Die fränkischen Volksmusikfreunde, Trachtler und Liebhaber des fränkischen Brauchtums hatten den Termin am Sonntag seit Monaten schon dick im Kalender angestrichen. Denn das 15. Unterfränkische Volksmusikfest war eine ganz besondere Veranstaltung: Nach dreijähriger Pandemie-Zwangspause fand das Fest erstmals wieder statt.
Es war also eine ganze Weile her, dass die große Gemeinschaft, die sich dem fränkischen Kulturgut verschrieben hat, zusammenkam – zuletzt 2019 in Haßfurt.
Schon als der Festzug sich nach dem Festgottesdienst an der Stadtpfarrkirche aufstellte, waren nicht wenige Besucherinnen und Besucher gekommen, um das bunte Treiben zu sehen. Im Laufe des Tages füllten sich die Plätze vor den sieben Bühnen, die über die Altstadt verteilt waren, sichtbar. Und das Wetter meinte es gut mit den Frankenfreunden.
Gerolzhofen präsentiert sich farbenfroh und prächtig
Dort hatte Bürgermeister Thorsten Wozniak den Startschuss gegeben und die 30 teilnehmenden Gruppen und Gäste begrüßt. Es sei ein tolles Bild, das sich in der Stadt Gerolzhofen zeige: farbenfroh und prächtig. Die Altstadt sei eine "wunderbare Location" und passend für ein solches Volksmusikfest, so Wozniak.
Reichlich Prominenz war zugegen, die es sich nicht nehmen lassen wollte, die Rückkehr des Festes mitzuerleben. "Wir wollen uns heute in den Bann der Volksmusik und des Brauchtums ziehen lassen", gab Wozniak das Motto für den Tag vor und bedankte sich bei allen Mitwirkenden, beim Ausrichter und bei allen Helferinnen und Helfern.
Groß war die Vorfreude auch bei der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik und den Vertretern des Bezirks Unterfranken. Die größte derartige Veranstaltung im Bezirk sei es besonderes Ereignis, lobte Bezirkstagsvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder. Die unterfränkische Volksmusik sei als Kulturgut zu begreifen und wichtig.
Mit dem Frankenlied begannen die Festlichkeiten
Mit Gerolzhofen war der Landkreis bereits zum vierten Mal Gastgeber des Volksmusikfestes. Daran erinnerte stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann in ihrem Grußwort. Die Volksmusik nannte sie identitätsstiftend. Leider seien die Zeiten, in den in den Familien abends Musik gemacht wurde, vorbei. "Deshalb ist es gut, dass die Arbeitsgemeinschaft Musik als lebendige Kultur fördert", so Bärmann.
Mit dem Frankenlied, intoniert von der Heimatkapelle Michelau und vielstimmig mitgesungen, startete das Festvergnügen im Spitalgarten. Viele Grüppchen waren schon mittags durch die Straßen der Altstadt gezogen, meist mit dem Programmplan in der Hand, um die interessantesten Darbietungen anzusteuern.
Sie hörten reichlich fränkische Musik und Blasmusik, erlebten Auftritte der Musikschule und von zahlreichen Chören, darunter vom Traditionschor des Gesangvereins Liederkranz. Der Kirchenchor der Stadtpfarrkirche hatte den morgendlichen Festgottesdienst musikalisch gestaltet, unter Leitung von Karl-Heinz Sauer.
Zu sehen gab es eine Vielzahl an Folkloretänzen von Volkstanzgruppen, außerdem mehrere Theateraufführungen, etwa der Theatergruppe aus Büchold. Mundartliche Einlagen durften nicht fehlen. In der Spitalkirche wurden ruhigere Töne angeschlagen, mit Saiten- und Stubenmusik und bei einem geistlichen Singen mit Franz Josef Schramm. Der Verein für Heimat- und Brauchtumspflege Geldersheim stellte Trachten näher vor.
Auch der Nachwuchs war vertreten: Die Bercher Plankids und Planteens tanzten ihre Rundtänze und die Majorettes Schautanzgruppen vom FC Gerolzhofen zeigten Tänze und Darbietungen zu modernen Klängen. Die "Waigolshäuser Zwiggerli" machten Mut für die Zukunft: Viele Kinder und Jugendliche musizieren dort, wie die Brüder Jakob und Jonas Strobel. "Wir hören einfach gerne Blasmusik", sagten sie mit einem Strahlen. Die Vorfreude auf ihren erst zweiten Auftritt war unübersehbar.
Wer Lust hatte, konnte mitmachen: Zum Beispiel beim Wirtshaussingen im Gasthaus Schlapp'n oder bei der Weidenberger Francaise in der Rügshöfer Straße mittanzen. Erstmals integriert in das Fest war ein Markt für Trachten, Instrumente, Handwerkskunst und Volksmusik. Mit dabei waren die Gerolzhöfer Klöpplerinnen, die ihre feine Kunst vorführten und so manches staunendes "Oh" und "Ah" zu hören bekamen. Fransenknüpfer, Fingerhutmuseum, Trachtenstoffe und Schmückendes aus Strick für die Handgelenke waren ebenfalls zu sehen.
An der Trachtenfarbe die Konfession erkennen
Am Stand der Trachtenberatung des Bezirks erfuhren Interessierte, welche Förderungen bei Trachten möglich sind. Und auch, dass die Konfession anhand der Tracht gut zu erkennen ist. "Evangelische Trachten sind farblich eher dunkel gehalten, katholische eher farbiger", so Christiane Landgraf.
Bei den fast 400 Mitwirkenden und bei den Besucherinnen und Besuchern kam das Fest gut an. Immer wieder waren sogar mehrere Generationen einer Familie auf dem Fest anzutreffen. Hannelore und Hermann Burkard aus Brebersdorf kamen in ihrer historischen Ortstracht, Tochter Katja Keßler und Enkelin Livia im Geldersheimer "Outfit". Sie wollten den Auftritt der Sechsjährigen verfolgen und waren sich allesamt einig: "Das Fränkische muss gelebt werden."