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SCHWEINFURT
GKS stellt um auf Importkohle
GKS stellt auf Importkohle um: 2018 ist Schluss mit dem subventionierten Abbau der deutschen Steinkohle. Viele Zechen an der Ruhr schließen schon früher. Deshalb suchte die GKS nach neuen Lieferanten.
Foto: Picture Alliancw/dpa | GKS stellt auf Importkohle um: 2018 ist Schluss mit dem subventionierten Abbau der deutschen Steinkohle. Viele Zechen an der Ruhr schließen schon früher. Deshalb suchte die GKS nach neuen Lieferanten.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 28.02.2013 12:04 Uhr

Erste Lieferungen kommen bereits aus Polen und Kolumbien. Der Mammutanteil der Kohle, die im Gemeinschaftskraftwerk (GKS) am Hafenbecken verbrannt wird, stammt noch aus dem Ruhrgebiet. 2018 ist Schluss mit dem subventionierten Abbau der deutschen Steinkohle. Viele Zechen an der Ruhr schließen schon früher. 2016 stellt das GKS auf Importkohle um.

„Billig wird die Nachrüstung nicht“, sagt Geschäftsführer Ragnar Warnecke. Eine von zwei Kohlelinien hat man bereits für die qualitativ schlechtere Auslandskohle optimiert. Die ersten Versuche sind gefahren. Im Sommer wird die zweite Strecke nachgerüstet. Gebraucht wird die Kohle für die Fernwärme, weil der Müllteil für die Abgabe an die Großbetriebe, die Amerikaner und die Stadtwerke nicht reicht.

Die zwei Kohle-Dampfkesselanlagen bringen eine Brennstoffwärmeleistung von je 63 Megawatt (MW). Der Jahresbedarf an Steinkohle von rund 40 000 Tonnen wird per Bahn (80 Prozent) und Schiff angeliefert. Die Müllverbrennung ist mit drei Kesselanlagen bestückt. Auf deren Roste wandern jährlich um die 180 000 Tonnen Müll, die ausschließlich per Lkw aus der gesamten Region Main/Rhön, aus Aschaffenburg, Ansbach, Miltenberg, Main-Spessart und Main-Tauber in die Hafenstraße 30 kommen.

Im vergangenen Jahr kamen aus den Bunkern 1644 Tonnen Kohle aus Kolumbien und 33 000 Tonnen Ruhrkohle. Heuer werden Testphasen zudem mit Kohle aus Polen gefahren, die in Sachen Qualität näher an der deutschen Steinkohle ist.

Prokurist Otmar Walter beziffert die Unterschiede beim Brennwert der Kohle auf bis zu zehn Prozent. Bestimmt werde der Weltmarkt von Lieferungen aus Südafrika, Australien, Polen, Russland und den USA, wobei die amerikanische Kohle für die im GKS eingebaute Technik weniger geeignet sei. Die beste Kohle ist für Walter allerdings die deutsche Steinkohle, von der im kalten Februar täglich 210 Tonnen verheizt wurden. Abgebaut wird der Primärenergieträger an der Ruhr in einer Tiefe von 1000 Metern, weshalb die deutsche Kohle bestens gepresst ist, was für die Kohle aus Kolumbien, die teilweise im (preiswerten) Tagebau gewonnen wird, nicht zutrifft.

Selbst bei dem Dauerfrost nach Fasching hatte der Kohleteil noch stattliche Kapazitäten. Auf beiden Linien können binnen 24 Stunden um die 350 Tonnen verheizt werden. In diesem Winter musste das Spitzenheizkraftwerk bei Schaeffler nur gelegentlich und auch nur in den Morgenstunden bei Beginn der ersten Schicht in den Großbetrieben zugeschaltet werden.

Bei der Nachrüstung im GKS geht es vor allem um die optimale Luftzufuhr während der Verbrennung, die bei der Kohle Temperaturen von bis zu 1400 Grad erreicht (beim Müll 1150 Grad). Die Importkohle hat eine Stärke von null bis zu fünf Zentimetern, die Ruhrkohle von 18 bis 30 Millimetern. Weltweit arbeiten die großen Kohlekraftwerke mit der Staubfeuerung. Das GKS hat Wanderroste, bei denen zu feines Material durchfällt. „Wir müssen an jede Stelle die richtige Luft bringen“, sagt Warnecke, nur so werde ein gleichmäßiger Ausbrand erreicht.

Deutschland verbraucht im Jahr 150 Millionen Tonnen Steinkohle, hätte unter dieser Vorgabe noch eigene Reserven für 400 Jahre. Von den 150 Millionen Tonnen stammen schon heute nur noch zehn Millionen Tonnen aus den Zechen des Landes. Die 150 Millionen Tonnen entsprechen übrigens der Größenordnung, die China seit Jahren beim Kohleverbrauch alle zwölf Monate zulegt. Weltweit liegt der Jahresverbrauch an Kohle bei sechs Milliarden Tonnen.

Als das GKS vor 25 Jahren in Betrieb ging, löste es die Heizwerke der Stadtwerke am Bergl, in der Bodelschwingstraße und am Sachs-Bad (letzteres blieb Spitzenheizkraftwerk) sowie die fünf Heizwerke der Industrie und das am stärksten in die Jahre gekommene Heizwerk der Amerikaner am John-F.-Kennedy-Ring ab. Als zweites Spitzenheizkraftwerk wurde eine der Heizzentralen bei Kugelfischer ausgebaut und auf Gas umgestellt. Der Effekt für die Umwelt war damals eine Reduzierung der Emissionen, insbesondere der CO2-Belastung um die Hälfte.

Eine weitere CO2-Reduzierung bringt der Müllteil des GKS. Die 180 000 Tonnen Abfall ersetzen 52 000 Tonnen Kohle. Beim Verfeuern des Mülls entstehen ein Drittel weniger Emissionen als bei der gleichen Energieausbeute mit Kohle, sagt Geschäftsführer Warnecke. Wert legt er darauf, dass auch der Kohleteil alle Grenzwerte klar unterschreitet, dass Kohle- wie Müllteil die Hocheffizienzkriterien der EU erfüllen und damit als Ersatzwärme für eine solche aus erneuerbaren Energien zählen. Gespannt ist man im GKS nicht nur auf die Versuche mit der Importkohle, sondern auch auf weitere Betriebsansiedelungen im Bereich des Maintals, für das derzeit die Erschließung läuft. Die Fernwärme liegt bereits in der Madrid- und in der Straßburgstraße.

Aufwärts in den Kohlebunker: Vom Hafenbecken geht das überdachte Transportband in den Kohlebunker, der 6000 Tonnen Kohle fasst. Auf den Rosten der Kohlekessel landen im Jahr etwa 40 000 Tonnen Kohle. Im Bild: Prokurist Otmar Walter.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Aufwärts in den Kohlebunker: Vom Hafenbecken geht das überdachte Transportband in den Kohlebunker, der 6000 Tonnen Kohle fasst. Auf den Rosten der Kohlekessel landen im Jahr etwa 40 000 Tonnen Kohle.
 
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  • jutta.noether@web.de
    Damit haben wir ja alle Umweltprobleme durch Kohletagebau vom Hals. Anderswo ist es ja nicht unser Bier.
    traurig
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