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Schweinfurt
GKS: Strom und Wärme aus viel Hausmüll und wenig Steinkohle
20 Schiffsladungen oder 30 000 Tonnen Steinkohle schlucken alljährlich die Roste des Gemeinschaftskraftwerks am Hafenbecken, auf die das Sechsfache an Hausmüll wandert.
Kohlenanlieferung mit dem Zug. Der jährliche Durchsatz von 30 000 Tonnen Steinkohle entspricht in etwa der Anlieferung durch 25 Güterzüge.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Kohlenanlieferung mit dem Zug. Der jährliche Durchsatz von 30 000 Tonnen Steinkohle entspricht in etwa der Anlieferung durch 25 Güterzüge.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:53 Uhr

Den von der Kohlekommission Ende Januar auf den Weg gebrachten Einstieg in den Kohleausstieg sehen GKS-Geschäftsführer Ragnar Warnecke und Dominik Reinig, der beim Gemeinschaftskraftwerk für die Müllentsorgung, das Stoffstrommanagement und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, gelassen. Verheizt wird am Schweinfurter Hafenbecken sowieso keine Braun-, sondern ausschließlich Steinkohle und zwar in einer Größenordnung von rund 30 000 Tonnen im Jahr. Die Roste der großen deutschen Kohlekraftwerke schlucken die gleiche Menge Kohle in 24 Stunden.

"Von dem Strukturwandel sind wir nicht direkt betroffen", sagte im Gespräch mit der Redaktion der Geschäftsführer. Der subventionierte Steinkohleabbau in Deutschland ist ja bereits Geschichte. Die letzte deutsche Zeche schloss 2018. Die Kohle für das GKS stammt schon seit einigen Jahren vor allem aus Portugal und Polen. 

GKS ist als Entsorgungsfachbetrieb eingestuft

Das Gemeinschaftskraftwerk ist auch nicht als Kohlekraftwerk, sondern als Umweltunternehmen und Entsorgungsfachberieb eingeordnet. Durch die Kraftwärmekopplung (Erzeugung von Fernwärme und Strom) gilt das GKS zudem als besonders effizient (Wirkungsgrad klar über 60 Prozent) und umweltverträglich und leistet damit einen anerkannten Beitrag zur Energiewende und zur Klimastabilisierung. 

60 Prozent der gewonnen Energie stammen im GKS aus dem Hausabfall, der zu den erneuerbaren Energien zählt. Zusätzlich zu den drei Mülllinien laufen von Oktober bis April die zwei Kohlelinien, die über das Jahr gesehen an der Fernwärme- und Stromproduktion zu 40 Prozent beteiligt sind.  

In den vergangenen Jahren gelang es immer wieder, die Müllverbrennung zu ertüchtigen. Mit jetzt über 180 000 Jahrestonnen Hausmüll  ist allerdings die Kapazitätsgrenze der Öfen erreicht. Ausgereizt sind die Möglichkeiten, den Durchsatz des Mülls zu verbessern. Bei der Erhöhung der Betriebsstunden (von 7500 auf 8300 im Jahr) ist ebenfalls das Ende der Fahnenstange erreicht. 

Besonders sauber und umweltfreundlich

Durch laufende Nachrüstungen und technische Verbesserungen gilt das GKS zudem als besonders sauber und umweltfreundlich. Unter vielen Umweltzertifikaten ist die Auszeichnung durch das Europäische Umweltmanagement EMAS zu nennen – das Audit des weltweit anspruchsvollsten Systems für nachhaltiges Umweltmanagement.

Gesichert ist der Nachschub an Hausmüll. Der Bundesdeutsche produziert trotz aller Trenn- und Vermeidungssysteme immer mehr Abfall. Das GKS ist mit dem Müll aus der Region vollständig ausgelastet. "In unsere Öfen wandert kein Gelber Sack und sonst etwas, was nicht reingehört", so Dominik Reinig.

Versuchen mit Bio- statt mit Steinkohle steht Geschäftsführer Ragnar Warnecke positiv gegenüber. Trotz mehrmaliger Nachfragen sei es aber noch zu keinem Kauf von Biokohle gekommen. Der Geschäftsführer vermutet, dass noch keiner der kleinen Hersteller die für einen Großversuch nötige Menge von etwa 5000 Tonnen Biokohle liefern konnte. 

Ein Modell für die Zukunft

Nach der Rechnung des Gemeinschaftskraftwerks erspart das GKS der Schweinfurter Luft durch den Einsatz von 180 000 Tonnen Hausmüll die Abgase aus dem Verbrennen von 100 000 Tonnen Kohle. Weil zudem die Filter am Schornstein stets auf dem Stand der Technik seien, sei die großtechnische Lösung für die Schweinfurter Fernwärme ein Modell für die Zukunft, was mit der Einhaltung und mit einer deutlichen Unterschreitung der meisten relevanten Grenzwerte auch zu belegen sei, so Reinig.

Noch kein Thema ist am GKS der allenthalben kontrovers diskutierte Einsatz von Klärschlamm auf den Rosten der Verbrennungsanlagen. Das mit Schadstoffen belastete Material, das bislang vor allem auf die Felder der Landwirtschaft wanderte, ist grundsätzlich für die Energiegewinnung geeignet und wird auch als Ersatz für fossile Brennstoffe genannt.

 
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