Ab kommenden Frühjahr wird im Gemeinschaftskraftwerk (GKS) am Hafenbecken Klärschlamm verbrannt. 9000 Jahrestonnen sollen 3000 Tonnen Kohle ersetzen. Ziel ist eine Reduzierung der Immissionen, insbesondere von Kohlendioxid.
Die Werksleitung bemüht sich seit Jahren um alternative Brennstoffe. Angedacht war lange der Einsatz von Biokohle, der jedoch an den gewünschten Mengen scheiterte. "Mit getrocknetem Klärschlamm verliefen die Versuchsreihen jedoch bereits erfolgreich", sagten Geschäftsführer Ragnar Warnecke und der für die Organisation, das Stoffmanagement und die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Dominik Reinig im Gespräch mit der Redaktion.
Zwei Silos für den Klärschlamm
Bestellt sind bereits zwei Silos, die jeweils 300 Kubikmeter Klärschlamm fassen. Eingeblasen wird der Klärschlamm auf die Roste des Kohleteils, wo Temperaturen bis 1400 Grad herrschen. Im Müllteil klettern die Temperaturen dagegen lediglich auf 1200 Grad. Von der hohen Hitze versprechen sich Warnecke und Reinig den Verfall toxischer Verbindungen, etwa die Rückstände von Arzneien und Antibiotika.
Angenommen wird Klärschlamm nur von den Gesellschaftern, also von den Städten Aschaffenburg und Schweinfurt sowie von den Landkreisen Schweinfurt, Miltenberg, Main-Tauber, Main-Spessart, Rhön-Grabfeld, Haßberge und Aschaffenburg. Wer anliefert, der hat selbst für eine Trocknung der Schlämme auf 90 Prozent Trockenmasse zu sorgen. Dafür sollen regenerative Energieträger (Abwärme von Biogasanlagen) sorgen. Reduziert wird so zudem die nach Schweinfurt verfrachtete Menge auf ein Viertel des ursprünglichen Volumens.
Eigenes Verfahren entwickelt
Die 9000 Tonnen Klärschlamm sollen 3000 Tonnen Kohle ersetzen. Nicht ohne Stolz hieß es im Pressegespräch, "das ist eine Eigenentwicklung. Das neue System haben wir uns überlegt und das setzen wir um". 2018 wurde im GKS etwas weniger Kohle als in den Vorjahren verfeuert: 28 180 Tonnen. Einkauft wurde die Steinkohle in Polen (22 000 Tonnen), Kolumbien (5000 t) und Rußland (1400 t). Die Müllverbrennung erspart schon bislang der Umwelt gegenüber einem Einsatz von ausschließlich Steinkohle 60 Prozent des Kohlendioxidausstoßes, also etwa 100 000 Tonnen CO2.
Mehr Kopfzerbrechen als der Kohleteil bereiten der Betriebsleitung die weiterhin wachsenden Müllmengen in den zwei Städten und sieben Landkreisen. Diese Entwicklung gilt allerdings für ganz Bayern. Warnecke macht dafür die gute Konjunktur verantwortlich. Obwohl man bei den Mengen, die auf die Roste wandern, alljährlich einen Rekord aufstellt (über 180 000 Tonnen), musste man im vergangenen Jahr 20 000 Tonnen in anderen Anlagen unterbringen. Und da der Export von Kunststoffmüll nach China und nach Fernost gestoppt ist, sei eine Wende bei den Mengen nicht in Sicht.
Von der Politik fordert Warnecke, dass Deutschland die Verantwortung für seinen Gewerbemüll übernehme, wie dies ja schon für den Hausmüll gelte. Vor allem seien mehr Kunststoffe zu recyclen und nicht wegen fehlender Kapazitäten bei den Verwertern für die Beseitigung in den thermischen Anlagen freizugeben. "Bei Glas, Papier und Metall funktioniert dies doch auch", so der Geschäftsführer. Als zu hoch stuft die Betriebsleitung auch den Anteil an Biomüll ein, der aus der Stadt Schweinfurt fast komplett im GKS landet, der von den anderen Gesellschaftern wegen Fehleinwürfen aber auch reichlich angeliefert werde.
Die Lage sei durchaus ernst, so Warnecke. Dies wisse auch die Regierung in München, die immer wieder zu Krisengesprächen einlade. So mancher Betrieb bleibe auf seinem Abfall sitzen. Wenn dessen Lager voll sei, drohe die Schließung.
Vorgaben übertroffen
Im vergangenen Jahr hat der Müllteil mit 493 700 Megawattstunden mehr Leistung als in irgendeinem anderen Jahr seit Inbetriebnahme (1990) produziert. Dies sei den "tollen Jungs" von der Instandhaltung zu verdanken, die die Anzahl der Betriebsstunden auf 8300 Stunden erhöht hätten (rechnerisch möglich sind 8760 Stunden), so der Geschäftsführer. Ursprünglich geplant war beim Bau der Anlage ein Betrieb der Müllverbrennung während 7500 Stunden pro Jahr. Gleichzeitig habe das gute Team dafür gesorgt, dass das GKS bei einem Vergleich mit Berücksichtigung der Verfügbarkeit, aber auch des Umweltschutzes den ersten Platz belegt hat.
Wie bei der Stromerzeugung wurde auch bei der Fernnwärme der Plan übertroffen. Statt 320 000 wurden 324 430 Megawattstunden erzeugt.
In Sachen Nachhaltigkeit hat sich das GKS wie in den Vorjahren mit Erfolg mehrfach zertifizieren und sich deutlich mehr als vorgeschrieben prüfen lassen. Mit dem Einstieg in eine Verarbeitung der Schlacke bei der Zementproduktion könnte das GKS ein neues Kapitel bei der Verwertung aufschlagen.