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Willi Grebner kämpft für zwei Windräder auf dem Brönnhof
Kaum Aussicht auf Erfolg, "aber ich gebe keine Ruhe", sagt Willi Grebner, der sich fragt, welche Natur zu schützen bleibt, falls die Energiewende nicht gelingt.
Der Norden der ehemaligen Bunkeranlage sei ideal für die Windkraft, meint Willi Grebner.
Foto: Gerd Landgraf | Der Norden der ehemaligen Bunkeranlage sei ideal für die Windkraft, meint Willi Grebner.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:34 Uhr

Willi Grebner gibt nicht auf. Für ihn ist die Bunkeranlage im Süden der Freifläche auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Brönnhof "der einzig richtige Standort" für zwei weitere und im Kampf gegen den Klimawandel dringend nötige Windkrafträder auf dem Gemeindegebiet von Üchtelhausen. Fast der ganze Brönnhof ist zwar Naturerbe-Gebiet, jedoch nicht die Bunkeranlage. Die Fläche ist ausgenommen und für ein Photovoltaikkraftwerk vorgesehen. 

Windkraft und Solarstrom

Zum Treffen mit der Redaktion an der eingezäunten und baulich wie auch verkehrsmäßig erschlossenen Bunkeranlage hat Willi Grebner seinen Sohn Johannes Grebner, Bürgermeister von Üchtelhausen,  mitgebracht. Auch dieser ist ein Verfechter des 330 Meter langen und etwa 30 Meter breiten Streifens als Standort für die Windkraft im Norden der noch zu bauenden Photovoltaikanlage, für deren Module somit keine Beschattung zu befürchten sei. Ihm als Bürgermeister seien leider die Hände gebunden. Die Vorgabe durch die Regierung in Würzburg sei klar: Keine Windräder auf dem Brönnhof! Und: Üchtelhausen hat zwischen Madenhausen, Hesselbach, Ebertshausen und Hoppachshof Vorranggebiete für die Windkraft. Bislang sind jedoch alle Bemühungen, dort Windräder im Wald oder auf der Flur zu errichten, am Widerstand der Bevölkerung gescheitert.

Willi und Johannes (rechts) Grebner vor der Bunkeranlage. Beide sind Jäger und sagen, dass eine Gefährdung der Wildtiere durch Windräder gering sei.
Foto: Gerd Landgraf | Willi und Johannes (rechts) Grebner vor der Bunkeranlage. Beide sind Jäger und sagen, dass eine Gefährdung der Wildtiere durch Windräder gering sei.

Für Windräder auf dem Brönnhof sieht der Bürgermeister jedoch einen großen Konsens. "In die Gemeinde würde endlich wieder Ruhe einziehen", so Johannes Grebner. Gescheitert ist bislang nicht nur Vater Grebner bei den Entscheidungsträgern, die er immer wieder ansprechen will. Auch die von der Gemeinde ins Boot geholten "Windkraft-Kümmerer" konnten weder die Regierung von Unterfranken noch das Umweltministerium für den Standort auf der Bunkeranlage überzeugen. 

Der Brönnhof ist Eigentum der Bundesrepublik. Im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zeichnet das Bundesforstamt Hammelburg für den Brönnhof (1500 nachgewiesene Tier- und Pflanzenarten) verantwortlich. Der dort mit dem Naturschutz beauftragte Egon Schleyer verweist bei der Windkraft auf eine eindeutige Ablehnung durch das Bundesamt für Naturschutz und auf den Schutz von Fledermäusen, Wespenbussard, Baumfalke, Rotmilan und vielen weiteren Vogelarten. 

Gefahr für die Greifvögel

"Windräder? Das geht auf keinen Fall", sagt Harald Vorberg, Kreisvorsitzender im Landesbund für Vogelschutz. Zu den schon von Egon Schleyer angeführten Vogelarten fügt er noch den Schwarzstorch, den Habicht und die Wiesenweihe an. Vorberg verweist auf eine Schätzung des Instituts für Thermodynamik. Dieses geht von 10 000 bis 100 000 durch die Windkraftanlagen getöteten Vögeln in Deutschland aus. Insbesondere die Greifvögel ließen es an dem lebensrettenden Respekt vor den Flügeln der Windräder fehlen. Auch würden bei den Fledermäusen durch Luftverwirbelung und Druckabfall innere Organe platzen, so Vorberg. 

Voll erschlossen: die Bunkeranlage auf dem Brönnhof.
Foto: Gerd Landgraf | Voll erschlossen: die Bunkeranlage auf dem Brönnhof.

Anfreunden mit der Windkraft kann sich Gerold Ort, der auf dem Brönnhof mit Pferden und Rindern die Naturlandschaft pflegt. Nach seiner Meinung passt ein Windrad allemal besser als eine Photovoltaikanlage in das Naturerbe. Auswirkungen auf seine Tiere sieht er nicht. Anders sei es bei Photovoltaikanlagen. Eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit von Rindern und Pferden sei durch die Produktion von Solarstrom zu befürchten und zumindest In Ställen mit Solardächern auch nachgewiesen.  

Überall, aber nicht auf dem Brönnhof

Für Edo Günther, Vorsitzender beim BUND Naturschutz Kreisgruppe Schweinfurt, kommt ein Windrad auf dem Brönnhof nicht in Frage. Die "ganz tolle" sowie weit und breit "einzigartige Fläche mit einem tollen Chrakter" sei verpflichtend der Natur zurückzugeben. Mehr als die aktuell 45 betriebenen Windräder könnten nach dem Kippen der unsinnigen 10H-Regel nahezu allüberall im Landkreis betrieben werden, auch auf der Üchtelhäuser Gemarkung. Mit der Planung der Photovoltaikanlage auf der zu großen Teilen versiegelten und nicht zum Naturerbe gehörenden Flächen ist Edo Günther einverstanden. 

Das Windrad bei Pfändhausen über dem Brönnhof-Wald.
Foto: Gerd Landgraf | Das Windrad bei Pfändhausen über dem Brönnhof-Wald.

Die derzeit bevorzugt gebauten Windräder haben eine Gesamthöhe von 250 Metern. Unter Anwendung der 10H-Regelung (zehnfach Höhe als Abstand zu Wohnsiedelungen) wäre von dem Standort in der Bunkeranlage halb Hambach (Dittelbrunner Ortsteil) betroffen. Dittelbrunns Bürgermeister Willi Warmuth hat nachgemessen und kann sich vorstellen, dass die auf jeden Fall zu beteiligenden Hambacher den Wunsch aus Üchtelhausen akzeptieren.

Kein Ärger und keine toten Vögel

Am Rand des Brönnhofs steht beim Dittelbrunner Ortsteil Pfändhausen bereits seit 2006 ein Windrad. Nach anfänglichen Vorbehalten laufe die Anlage ohne Beschwerden aus der Bevölkerung, sagt Warmuth, dem Fälle von geschredderten Vögeln im Umfeld des Standorts nicht bekannt sind. Probleme gab es auch nicht bei der Vermarktung des keinen Kilometer von dem Windrad entfernten Neubaugebiets im Norden von Pfändhausen (und im Süden des 150 Meter hohen Windrads). 

 
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  • F. S.
    Erst wenn Hagel das Hausdach durchschlägt, Tornados die Kirchtürme einlegen, Trockenperioden und Hitze die Wälder zerstört und Starkniederschläge alles unter Wasser gesetzt haben, wird man fragen, ob es nicht doch sinnvoller gewesen wäre, weniger Fleisch zu essen, nicht noch mehr Autobahnen zu bauen, Internet statt Flugzeuge zu nutzen, Urlaub in der Nähe und Solaranlagen auf das Dach zu bauen, statt sich um Vögelchen zu kümmern die es dann eh nicht mehr gibt.
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  • W. W.
    Sehr geehrter Herr Bürgermeister, warum so hoch hinaus (Windräder)? Sollte nicht die erste Sorge sein auf Erden für Ordnung zu sorgen? Begonnene Straßenreparaturen zu vollenden, oder auch mal über die Friedhöfe zu laufen und den Wildwuchs zu begutachten, natürlich auch beseitigen zu lassen. Was den letzten Satz keine toten Vögel betrifft, dazu ist nur zu sagen, dass im Internet genug Berichte und Statistiken über geschredderte Vögel zu finden sind, bei youtube sogar mit Clips dokumentiert werden und wären da nicht Füchse, die am Abend erst mal den Gabentisch genießen? Deshalb finden Sie kaum einen toten Vogel!
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