Am Abend versucht Mitorganisator Albert ein kleines Fazit zu ziehen, auch unter Einbeziehung der Resonanz der Zuschauenden und der Künstlerinnen und Künstler. "Wir können darauf aufbauen", ist er sich sicher. "Ich fand es cool, dass wir so viel Nebenprogramm anbieten konnten. Der Gedanken Musik zwar im Fokus zu haben, aber auch noch viel außen herum zu haben, ist einfach gelungen."
Was das Organisationsteam als Fazit nach dem ersten Mitmachfestival ziehen
Wenn die Crew mit über 35 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zufrieden mit dem Geleisteten war und weiter dabei bleibt, sollte einer zweiten Auflage im kommenden Jahr eigentlich nichts im Wege stehen, hofft Albert. Den geringen Zuschauerandrang möchte er nicht als Dämpfer verstanden wissen. "Uns war vorher schon bewusst, dass es so laufen könnte", gibt er zu – auch angesichts der vielen Gegenveranstaltungen am Wochenende. Den Mut lässt sich die Planemo-Crew auch weiterhin nicht nehmen.