An der Baustelle für den Neubau des Hotels "Wilder Mann" an der Breslauer Straße tut sich nach Monaten noch immer nichts. Am Montagabend befasste sich der Stadtrat deshalb erneut mit der Situation. Dabei gab es eine Überraschung.
Ein Blick zurück: Der Stadtrat hatte am 8. November vergangenen Jahres der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG als Bauherrin des Großprojekts eine bis zum 31. Januar 2022 geltende verkehrsrechtliche Anordnung erteilt, wonach rund um die Baustelle verschiedene städtische Flächen von der Baufirma genutzt werden dürfen. Ein wichtiger Bestandteil dieses Beschlusses lautete: Wird die Baustellen-Tätigkeit nicht spätestens bis zum 31. Januar 2022 aufgenommen, gibt es danach keine weitere Nutzungsgenehmigung mehr für den öffentlichen Grund und Boden.
Konkret hätte dies bedeutet: Die GmbH muss den städtischen Grund entlang der Baugrube an der Breslauer Straße räumen und den Bauzaun auf ihr eigenes Grundstück zurückziehen. Außerdem müssen der Gehsteig und die Entwässerungsrinne an der Ostseite der Straße wieder hergestellt werden. Und schließlich müssen auch auf dem Pausenhof der Grabenschule der Baukran und die Container beseitigt werden. Um dies alles umzusetzen, hatte der Stadtrat der Krapf Immobilien GmbH eine Frist bis zum 15. März 2022 eingeräumt. Und bis spätestens 1. Juli 2022 muss der Pausenhof wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt - sprich aufgefüllt - werden.
Verkehrsrechtliche Anordnung lief ab
Nun ist es inzwischen Februar geworden, ohne dass sich etwas an der Großbaustelle getan hätte. Die verkehrsrechtliche Anordnung ist am 31. Januar ausgelaufen. Deshalb war es spannend, wie der Stadtrat am Montagabend auf die erneute Verzögerung reagieren und ob er - entsprechend des Beschlusses vom November - tatsächlich auf den Rückzug vom städtischen Grund und Boden pochen würde. Dies würde für die Bauherrin massive Kosten verursachen und wäre mutmaßlich auch das Ende des gesamten Projekts.
Im Vorfeld der Stadtratssitzung deutete sich an, dass zumindest die städtische Verwaltung endgültig die Geduld mit dem schon mehrfach hinausgeschobenen Bauprojekt verloren hat. In den Sitzungsunterlagen, die vorab auch an die Presse verteilt wurden, stand zu lesen, dass die Krapf Immobilien GmbH & Co. KG zwar per E-Mail am 17. Januar 2022 einen Antrag bei der Stadt auf erneute Verlängerung der verkehrsrechtlichen Anordnung gestellt hat - "jedoch ohne Nachweis der weiteren zeitlichen Planung im Zusammenhang mit der Baustellenweiterführung". Weil der eingereichte Bauzeitenplan nicht ausreichend sei, soll es, so der Beschlussvorschlag der Verwaltung, für die GmbH bei der Rückbau-Verpflichtung und bei der Räumung des Pausenhofs bis zum 15. März 2022 bleiben - also genau so, wie es der Stadtrat im November beschlossen hatte.
Nichtöffentliche Sitzung
Am Montagabend dann aber die Überraschung. Kaum hatte Bürgermeister Thorsten Wozniak die öffentliche Sitzung eröffnet, stellte Arnulf Koch (CSU) einen Geschäftsordnungsantrag: Es seien neue Informationen zum "Wilden Mann" eingegangen, die der Stadtrat erst nichtöffentlich bewerten müsse, ehe darüber öffentlich diskutiert wird. Der Antrag Kochs wurde vom Stadtrat einstimmig angenommen. Die Sitzungsbesucher, der Vertreter der Presse und Stadtrat Rainer Krapf (Freie Wähler) in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG wurden vom Bürgermeister gebeten, die Stadthalle wieder zu verlassen.
Nach einer halben Stunde Wartezeit öffneten sich für die Öffentlichkeit wieder die Türen zum Sitzungslokal. Bürgermeister Wozniak gab bekannt, dass am Montagnachmittag, also nur wenige Stunden vor Sitzungsbeginn, bei der Stadt eine Mitteilung des mit dem Hotelbau beauftragten Bauunternehmens Theo Hahn aus Zeitlofs (Lkr. Bad Kissingen) eingegangen sei. Man habe die Baustellen-Vorbereitungen bereits aufgenommen, teilt darin die Firma mit. In der kommenden Woche würden die Arbeiten für die Tiefgarage starten. Auf der Homepage der Firma Hahn ist der Hotelbau in Gerolzhofen im Internet auch bereits unter den "Referenzen" aufgeführt.
Beschluss wird umformuliert
Angesichts der neuen Entwicklung wurde der ursprünglich für diesen Abend geplante Beschluss-Vorschlag vom Bürgermeister kurzfristig umformuliert. Der Beschluss vom 8. November 2021 wird abgeändert: Die verkehrsrechtliche Anordnung zur Nutzung der Breslauer Straße und des Pausenhofs wird erneut verlängert, jetzt erst einmal bis zum 8. März 2022. Sollte sich bis dahin an der Baustelle wieder nichts tun, bleibt es beim Rückbau der Baustellenabsicherung und der Räumung und Wiederherstellung des Pausenhofs. Die Fristen hierzu verlängern sich, ausgehend von den bisherigen Terminen, aber um fünf Wochen.
Dieser neue Beschluss wurde mit 16:2 Stimmen angenommen. Rainer Krapf als Beteiligter war von der Abstimmung ausgeschlossen.