Ob Zwiebeln, Spargel, Äpfel oder Würstchen: Das Angebot an saisonalen und regionalen Lebensmitteln auf dem Schweinfurter Wochenmarkt ist groß. Viermal die Woche bieten Bäuerinnen und Bauern hier an den Ständen ihre Produkte zum Verkauf an.
Nachhaltige Lebensmittel stehen dabei bei vielen immer häufiger auf der Einkaufsliste. Seit der Pandemie haben zudem einige die Leidenschaft fürs Kochen wieder aufflammen lassen und kaufen seither ihre Lebensmittel vor Ort am Markt. Doch was, wenn in den Kisten der Verkaufsstände am Stand doch mal was übrig bleibt? Händlerinnen und Händler stehen Rede und Antwort.
Blumen, Obst- und Gemüse von Birgitt Geyer (59) aus Sennfeld
Birgitt Geyer ist eigentlich gelernte Bankkauffrau. In ihrer Kindheit hat die heute 59-Jährige viel Zeit auf einem benachbarten Bauernhof verbracht, sagt sie im Gespräch. Durch ihren Mann habe sie Jahre später zum Gemüseanbau gefunden. "Sicher kommt es vor, dass am Ende vom Tag etwas übrig bleibt", erklärt Geyer. Doch die erfahrene Bäuerin weiß über die Jahre genau, wie viel Gemüse die Menschen am Tag etwa benötigen. "Wir nehmen daher nur das Nötigste mit", sagt sie.
Wenn dann doch etwas übrig bleibt, spendet die Bäuerin ihre Ware an die örtliche Tafel oder lagert den Salat im eigenen Kühlraum ein, erklärt Geyer. Dadurch bleibe auch die schnell verderbliche Ware länger frisch. Um die Haltbarkeit des Gemüses bei der Auslage am Stand zusätzlich zu verlängern, sei es wichtig, sie vor dem Wind zu schützen. "Wenn der Wind weht, wird der Rucola sonst ruckzuck welk."
Als Erzeugerin, so Geyer, stecke sie viel Herzblut in den Anbau. Sie versuche daher zu vermeiden, dass etwas unnötig auf dem Komposthaufen landet. Was das betrifft, hat sich der 59-Jährigen ein schmerzhaftes Datum eingebrannt. "1986 mussten wir aufgrund des Reaktorunfalls in Tschernobyl, fast unser gesamtes Freilandgemüses unterpflügen. Das tat weh."
Bio Gemüse von Isolde Tietze (63) aus Sennfeld
Ebenfalls viermal in der Woche steht Isolde Tietz vor dem Schweinfurter Rathaus. Dort trotzt die 63-Jährige seit fast 40 Jahren Wind und Wetter. An ihrem Stand bietet sie vor allem Bio-Gemüse an.
"Es kommt vor, dass Sachen übrig bleiben", sagt Tietze im Gespräch. Viele Gemüsesorten wie Kartoffeln, Kohl und Gelbe Rüben seien aber Lagerware, die bis zum nächsten Markt und darüber hinaus verwendet werden können. Falls beim Salat etwas übrig bleibt oder sich eine krumme Möhre nicht verkaufen sollte, spendet die 63-Jährige Überbleibsel an die Schweinfurter Tafel oder verschenkt einen Teil an ihre Kunden.
"Unsere Kunden sind nicht so vernäscht und dankbar, dass es noch Bauern gibt, die Gemüse und Kräuter frisch anbauen", erklärt Tietze. Früher, so die 63-Jährige, sei der Markt noch weitaus größer gewesen, erinnert sie sich. "Damals waren wir noch 25 Gemüsestände, allein aus Sennfeld und Gochsheim." Bei vielen Marktbetreibern fehle mittlerweile der Nachwuchs oder jemand, der das Geschäft übernehmen wolle.
Spargel und Erdbeeren von Christian Knaup (32) aus Röthlein
"Bei uns gibt es Spargel, Himbeeren, Erdbeeren und Wein von unseren Feldern aus Volkach und Escherndorf", sagt Christian Knaup im Gespräch. Der Landwirt aus Röthlein baut zusammen mit seinen Eltern und seinem Bruder auf dem heimischen Gartenbaubetrieb eine Vielzahl von Lebensmitteln an und verkauft diese an Marktständen und an Einzelhändler in der Region.
"Natürlich bleibt auch mal was übrig", erklärt Knaup. Damit der teure Spargel aber nicht weggeworfen werden muss, konserviert der Gemüsehändler das Gemüse in Einmachgläsern. Dasselbe gilt für das Obst. "Eine Erdbeere, die schon einen Tag alt ist, machen wir zu einem Saft oder sie kommt in unsere eigene Marmelade oder einen Likör", sagt Knaup. Ihm widerstrebe es als Landwirt und Gärtner, Pflanzen und Früchte, die er zuvor aufwendig gepflegt habe, einfach wegzuschmeißen. "Das ist der eigene Antrieb und die Verantwortung."
Die Schweinfurter Bratwurst gibt's am Grill von Ruth Meier
Ruth Meier grillt seit 2012 Bratwürste an ihrem Stand auf dem Wochenmarkt. "Die Schweinfurter Bratwurst wird exklusiv für uns hergestellt, ebenso die Chili-Cheese Bratwurst", erklärt die Händlerin auf Anfrage. Nachhaltigkeit sei für die Verkäuferin ein wichtiges Thema, betont sie. Ihre Produkte beziehe sie direkt aus der Region. Das Fleisch für die Würstchen etwa, stamme von einem regionalen Metzger, der die Würstchen exklusiv und zu fairen Preisen für Meier nach hauseigenem Rezept herstelle. Die Semmeln kommen aus einer Schweinfurter Bäckerei, die täglich frische Brötchen liefere.
"Falls gegrillte Bratwürste am Abend übrig sind, werden diese mit samt einem Brötchen eingepackt und an die Marktkaufleute oder sogar an vorbeigehenden Passanten verschenkt", sagt die Verkäuferin. Wenn von den Brötchen etwas übrig bleiben sollte, werden diese nach Marktschluss von der Bäckerei wieder abgeholt und zu Semmelbröseln verarbeitet, erklärt sie. So würde nichts verschwendet werden. "Hier geht es einfach nur darum, Lebensmittel weiterzuverarbeiten und nicht sinnlos wegzuwerfen."