Mehrheitlich hat der Stadtrat Ende November die Bewerbung für die Landesgartenschau (LGS) 2026 beschlossen. Mit dem Konzept, das mit der förmlichen Bewerbung bis Ende Juni 2018 bei der LGS-Fördergesellschaft eingereicht sein muss, war die SPD schon im Stadtrat nicht einverstanden, stimmte deshalb gegen die Bewerbung unter dieser Maßgabe. In einem Redaktionsgespräch legt die Fraktion jetzt nach.
„Eine Teilnahme ist nur sinnvoll, wenn sich ein wesentlicher Nutzen für die Stadtentwicklung abzeichnet. Genau dies ist hier jedoch nicht der Fall“, sagte Peter Hofmann. Und Fraktionschef Ralf Hofmann: „Das Konzept überzeugt nicht, es ist zu teuer, zu riskant und steht der Entwicklung der Stadt im Weg“.
Volksfestplatz ist als Standort für neue Stadthalle im Gespräch
Nach den bekannten Plänen umfasst das Kerngebiet der LGS den Nordwesten der Ledward-Kaserne (heute noch Erstaufnahmeeinrichtung) und Teile des Kessler Field. Eine Fuhrpark-Werkstatt soll zur Blumenhalle werden. Die (von der SPD) geforderte Einbindung der Innenstadt geschieht durch ein grünes Band über Schuttberg, Ignaz-Schön-, Florian-Geyer-Straße und Volksfestplatz zum Ausstellungsgelände.
Im Kessler-Field soll ein die Ausstellungsflächen und Wohnbebauung verbindender Grünzug mit Gärten hinzukommen.
Wegen dieses Konzepts ist nun auch wieder offen, ob eine bisher auf Ledward-Areal geplante neue Stadthalle dort oder auf dem Volksfestplatz gebaut wird. Die Kosten für die LGS sind mit insgesamt 26 Millionen Euro kalkuliert, je zur Hälfte Invest und laufender Betrieb. Für Teil eins sind Förderungen etwa durch den Freistaat möglich. Im Moment wird von 3,6 Millionen Euro gesprochen.
Ralf Hofmann: Einnahmeprognosen zu „gewagt“
Die zweiten 13 Millionen müssen über Eintritte/Catering erwirtschaftet werden. Die Planer hoffen bei geschätzten 800 000 Besuchern die Summe durch Ticketverkauf und Sponsoren zu decken. Die Hofmanns sagen, dass die Rechnung bei einem verregneten Sommer nicht aufgeht und dass bei „vorsichtiger gerechneten“ 700 000 Gästen jeder Besucher im Schnitt 18,50 Euro Eintritt zahlen müsste. „Gewagt“, nennt Ralf Hofmann die Hoffnung auf 13 Millionen Euro durch Eintrittsgelder.
In einem federführend von Peter Hofmann erarbeiteten Papier wird das Konzept in der Luft zerrissen. Es seien keine positiven Aspekte für die Innenstadt erkennbar, eine Ausdehnung des I-Campus über Jahrzehnte sei nicht mehr möglich und der Bogen, den man um die so wichtige neue Stadt- und Veranstaltungshalle macht, „ist nicht nachvollziehbar“.
Mit einem „offiziellen Eingang in die Landesgartenschau im Bereich des Châteaudun-Parks am Theater“ werde der von der SPD als Voraussetzung geforderte Innenstadtbezug „konstruiert“. Bei näherem Hinsehen und durch die Erläuterungen der Stadtverwaltung „kann das aber nur als Augenwischerei gewertet werden“, sagt Peter Hofmann.
Auch die Idee, durch eine „wie auch immer geartete Trittmarkierung über den Schuttberg einen Bezug zu schaffen“, gehe in die Hose. „Die Besucher kommen mit dem Bus und marschieren direkt aufs Gelände“, stellte Ralf Hofmann fest und fragte: „Wer kauft sich eine Karte am Theater und läuft in die Niederwerrner Straße?“
Zu wenig Innenstadt einbezogen
Peter Hofmann bemängelt, dass die Mainlände und der Stadtmauerrundweg nicht einbezogen worden sind. Das wäre „eine Chance, dass Besucher auch die Innenstadt besuchen“. So aber würden die ja hauptsächlich in der City angesiedelte Übernachtungsbranche und die Geschäfte kaum profitieren.
Aus gutem Grund hätten sich Städte wie Erlangen und Traunstein gegen eine Landesgartenschau ausgesprochen, sagte Peter Hofmann und erinnerte hier an die Bindungspflicht von 30 Jahren ab 2026. Für eine nicht auszuschließende Erweiterung von I-Campus und I-Factory oder Ansiedlung weiterer Forschungseinrichtungen gebe es dann keinen Platz mehr. Sollte die Stadt benötigte Flächen doch vor dem Jahr 2056 bereitstellen, „dann drohen durch Rückforderung der Zuschüsse erhebliche finanzielle Nachteile“.
Erweiterungsflächen für den I-Campus sind verloren
„Von jetzt an wird für 39 Jahre ein großes Gelände für die weitere Stadtentwicklung blockiert und das in einer Stadt, die bei der Gebietsreform 1972 leer ausging“, warnte Peter Hofmann weiter. Und Ralf Hofmann ergänzt: „Der Abzug der US-Streitkräfte hat ein großes Entwicklungspotenzial ermöglicht, das man sich nun selbst wieder beschneiden will, das ist unmöglich“.
Schließlich die Stadthalle: Bisher sei eigentlich klar gewesen, dass sie mit dem vertraglichen Ende der Erstaufnahme ab 2020 auf dem Standort an der Ecke Kasernenweg/Niederwerrner Straße gebaut wird. Wenn jetzt der Volksfestplatz ins Spiel komme, sei zu fragen, wohin dann mit dem neuen Rummelplatz? Sinnvoller wäre es, einer Stadt-/Messehalle auch einen Volksfest-/Messeplatz anzugliedern und dafür sei der bisher angedachte Platz in Ledward am besten geeignet, sagt Peter Hofmann.
„Wir sagen deshalb Nein zu diesem Konzept“, das Hofmann/Hofmann unausgegoren nennen, weil es mit einem erheblichen finanziellen Risiko behaftet sei und die Stadtentwicklung statt zu fördern „massiv behindert“.
Die Schweinfurter blockieren ihr Gelände auf Jahrzehnte. Auch ein Gewerbepark bei Geldersheim (Conn) kommt nicht voran.