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Wipfeld
Weinbau: Wipfelder übernehmen den Kellerweinberg ehrenamtlich
Nachdem der sogenannte Kellerweinberg nicht mehr bewirtschaftet wurde, haben Wipfelder Bürgerinnen und Bürger die Winzer-Aufgaben ehrenamtlich übernommen.
Ein Arbeitsplatz mit toller Aussicht - der Gemeindeweinberg in Wipfeld. Das Foto zeigt von links: Werner Pfriem, Bürgermeister Tobias Blesch, Werner und Marita Oechsner, Birgit und Herbert Erk, Anne Seufert.
Foto: Daniela Schneider | Ein Arbeitsplatz mit toller Aussicht - der Gemeindeweinberg in Wipfeld. Das Foto zeigt von links: Werner Pfriem, Bürgermeister Tobias Blesch, Werner und Marita Oechsner, Birgit und Herbert Erk, Anne Seufert.
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:49 Uhr

Der sogenannte Kellerweinberg in Wipfeld unterhalb der Kirche hat ortsbildprägenden Charakter und bietet dazu einen der wohl schönsten Ausblicke in der Region auf den sanft dahinfließenden Main, die  Fähre und das gegenüberliegende St. Ludwig.

Doch seit 2021 wurde der Weinberg mit den zwei Weinbergsparzellen nicht mehr bewirtschaftet; lag also brach – das Unkraut höher als die Rebstöcke, erzählt Werner Pfriem nun im Pressegespräch. Schnell war klar: Es muss was getan werden. Die Lage war am Pachtmarkt nicht vermittelbar und ein Dienstleister schlicht zu teuer. Und so wurde im März 2022 ein Aufruf zum ehrenamtlichen Einsatz für die Bewirtschaftung im Amtsblatt gestartet.

Generationenübergreifende Gemeinschaft im "Wengerts-Team"

Mit Erfolg! Mittlerweile gehören zum "Wengerts-Team" 24 Personen von jung bis älter; erfahrene Winzer und Laien, die gemeinschaftlich den mittlerweile von der Gemeinde erworbenen Weinberg bewirtschaften und so den typischen Charakter Wipfelds mit seinem ortsbildprägenden Rebstockreihen erhalten. Der Weinberg ging übrigens am Tag des Pressegesprächs offiziell in den Besitz der Gemeinde über, wie Bürgermeister Tobias Blesch, gemeinsam mit Ehefrau Steffi selbst Mitglied der "Wengerts-Truppe", vermeldet.

Arbeitsplatz mit unschlagbarer Aussicht

Der Blick von oben ist unschlagbar, doch der Arbeitsplatz birgt Schwierigkeiten. Der Weinberg hat eine extreme Steillage und wird ausschließlich in Handarbeit bewirtschaftet. "Da ist Konzentration gefordert" grinst Werner Oechsner, der gemeinsam mit seiner Frau Marita zu den unerfahrenen "Neu-Winzern" zählt. Beide sind zugezogen und wollten gerade deshalb "was mit Wein machen". Bei Werner Pfriem sind sie nun in "der Ausbildung". Der hat die Organisation übernommen und ist dazu "Herr" über die "Wengerts-WhatsApp-Gruppe", mit der die Arbeitseinsätze koordiniert werden. "Es ist gut", stellt auch der Bürgermeister fest, dass mit Werner Pfriem ein sehr erfahrener Winzer "gerade in der heißen Phase" alles im Blick behält und auch die notwendigen Dokumentationen verfasst.

Der Arbeitseinsatz der bunten Truppe ist recht zwanglos; manche kommen öfter, andere berufsbedingt seltener. Der Zeitaufwand für die Bewirtschaftung des knapp 2500 Quadratmeter großen Weinberg ist überschaubar erzählen die Helfer. An diesem Tag sind das neben dem Bürgermeister, den Oechsners und Pfriem noch Anne Seufert, sowie Herbert und Birgit Erk, die einen besonderen Bezug zum Gemeindeweinberg hat. Den hat ihr Vater Franz Pabst nämlich lange Jahre im Auftrag des ehemaligen Besitzers Burchard von Hallig bewirtschaftet.

Dank Hanglage verdichtet kein schweres Gerät den Boden

Der Weinberg muss nicht bewässert werden, da aufgrund seiner Hanglage kein schweres Gerät beim Befahren den Boden verdichtet. Und so stehen neben der Lese im Herbst zumeist pflegerische Maßnahmen und Pflanzenschutz auf dem Programm.

17 mal im Jahr, verrät ein Schild in Wipfeld, will der Rebstock seinen Herren sehen. "Das ist schon fast geschafft", grinst Werner Pfriem. Am Anfang war der Aufwand etwas größer, weil der Weinberg etwas verwahrlost und der Schneideaufwand höher war, doch nun habe sich alles im überschaubaren Rahmen bei einmal monatlich auf sechs bis sieben Stunden meist am Samstag eingependelt. Den krönenden Abschluss des Arbeitseinsatzes bildet stets eine Brotzeit, für die die Gemeinde gerne sorgt und die die Dorfgemeinschaft nach dem ehrenamtlichen Einsatz für den Weinberg noch gemütlich verbindet. "Eine tolle Zusammenarbeit", sagt Marita Oechsner und ihr Mann ergänzt "Es passt alles sehr sympathisch zusammen".

Etwa 1000 Liter Wein guter Qualität wird erwartet 

Das freut auch den Bürgermeister. Die Eigeninitiative, die auch einige Gemeinderäte tatkräftig unterstützen, stellt Blesch abschließend fest, "hat sich sehr gut angelassen". Umso stolzer sind alle jetzt, wie gut der Gemeindeweinberg wieder dasteht. Auf zwei Drittel der Fläche wird Bacchus, auf einem Drittel Spätburgunder ausgebaut. Heuer hoffen die Bewirtschafter auf etwa 1000 Liter bei guter Qualität, die bei der Gebietswinzergenossenschaft abgefüllt werden. Der Traum allerdings ist eine Sonderabfüllung des Ertrags als Jahrgangswein - als Kellerweinberg-Schoppen, bei dem in jedem Tropfen Liebe steckt, wie es Marita Oechnser abschließend so schön beschreibt.

 
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