Der Weihnachtsmarkt in der Adventszeit in Schweinfurt auf dem Marktplatz ist ein Besuchermagnet: 80 000 kamen im vergangenen Jahr zwischen dem ersten Advent und Weihnachten, kauften Geschenke an den Ständen und verköstigten sich mit allerlei Leckereien. Und vor allem: Sie trafen sich gesellig mit Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen auf ein Glas Glühwein und eine Bratwurst.
Und da beginnt das Problem während der Corona-Pandemie. Viele Menschen an einem Ort, Alkohol dabei, da wäre ein Corona-Hotspot vorprogrammiert. Deswegen hat sich die Wirtschaftsförderung der Stadt, die mittlerweile für den Weihnachtsmarkt verantwortlich ist, ein neues Konzept überlegt. "Es ist keine Option, kein weihnachtliches Angebot zu haben", betonte Citymanager Thomas Herrmann im Stadtrat, gestand aber wie Wirtschaftsförderin Pia Jost zu, dass es ein Spagat ist, den strengen Hygieneschutzrichtlinien gerecht zu werden, den Schaustellern die Möglichkeit Stände zu betreiben zu geben und die Besucher zu unterhalten.
"Stadtweihnacht statt Weihnachtsmarkt", nennt sich die Idee, die Thomas Herrmann präsentierte. Sprich: Im Advent finden sich nicht mehr nur am Marktplatz dicht gedrängt Stände, sondern in der ganzen Stadt verteilt. Ein Rahmenprogramm gibt es nicht, das Nürnberger Christkind kommt also erst 2021 wieder nach Schweinfurt. Auch der Kunsthandwerkermarkt fällt aus.
Für ein wenig Irritationen beim Schaustellerverband sorgte im Vorfeld der Stadtratssitzung ein Teil der Sitzungsvorlage. Da steht nämlich, dass der Weihnachtsmarkt nicht stattfindet und alle Bewerber eine Absage bekämen. Das ist sachlich richtig und die Absagen notwendig, denn für die Stände im Rahmen des neuen Konzepts müssen sich die Schausteller erst bewerben. In einem Brief an Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sowie die Stadträte am Montag fordert der Landesverband der Marktkaufleute und Schausteller, die Stadt möge sich mit dem Verband treffen und ein gemeinsames Konzept erarbeiten, bevor man absage.
"Wir wissen um die dramatische Lage der Schausteller", betonte Pia Jost. Thomas Herrmann versicherte, in der weiteren Ausgestaltung sei der Verband natürlich mit im Boot und dessen Expertise gefragt. Verkaufsstände wird es in entsprechenden Abständen nach der neuen Planung – vorbehaltlich der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen in Stadt und Landkreis Schweinfurt – auf der Südseite des Marktplatzes, in der Spitalstraße, am Georg-Wichtermann-Platz, am Jägersbrunnen und auf dem Schillerplatz geben. Dort können Waren und Süßwaren verkauft werden. Unter Umständen kann am Schillerplatz auch ein Karussell zugelassen werden.
Der Weihnachtsbaum wird wie immer am Marktplatz aufgestellt, darum herum kann der Wochenmarkt stattfinden. Der wird nicht auf den Georg-Wichtermann-Platz wie sonst während der Adventszeit verlegt, da dort Verkaufsstände geplant sind und sonst Abstände nicht eingehalten werden könnten.
Auf der Nordseite des Marktplatzes nach dem Rückert-Denkmal veranstaltet der Verein GenussReichStadt zwischen dem 26. November und dem 23. Dezember das Winterdorf. Ohne Bühne und Rahmenprogramm und mit entsprechendem gastronomischen Hygienekonzept, das Kontaktverfolgung ebenso garantiert wie Bedienung am Tisch. Sollten Bewerber entsprechende Konzepte vorlegen, wären Glühwein- oder Bratwurstbuden auch am Schiller- oder Georg-Wichtermann-Platz denkbar.
Stadträte begrüßen die Ideen zur neuen Stadtweihnacht
Von Seiten der Stadträte gab es meist Lob für die Ideen des Citymanagements. "Aus der Not eine Tugend gemacht", befand SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann, der aber wie andere Kollegen mehr Informationen zum Winterdorf und der dort geplanten Verköstigung wollte. Frank Firsching, Fraktionssprecher der Linken, kritisierte den vom Citymanagement aus dem eigenen Etat vorgeschlagenen Defizitausgleich für den Winterdorf-Betreiber.
Einen "Freifahrtschein" wolle er nicht, insbesondere, da die Verwaltung den von den Linken im Frühjahr vorgeschlagenen Corona-Sozialplan zu Beginn der Pandemie zur Unterstützung der sozial Schwachen weitgehend ablehnte mit Verweis auf die angespannte Haushaltslage. Sein Antrag, den Defizitausgleich nicht zu gewähren, wurde mit 35:7 Stimmen abgelehnt.
CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk beurteilte das Konzept als "mutig, etwas zu wagen und zu handeln. Es bringt ein wenig Normalität in diesen unnormalen Zeiten." AfD-Fraktionschef Richard Graupner freute sich ebenfalls über eine erste "Rückkehr zur Normalität." Es sei wichtig, den Menschen ihren Alltag zu ermöglichen. SPD-Stadtrat Peter Hofmann begrüßte die Idee, Weihnachtsmarkt-Stände in der ganzen Stadt zu haben. Das entspreche dem SPD-Konzept von vergangenem Jahr, das damals abgelehnt worden sei. Er regte an, sich auch explizit um Kunsthandwerker zu bemühen, um mehr Vielfalt auf dem Markt zu haben.