Die kleinen Sterne rascheln, als Melitta Beck sie aus einem der zahlreichen Kartons zieht. Immer zehn Sterne hat die 93-Jährige mit Bändeln versehen und zu einem Bündel zusammengefasst. Allein in diesem Karton befinden sich 20 solcher Bündel, also 200 Sterne, sagt sie. Die Vasbühlerin lässt das Bündel vor ihren Augen in der Luft baumeln. Die Perlen, die sie zu hunderten auf die aus buntem Tonpapier gefertigten Sterne geklebt hat, glänzen im Licht ihrer Wohnzimmer-Stehlampe.
"170 Stück habe ich heuer rausgeschickt. 100 große und dann noch kleine und mittlere", sagt Beck. Rausgeschickt – damit meint sie, an den Verein Sternstunden e.V. nach Nürnberg gespendet. Hier gehen Sterne vieler ehrenamtlicher Bastlerinnen und Bastler wie Melitta Beck ein und werden dann an einem Stand auf dem Nürnberger Christindlesmarkt gegen Spenden verteilt.
341 Millionen Euro an bedürftige Kinder gespendet
Die Spendengelder kommen laut Sternstunden kranken, behinderten und in Not geratenen Kindern überwiegend in Bayern, aber auch bundes- und weltweit zugute. Über 341 Millionen Euro hat der Verein nach eigenen Angaben in den 29 Jahren seines Bestehens mit Aktionen wie dem Sterneverteilen bereits sammeln und damit knapp 3700 Kinderhilfsprojekte unterstützen können.
Seit mittlerweile fünf Jahren zählt auch Melitta Beck zu den fleißigen Sternstunden-Bastlerinnen und -Bastlern. Sie habe damals von der Aktion gelesen und gleich ihre Tochter losgeschickt, um in Schweinfurt Tonpapier zu besorgen. "2018 hab ich ganz klein angefangen. Da hab ich vielleicht 200 Sterne gebastelt", erinnert sich die 93-Jährige. "Aber damals hatte ich noch ganz dünnes Papier, das mag ich nicht so gerne. Das kann man nicht richtig anpacken, da werden die Sterne krumm."
Über die Jahre hat Melitta Beck ihre Technik perfektioniert und immer mehr Details zu den Sternen hinzugefügt. Ihr ganzer Stolz sind die bunten Perlen und Strasssteine in verschiedenen Formen, die sie mit viel Fingerspitzengefühl auf die Sternspitzen klebt. "Das ist etwas schwierig, weil die Perlen so klein sind und ich auf jede einzeln Kleber machen muss, aber es geht schon. Meine Hände sind noch beweglich. Man muss eben immer was machen, sonst wird man steif", sagt sie und lacht. Besucht habe sie ihre Bastelarbeiten auf dem Christkindlesmarkt aber noch nie. "Das ist mir zu weit", sagt sie.
1000 Sterne hat Melitta Beck im vergangenen Jahr nach Nürnberg geschickt
Vor ihr auf dem Wohnzimmertisch liegen hunderte Papiersterne. Die größten hat die Seniorin in Klarsichtfolie verstaut. "Damit sie nicht verknittern. Und so kann man sie gut verschicken", sagt Beck. 470 Weihnachtssterne habe sie in diesem Jahr gebastelt. Nicht ganz so viele wie im vergangenen Jahr, da seien es 1000 Stück gewesen, die sie an Sternstunden geschickt habe. Da der Christkindlesmarkt wegen Corona jedoch nicht stattfinden konnte und die Sterne für dieses Jahr eingelagert wurden, habe sie heuer weniger gebastelt.
Angefangen habe sie damit bereits im Sommer. "Das macht mir viel Spaß. Dann sitze ich hier in meinem Zimmer, hab Musik an, singe dazu, und da bin ich glücklich", sagt die 93-Jährige. Aber nicht nur die Kinder, denen die Spenden der Aktion Sternstunden zugute kommen, möchte Beck mit ihren Bastelarbeiten glücklich machen. Aus einer Schublade kramt sie einige selbst genähten Handpuppen aus Filz hervor – einen Löwen, einen Tiger und ein Rentier. "Die möchte ich auch mal verschenken, vielleicht an ein krankes Kind", sagt sie.
Enkel habe sie keine, deshalb verschenke sie viele ihrer Arbeiten im Freundes- und Bekanntenkreis. Auch dieses Jahr wolle sie wieder viele ältere Menschen per Post mit Sternen und einer Karte beglücken. "Die freuen sich riesig, dass jemand an sie denkt", sagt Melitta Beck.
Auf ihrem Schoß hat sie drei Briefe bereitgelegt, die sie von Sternstunden e.V. erhalten hat. Darin bedankt sich der Verein für ihre Unterstützung und hofft, dass die Seniorin noch lange weiterbasteln kann. Ein Wunsch, dem die 93-Jährige gerne nachkommen will. "Wenn ich kann, dann mach ich noch e weng. Ich sag ja immer: Herr, wie du willst, aber pressieren tut's net. Und dann sagt der liebe Gott: Melitta, du hast noch Zeit."