Der Schweinfurter Weihnachtsmarkt ist eröffnet, und er verdient diesen Namen wieder. 2020 gab es pandemiebedingt nur über die Innenstadt verteilte Stände und ein kleines Winterdorf am Marktplatz. 2021 wurde der Weihnachtsmarkt nach einer Entscheidung des Freistaats kurzfristig abgesagt.
37 Stände, 2019 waren es 45, sollen nun für vorweihnachtliches Flair sorgen. Das ermöglicht – Corona ist noch nicht vergessen – die Stände "luftiger" auf dem Marktplatz und entlang der Straße auf der Ostseite des Marktplatzes zu verteilen.
Und wie ist die Stimmung bei denen, die als Anbieter zwei mehr oder weniger weihnachtsmarktfreie Jahre überbrücken mussten? Wir haben nachgefragt und durchwegs zuversichtliche Händler im Hinblick auf den Marktverlauf erlebt.
Peter Bergmanns "Engelspyramide" (Glühweine aller Art), kommt seit acht Jahren nach Schweinfurt. "Die Corona-Pause hat uns nachdenklich gemacht, viele Kollegen haben sich beruflich umgestellt", räumt der 61-jährige Schlüsselfelder ein. Im Sommer betreibt die Familie eine Wildwasserbahn, die nächstes Jahr auch beim Schweinfurter Volksfest aufgebaut wird.
Die Leute wollen wieder raus und feiern
"Wenn der Weihnachtsmarkt heuer so verläuft, wie er noch 2019 war, sind wir schon zufrieden", so Bergmann. Wie die Kaufzurückhaltung angesichts Inflation und teurer Energie durchschlage, bleibe abzuwarten. Er ist aber optimistisch, "denn die Leute wollen raus und feiern". Bitter schmeckt noch immer die Erinnerung an den vergangenen Winter. "Wir hatten alles eingekauft und die Ware im Lager, einen Tag bevor wir Gas geben konnten, kam die Absage."
Das "Haus vom Nikolaus" von Andreas Bassing und seiner Mutter Anette ist so etwas wie ein Schweinfurter Weihnachtsmarkt-Urgestein. Norbert Bassing, Vater von Andreas, war lange Jahre mit seinem markanten Bart der Nikolaus des Schweinfurter Weihnachtsmarktes. Die auf kunsthandwerkliche Floristik und Schokofrüchte spezialisierte Familie kommt seit 30 Jahren aus Maßbach nach Schweinfurt. "Wir sind gespannt, aber auch sehr optimistisch", so der 34-Jährige. 2020 war das "Haus vom Nikolaus" teil des kleinen Weihnachtsdorfes, 2021 blieb es auf bereits gekaufter Ware sitzen.
Die Erfahrungen bei Märkten im Sommer mit vielen Menschen, die froh waren wieder auf Feste gehen zu können, machen Andreas Bassing Mut. Angesichts voller Gasspeicher und zuletzt sogar sinkender Gaspreise, seien die Menschen auch wieder entspannter, so Bassing. Er ist zuversichtlich, dass es trotz aller Krisen eine schöne und entspannte Vorweihnachtszeit wird, in der die Menschen Lust auf Weihnachtsmarkt haben.
Ähnlich sieht das Oliver Krems von der "Futterkrippe" (selbstgemachte Waffeln, Dampfnudeln, Crêpes etc.), die seit vielen Jahren fest zum Bild des Schweinfurter Weihnachtsmarktes gehört. Die Stimmung der Menschen auf den sommerlichen Volksfesten, unter anderem in Schweinfurt, sei sehr gut gewesen, so der 39-Jährige, und er hofft, dass dies auch auf dem Weihnachtsmarkt nicht anders ist.
Es sei nicht einfach gewesen, die zurückliegenden beiden Jahre wirtschaftlich zu überleben. Ohne Quereinstiege in andere Berufe und Beschäftigungen wäre das nur schwer möglich gewesen, räumt er ein. Zum Familienunternehmen gehören auch die "Elchütte" und das "Glühwürmchen" und damit eigentlich die komplette Marktstand-Reihe gleich neben dem Rathaus.