
Mit einer Stellungnahme zum derzeit ruhenden Großbauprojekt "Wilder Mann" erhöht Bürgermeister Thorsten Wozniak jetzt den Druck auf die Bauherrin, die Krapf Immobilien GmbH & Co. KG. Er wünsche sich, "dass endlich weiter gebaut wird", schreibt Wozniak. Dem für den Bau verantwortlichen Geschäftsführer, Rainer Krapf, wirft er vor, Ankündigungen ihm und der Stadt gegenüber nicht eingehalten zu haben. Krapf widerspricht dem.
Erst vor wenigen Tagen hatte das Bauprojekt, wie berichtet, für Aufregung gesorgt, nachdem die Stadt wegen einer aus ihrer Sicht mangelhaften Absicherung der Baugrube in der Breslauer Straße die gegenüber liegenden Parkplätze vor der VR-Bank und der Kronen-Apotheke gesperrt hat. Diese Maßnahme wurde zwischenzeitlich größtenteils revidiert. Mit gelben Markierungen sind dort jetzt wieder sechs Stellflächen zum Parken freigegeben. Diese sind so schräg angeordnet, dass ein- und ausparkende Fahrzeuge mehr Abstand zum Bauzaun einhalten können.
Bauvorhaben beeinträchtigt öffentliche Flächen
Wozniak hält in seiner an diese Redaktion verschickten Stellungnahme fest, dass es sich bei dem Hotelbau um ein privates Vorhaben handle, das sich in mehreren Punkten auf öffentliche Flächen auswirke. Neben besagten Parkplätzen betrifft dies auch Parkplätze in der Grabenstraße sowie die Breslauer Straße, für die verkehrsrechtliche Anordnungen getroffen wurden, sowie den Pausenhof der Grabenschule, der seit Monaten für Schüler nicht nutzbar ist, auch deshalb, weil dort ein Baukran steht und Baumaterial lagert. "Leider hat sich der Bauherr an einige Aus- und Zusagen bzw. Ankündigungen, die die Grundlage für die verkehrsrechtlichen Anordnungen bzw. Nutzungen öffentlichen Grundes betreffen, nicht oder nur unzureichend gehalten", schreibt Wozniak.
Er kündigt an, dass der Stadtrat sich in einer seiner kommenden Sitzungen "erneut und sehr intensiv mit der Baustelle beschäftigen" werde. Der Zustand einer stillstehenden Baustelle sei aus Sicht der Stadt, für die Schule, die Altstadt, das Stadtbild und auch für Geschäftsleute und Gastronomen vor Ort "schwer verständlich", meint Wozniak.
Unverhohlener Unmut des Bürgermeisters
Die Stellungnahme lässt deutlich den Unmut des Bürgermeisters erkennen, wenn er behauptet, dass er sich in der Sache einerseits immer hinter alle Beteiligten gestellt habe, selbst wenn es "hinter den Kulissen" geknirscht hat; auch biete die Stadt weiter ihre Hilfe an. Andererseits müsse er feststellen, dass die Bauherrin Ankündigungen nicht eingehalten hat oder nicht einhalten konnte.
Und er zieht Krapf gegenüber auch verbal die Daumenschrauben an, indem er schreibt: "Der Stadtrat wird darüber entscheiden müssen, ob öffentlicher Raum weiterhin zur Verfügung gestellt wird." Parkplätze und Pausenhof dürften nicht unnötig lange blockiert werden und der Sicherheit müsste größtmögliche Priorität eingeräumt werden.
Ohne Baukran ist der Hotelbau Geschichte
Sollte es tatsächlich soweit kommen, dass der Stadtrat ihm den geplanten Standort für einen großen Baukran in der Breslauer Straße nicht mehr einräumen möchte, dann sei das Millionen-Projekt eines 112-Betten-Hotels in der Gerolzhöfer Altstadt damit wohl gestorben, räumt Krapf auf Nachfrage dieser Redaktion ein. Dies sei ein für das Gesamtprojekt entscheidender Punkt.
Darüber hinaus, so Krapf, könne er nicht nachvollziehen, welche Ankündigungen dem Bürgermeister oder der Stadt gegenüber er aus eigenem Verschulden nicht eingehalten haben solle. Er habe auf Ansagen und Auflagen der Stadt immer sofort reagiert. Krapf nennt als Beispiele die nachgebesserte Baugruben-Absicherung und den Pausenhof, wo er einen Teilbereich von Baumaterial räumen lässt. "Ich bin ein Mensch, mit dem man reden kann", sagt Krapf.