"Es sind exakt 296 Personen in 103 Haushalten, dazu neun ,Couch-Schläfer', die in Schweinfurt gemeldet sind und akut unter Wohnungsnot leiden." Diese Zahlen seien durch persönliche Kontakte und konkrete Adressen belegt und sprächen eine deutliche Sprache, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der vier Wohlfahrtsverbände Diakonie, Caritas, Paritätischer und Rotes Kreuz. Sie wurde am Mittwoch den Medien präsentiert.
"In verschimmelten Zimmern"
Unter Wohnungsnot verstehen die Vertreter der Wohlfahrtsverbände, Jochen Keßler-Rosa (Diakonie), Petra Langer (Paritätischer), Christine Steinmüller (Caritas) und Thomas Lindörfer (BRK), "dass Personen in unzumutbarer Enge, in verschimmelten Zimmern, nicht beheizbaren Räumen, ohne fließend (warmes) Wasser oder ähnlich schlechter Situation leben". Betroffen seien auch Menschen, die sich die Miete schlicht nicht mehr leisten könnten, ohne etwa auf Essen oder einfachste Anschaffungen verzichten zu müssen. Die Hälfte der knapp 300 betroffenen Personen seien Kinder, sagt Keßler-Rosa. Im Durchschnitt seien diese Haushalte seit zwei Jahren auf Wohnungssuche, 24 Parteien zählten mehr als fünf Personen.
Dass die vier Wohlfahrtsverbände selbst eine konkrete Erhebung unter ihren Klienten zur Wohnungsnot in Schweinfurt durchgeführt und in einer Liste dokumentiert haben, ist eine deutliche Kritik an der Haltung der Stadt. "Die immer wieder von offizieller Seite geäußerte Meinung, ,es gibt keine Wohnungsnot in Schweinfurt'", werde hiermit widerlegt. Hinzu kämen Wohnungssuchende, die nicht bei einem der Verbände um Rat gefragt hätten. Es müsse von einer deutlich höheren Zahl Betroffener ausgegangen werden, so Keßler-Rosa. Er schätzt, dass es in Schweinfurt mindestens doppelt so viele Menschen gebe, die von akuter Wohnungsnot betroffen seien. Im Juli werde dazu ein Gespräch mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé stattfinden.
Vor allem fehlen bezahlbare Wohnungen
In der Stadt fehlten oft altersgerechte, vor allem aber bezahlbare Wohnungen. Für Ingenieure der Großindustrie gebe es sicher Wohnraum, den könne sich das Klientel der Wohlfahrtsverbände aber nicht leisten. Ein großer Mangel herrsche an Vierzimmerwohnungen, weshalb nicht zuletzt große Familien oft jahrelang vergeblich suchten und in viel zu kleinen Wohnungen verharren müssten.
BRK-Mann Lindörfer ist in der Integrationsarbeit für Migranten tätig. Von 350 Klienten sei ein Drittel verstärkt auf Wohnungssuche. Er appelliert an Immobilieneigentümer, auch derzeit nicht genutzten Wohnraum wieder auf den Markt zu bringen. Keßler-Rosa nennt ein seit vielen Jahren sehr augenfälliges Beispiel: die Obergeschosse über Verkaufsläden in der Innenstadt, von denen nicht wenige leerstehen – ein paar alte Vorhänge vor den Fenstern.
Sozialquote vorschreiben
Familienzuwachs, die Trennung von Familien, die nicht mehr altersgerechte Wohnung im dritten Stock eines Hauses ohne Aufzug, zu geringe Einkommen: Unterschiedlichste Gründe kennen und nennen die Vertreter der Wohlfahrtsverbände für Wohnungsnot in Schweinfurt. Dabei dürfe es nicht sein, dass eine einkommensschwache Gruppen gegen die andere ausgespielt werde.
Was sollte die Stadt gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum unternehmen? Grundsätzlich müsse gemeinnütziges Bauen wieder ein ganz anderes Gewicht bekommen, fordert Keßler-Rosa. Die Stadt Würzburg schreibe etwa beim Wohnungsbau mit mehreren Einheiten vor, dass 30 Prozent Sozialwohnungen sein müssten, so Petra Langer. Lindörfer kritisiert, dass im Konversionsgebiet Askren Manor im Wohnraum-Mix viel zu wenige erschwingliche Sozialwohnungen geplant seien, wie dies auch die Stadtrats-Linke bereits angeprangert hatte.
Die öffentliche Hand soll ran
Was das Neubauen betrifft, sagt Keßler-Rosa: "Die öffentliche Hand erhält die meisten öffentlichen Fördermittel." Die müsste ran, selbst bauen, was die Stadtratsmehrheit bislang konsequent ablehnt. Dass für nicht weniger Schweinfurter Bürger adäquater und bezahlbarer Wohnraum fehlt, haben die vier Verbandsvertreter selbst erhoben und in eine Liste gepackt. Mit der wollen sie demnächst den Oberbürgermeister konfrontieren. Mehr Engagement der Stadt für den sozialen Wohnungsbau fordern SPD und Linke seit langem.
Deshalb sollte beim Gespräch im Juli OB Remelé gefragt werden, warum das gemacht wurde. Das Argument von angeblichen Altlasten wurde von Insidern klar widerlegt. Man hätte ja statt in Askren Manor gehobene Wohnungen auf dem Kessler Field errichten können und auch die Pfannäcker angehen können. Da die Bauverwaltung dann hiefür mehr Zeit gehabt hätte.
Obendrein wäre die Vermietung der insgesamt fast 700 Wohnungen von Askren Manor, dass die Stadt zum Schnäppchenpreis von der BImA erwarb, für die SWG, selbst bei günstigen Mieten, vmtl. noch ein gutes Geschäft gewesen.
Das ist kein Schnee von gestern, da man die Zukunft nur gut gestalten kann, wenn man aus den Fehlern der Vergangenheit lernt.
Ich kenne das Gutachten dazu! Von 36 Wohnblöcken wurden 4 (!!) untersucht. Und die restlichen NICHT. Da sagte man, da wird das auch so sein....
Die Wohnblöcke wurden alle saniert, auch Schadstoffe. ENTWEDER haben alle Baufirmen, Handwerker, Gutachter, Architekten, Schadstoffsanierer und das Staatliche. Hochbauamt Schweinfurt damals Pfusch gemacht, ODER das Gutachten wurde getür.. äh so gestaltet, dass die Stadt abreissen kann. Suchts Euch aus. Wenn noch Schadstoffe drin waren, warum hat man die Amis dann drin wohnen lassen? Menschen 2.Klasse?
Die Turnhalle Bau 575 wurde 1998 NEU gebaut, die war bei der Begehung nicht zugänglich. Im Gutachten heißt es, man kann keine Schadstoffe ausschließen. Und nun? SIE IST ABGERISSEN!!!! Und jetzt braucht man für die neue Schule eine Turnhalle.....
Die ganzen Wohnungen hätte man nur feucht durchwischen brauchen, und man hätte sie vermieten können.
Gewisse Entscheidungen der Stadt kann man nicht mehr nachvollziehen.
Und letztendlich wundert man sich über die vielen Leerstände in der Stadt. Da hilft ein Landesturnfest auch nicht mehr....