Die gute Nachricht zuerst: Die Linksabbiegerspur auf der Staatsstraße von Frankenwinheim nach Krautheim, auf halber Strecke, an der Zufahrt zur Tongrube ist von den Zuständigen noch nicht vergessen worden. Doch das Ernüchternde gleich hinterher: Eine schnelle Lösung ist weiter nicht in Sicht, auch nicht nach den bald zehn Jahren, die das Thema die Einwohner vor Ort immer wieder beschäftigt.
Das Staatliche Bauamt Schweinfurt hatte es bereits im Zusammenhang mit der zweiten Ausbaustufe der damals noch von der Gemeinde genutzten Deponie zur Auflage gemacht, dass dort eine Abbiegespur für die von Frankenwinheim kommenden Fahrzeuge zur Deponie kommt. Anfang 2013 hatte es einen Runden Tisch gegeben, bei dem die Firma Beuerlein, die neben der Deponie in einer Grube Ton abbaut, grundsätzlich Bereitschaft bekundet hat, die geforderte Abbiegespur zu errichten.
Mehrere Punkte sind noch nicht geklärt
Doch seitdem sind sich das Unternehmen für Erdbau, Entsorgung, Wasserbau und Recycling sowie das Staatliche Bauamt in einigen Punkte uneins, was die Kostenübernahme und die Umsetzung angeht. Geschäftsführer Steffen Beuerlein vertritt seit Jahren den Standpunkt, dass sein Unternehmen die Abbiegespur nach dem Bau nur solange unterhalten sollte, solange seine Firma die Tongrube nutzt. Denn anschließend sei diese überflüssig. Die jüngsten von ihm gegenüber dem Frankenwinheimer Gemeinderat kommunizierten Kosten aus dem Frühjahr 2019 gehen von 300 000 Euro für den Bau und 250 000 Euro für den Unterhalt aus. Zudem weigert die Firma sich, die Entsorgungskosten für den beim Straßenausbau anfallenden, mit Teer kontaminierten Aushub, für den das Unternehmen nicht verantwortlich sei, zu übernehmen; dies sei Sache des Staatlichen Bauamts, das die Straße bauen ließ. Hierfür dürfte ebenfalls eine sechsstellige Summe fällig werden.
An diesen Standpunkten hat sich bis heute nichts verändert. Zumindest dringt nichts Neues nach draußen. Denn auch auf Nachfrage dieser Redaktion bleibt das Staatliche Bauamt Schweinfurt sehr im Vagen, was die Inhalte eines Gesprächs angeht, das vergangene Woche zwischen ihm, der Gemeinde Frankenwinheim und der Firma Beuerlein geführt wurde. Unterm Strich bestätigt die Pressestelle des Staatlichen Bauamts nur Altbekanntes: Es liege ein erstes Planungskonzept, das es "zu konkretisieren" gelte, beispielsweise in puncto möglichen Grunderwerbs.
Baubeginn steht in den Sternen
Auf die Frage, die sicherlich den allermeisten Menschen, die in Frankenwinheim oder Krautheim wohnen, oder die auf der Strecke unterwegs sind, am meisten unter den Nägeln brennt, heißt es als Fazit des Staatlichen Bauamts nur: "Über den tatsächlichen Baubeginn lässt sich daher zum hetzigen Zeitpunkt keine abschließende Aussage treffen." Immerhin folgt noch die Feststellung, dass "alle Beteiligten das Thema weiter aktiv vorantreiben werden".
Von Steffen Beuerlein ist auf Nachfrage dieser Redaktion zum Thema "Linksabbiegerspur" ebenfalls kaum Neues zu hören: Die Planungen seien wieder aufgenommen worden. Allerdings erwähnt er einen möglichen Ausbau der kompletten Staatsstraße zwischen beiden Ortschaften, in dessen Zug die Abbiegespur sinnvollerweise errichtet werden könnte. Das Staatliche Bauamt lässt dies eigenen Angaben nach prüfen.
Frankenwinheims Bürgermeister Herbert Fröhlich bestätigt entsprechende Überlegungen. Doch seines Wissens nach habe dieser mögliche Straßenausbau derzeit nicht die nötige Priorität, um mit einem baldigen Beginn rechnen zu können. "Es dürfte sich ein bisschen hinziehen." Er befürwortet diesbezüglich auf alle Fälle einen Kompromiss zwischen Staatlichem Bauamt und Beuerlein. Die geforderte 500 Meter lange Abbiegespur mache rund ein Drittel der gesamten Strecke zwischen den beiden Orten aus, sagt Fröhlich. Diese jetzt zu bauen und den Rest der Straße ein paar Jahre später zu sanieren, das mache keinen Sinn.
Weiterer Abbau im Vorranggebiet für Rohstoffe
Was Geschäftsführer Steffen Beuerlein im Gespräch mit dieser Redaktion noch erwähnt, ist eine geplante Erweiterung des Tonabbaus im Anschluss an die vorhandene Grube. "Die Nachfrage nach hochwertigem Ton ist groß und steigt weiter an", erklärt Beuerlein. Das Vorhaben in dem vorhandenen Vorranggebiet für Rohstoffe habe man der Gemeinde bereits mitgeteilt. Wie bisher würden die entstehenden Löcher mit gleichem Material wieder verfüllt. Durch die kontinuierlich laufende Verfüllung würden die Flächen der aufgerissenen Erdoberflächen "relativ gleich groß bleiben", sagt Beuerlein.
Nach Angaben von Bürgermeister Fröhlich hat das Unternehmen drei Äcker neben der bestehenden Abbaufläche gekauft. Die Flächen, auf denen der Tonabbau weitergehen soll, lägen in Richtung Frankenwinheim und in Richtung Krautheim. Nachdem für alle Genehmigungen im Zusammenhang mit dem Abbau heimischer Rohstoffe allein das an der Regierung von Oberfranken in Bayreuth angesiedelte Bergbauamt Nordbayern zuständig ist, erhalte die Gemeinde über derartige Vorhaben auch keine Informationen, sagt der Bürgermeister, der froh ist, dass das Unternehmen Beuerlein die Gemeinde auf dem Laufenden hält.
Behörden überwachen die Verfüllung der Grube
Er meint, es gebe zwar Einwohner, die Sorgen hätten, bei der Verfüllung der Tongruben könnten ungenehmigt giftige Stoffe in die Erde gelangen. Doch werde die Verfüllung wie bisher behördlicherseits eng überwacht, beruhigt der Bürgermeister.
Dem Bergbauamt zufolge liegt für dort aktuell kein Antrag auf einen weiteren Tonabbau vor, heißt es auf Nachfrage bei der Pressestelle der Regierung von Oberfranken. Der Tonabbau sei dort auf einer Gesamtfläche von 57 161 Quadratmetern genehmigt. Davon seien circa 23 000 Quadratmeter im nördlichen Bereich der Tongrube bereits vollständig abgebaut und für die Wiedernutzbarmachung vorbereitet, berichtet Pressesprecherin Sabine Kerner. "Der verbleibende genehmigte Tonabbau ist in der Fläche bis an die Genehmigungsgrenze herangeführt und wird derzeit in die Tiefer weitergeführt. Die Abbautiefe beträgt aufgrund der geneigten Topographie zwischen 6 und 22 Metern", heißt es in ihrer Antwort weiter.
Die Zahl der Lastwagen, die die Tongrube anfahren, wird sich durch den weiteren Abbau und die Verfüllung nicht erhöhen, versichert Steffen Beuerlein. Durchschnittlich seien es 25 bis 30 Laster pro Tag, die, solange die Ortsdurchfahrt Krautheim – wohl noch bis November – gesperrt ist, alle durch Frankenwinheim her anfahren müssen. Wobei hinzuzufügen ist: An manchen Tagen liegt die Zahl deutlich darüber, denn die Laster fahren nicht an allen Wochentagen.