Wer auf der Staatsstraße von Frankenwinheim nach Krautheim fährt, kann nur ahnen, welche gigantische Erdbewegungen sich südlich dieser Straße abspielen. Die Schauplätze dieser Bewegungen sind eingegrünt oder liegen auf der nicht einsehbaren Höhe Richtung Lülsfeld und Rimbach. Dort sind riesige, tiefe Löcher entstanden, denn die Firma Beuerlein aus Gaibach baut dort großformatig hochwertigen Ton ab.
Parallel zum Abbau des Tons ist die Firma für Erdbau, Entsorgung, Wasserbau und Recycling dabei, die Flächen mit zertifizierten Material wieder zu verfüllen. Die beim Tonabbau entstandenen Kubaturen eigenen sich dazu natürlich hervorragend.
„Manchmal alle fünf Minuten ein Laster“
Abbau und Wiederverfüllen verursachen natürlich einen enormen Lkw-Verkehr. „Manchmal kommt da alle fünf Minuten ein Laster, dann wieder tagelang keiner“, berichtet Frankenwinheims Bürgermeister Herbert Fröhling. Das Problem für die Gemeinde: Schon bei der Genehmigung der zweiten Ausbaustufe der Deponie gab es die Auflage, eine Linksabbiegerspur zur Deponie für die Fahrzeuge auf der Staatsstraße zu bauen, die aus Richtung Frankenwinheim kommen. Das ist aber bis heute nicht geschehen.
Altbürgermeister Robert Finster kann sich gut an die Gespräche bei einem runden Tisch Anfang 2013 erinnern. Da war schon klar, dass eine Linksabbiegerspur kommen soll. Von Seiten der Firma Beuerlein hieß es laut Finster, man sei durchaus bereit, die Kosten für diese Spur zu übernehmen, aber nicht mit allen technischen Finessen, so, wie sie sich das Staatlicher Straßenbauamt vorstelle. Man sei nicht bereit, so etwas für den Staat zu bauen, denn die Zeit der Nutzung durch die Firma sei schließlich begrenzt.
Beuerlein ist einziger Nutzer
Im März 2018 thematisierte Otto Kunzmann die Abbiegerspur erneut im Frankenwinheimer Gemeinderat. Am 25. April hieß es aus dem zuständigen Staatlichen Bauamt Schweinfurt in einem Schreiben an den damaligen CSU-Landtagsabgeordneten Otto Hünnerkopf, das Bauamt habe in der Tat diesen Streifen gefordert und fordere ihn noch immer. Man sei sich aber in der technischen Ausgestaltung noch nicht einig. Das solle nun „in den nächsten Tagen“ (gerechnet ab dem 24. April 2018), spätestens innerhalb der nächsten vier Wochen passieren. Dann sei die Firma Beuerlein in der Pflicht, die Spur baldmöglichst zu bauen und auch zu bezahlen, nachdem sie der einzige Nutzer dieser Abbiegerspur ist. Auch diese vier Wochen sind längst verstrichen, ohne dass sich etwas tat.
Eine Nachfrage dieser Redaktion beim Staatlichen Straßenbauamt Schweinfurt ergab, dass immer noch keine Lösung in Aussicht steht. Es werde nach wie vor geprüft, ob eine Linksabbiegerspur auf dieser relativ schmalen Staatsstraße technisch möglich ist, erklärt Rüdiger Köhler. Er leitet die Gebietsabteilungen für Staatsstraßen in den Landkreisen Bad Kissingen und Schweinfurt. Köhler: „Wir schauen, dass wir das hinkriegen.“
Firma will Rückbau
Die Probleme, die Rüdiger Köhler nur vage andeutet, konkretisiert Steffen Beuerlein, Geschäftsführer der Gaibacher Firma. Das Unternehmen habe eine fertige Planung für die Spur vorgelegt und auch die Übernahme der Kosten in Höhe von rund 250 000 Euro zugesichert. Aber: Wenn die Gruben bei Frankenwinheim in fünf bis zehn Jahren verfüllt sein werden, dann möchte Steffen Beuerlein den Rückbau der Abbiegerspur (ebenfalls auf eigene Kosten). „In Zeiten, wo wir von Flächenverbrauch sprechen, sollte diese Spur nicht in der Landschaft verbleiben“, sagt Beuerlein. Immerhin soll sie rund 300 Meter lang und gut drei Meter breit werden. Hier besteht noch eine Differenz mit dem Bauamt, dem gegenüber Beuerlein ansonsten ein gutes Verhältnis attestiert. An dieser Stelle sieht Beuerlein allerdings nicht ein, dass er später die Kosten für den Unterhalt einer Verkehrsfläche tragen soll, die dann überhaupt nicht mehr gebraucht wird. Die Unterhaltskosten würden sich für die nächsten 30 Jahre auf ebenfalls eine Viertelmillion Euro belaufen.
Straßenbelag belastet
Zweiter Knackpunkt: Der Belag der Staatsstraße besteht noch aus Teer und auch der Unterbau ist mit Schadstoffen kontaminiert. Die Entsorgung eines solchen belasteten Materials ist teuer. Steffen Beuerlein nennt hier eine Summe zwischen 50 000 und 100 000 Euro. Die zu tragen, ist seine Firma nicht bereit, „denn das ist ja nicht unseren belastetes Material.“
Angesichts dieser Lage kann es also noch dauern, bis sich die Firma und das Bauamt einig sind. Seinen Willen zu einer Lösung bekräftigt allerdings auch Steffen Beuerlein. Er gibt an, dass etwa die Hälfte seiner Lkw aus Richtung Frankenwinheim kommt und will deshalb die Notwendigkeit eines Linksabbiegers nicht bestreiten.
Schon Englert baute Ton ab
Die Deponie bei Frankenwinheim hat eine längere Vorgeschichte. Die älteste Grube war durch den Abbau von Ton durch die Zeilitzheimer Firma Englert entstanden. Nach dessen Ende nutzte die Gemeinde erst selbst die Grube als Deponie. 2009 verpachtete die Gemeinde die ehemalige Lehmgrube an die Firma Tiefbau Müller aus Gerolzhofen mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Die Firma darf die Grube mit geeignetem Material verfüllen und muss die Fläche hinterher rekultivieren. Im Gegenzug stand den Frankenwinheimern die Möglichkeit offen, Bauschutt anzuliefern, der an Ort und Stelle recycelt wurde. Durch geänderte Vorschriften war es ab 2017 nur noch möglich, die Grube mit Erdaushub zu verfüllen. Im März 2017 stimmte der Gemeinderat der Restverfüllung durch die Gerolzhöfer Firma mit zertifiziertem Material zu.
Der zeitweise dichte Lkw-Verkehr entsteht aber nicht durch die Firma Müller. Denn mittlerweile waren längst neue, viel größere Verfüllräume durch den Abbau von Bodenschätzen durch die Firma Beuerlein entstanden. 2013 hatte der Gemeinderat seine Zustimmung zu einer Erweiterung der Abbaufläche um vier Hektar verweigert. Dazu hatten die Gaibacher landwirtschaftliche Flächen gekauft. Die Stimme der Gemeinde fiel allerdings nicht ins Gewicht, wurde sie doch „nur“ im Rahmen der Anhörung von Trägern öffentlicher Belange abgegeben.
Rohstoffabbau hat Vorrang
Das Bergbauamt Nordbayern in Bayreuth erteilte die Genehmigung zu diesem Abbau. Hintergrund: Die Gesetze und Bestimmungen zu Raumordnung und Landesplanung in Bayern weisen die Versorgung des Landes mit heimischen Rohstoffen als wichtigen und vorrangigen öffentlichen Belang aus.