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Schweinfurt
Warum die Schweinfurter Vesperkirche in der Johanniskirche 2023 erst im Frühjahr öffnet
Bevor die Vesperkirche ihre Pforten öffnet, gibt es ums Eck im Winter eine Wärmeinsel. Dekan Oliver Bruckmann über eine schwierige Entscheidung.
2023 wird es wieder eine Vesperkirche in Schweinfurt in St. Johannis geben. Allerdings nicht im Winter, sondern im Frühjahr. Grund sind die Energiekosten.   
Foto: Anand Anders | 2023 wird es wieder eine Vesperkirche in Schweinfurt in St. Johannis geben. Allerdings nicht im Winter, sondern im Frühjahr. Grund sind die Energiekosten.   
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:50 Uhr

Seit 2015 gibt es die Vesperkirche in St. Johannis. Dahinter verbirgt sich mehr als ein Mittagessen  für wenig Geld in einer wunderschönen Kirche. Bei dem Projekt mit dem Titel "Miteinander für Leib und Seele" geht es darum, Menschen zusammenzubringen. Es geht aber auch darum, Menschen, die wenig Geld haben, die Möglichkeit zu bieten, sich ein Mittagessen leisten zu können.

Wer mehr hat, darf auch gerne mehr zahlen als die 1,50 Euro, die 2020 verlangt wurden für Hauptgericht (mit oder ohne Fleisch), Getränke , Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Wie das Angebot angenommen wird, zeigt die Statistik: 400 Essen sind bisher im Durchschnitt pro Tag ausgegeben worden. 

Dekan Oliver Bruckmann bei der fünften Vesperkirche 2019. 
Foto: Anand Anders | Dekan Oliver Bruckmann bei der fünften Vesperkirche 2019. 

Jeder kann und soll kommen. Egal, was er für einen Hintergrund hat, wie viel oder wie wenig Geld er hat, ob er einsam ist oder nicht. Wenn man zusammen an einem Tisch sitzt, spielt das keine Rolle mehr, sagten die Organisatoren 2020, vor der letzten, richtigen Vesperkirche. Denn coronabedingt fiel sie ein Jahr aus, dann gab es zum Beispiel Angebote im Freien. 2021 ersetze eine Bildershow in der Kirche die Begegnung von Mensch zu Mensch. 

Energiekosten auf 40.000 Euro geschätzt

"2023 wird es wieder eine Vesperkirche geben", sagt Dekan Oliver Bruckmann. "Wenn wir das nicht machen, kommt das Projekt nicht wieder auf die Beine." Die Entscheidung war aber nicht einfach. Grund: Energiekosten. Hätte man die Vesperkirche wie immer Ende Januar/Anfang Februar stattfinden lassen, wären für die drei Wochen gut 40. 000 Euro Energiekosten angefallen. Nicht nur für die Heizung des großen Gebäudes, sondern auch für Strom. Das könne man weder ökonomisch noch ökologisch verantworten. 

Die Lösung: Die Vesperkirche wird erst im April/Mai öffnen. Der genaue Zeitraum wird dann noch bekanntgegeben, so Oliver Bruckmann. Bruckmann freut sich sehr, dass die Kirche wieder zu einem ganz besonderen Treffpunkt werden wird. Er hofft, dass sich wieder viele Helferinnen und Helfer finden, die in die Rolle der Gastgeber schlüpfen werden. Wer zum Tisch geleitet, serviert, abräumt, ausschenkt und die Kuchen verteilt, ist nämlich mehr als ein Helfer. Er kümmert sich um Gäste, um ihr Wohlbefinden, wird deshalb konsequenterweise auch Gastgeber genannt.

Wärmeinsel im Jugendhaus

Die Vesperkirche hat bewusst immer in der kältesten Jahreszeit geöffnet, sagt Bruckmann. Man wollte so auch so Menschen die Möglichkeit geben, nicht nur etwas in Gesellschaft zu essen zu essen, sondern sich auch wenigstens drei Stunden in der Wärme aufhalten zu können. "Die Frage war, was machen wir jetzt?"

Die Lösung: Im Januar/Februar wird es in Zusammenarbeit mit der Diakonie eine Wärmeinsel im Jugendhaus am Markt 51 geben. Es wird etwas zu essen geben, jeder kann vorbeikommen. "Es wird keiner gefragt, was er hat. Begegnung ist immer gut." Die "Wärmeinsel" soll es vier Wochen lang geben (vom 15. oder 16. Januar bis 12. Februar). Den Planungen von St. Johannis hat sich die Diakonie angeschlossen, inzwischen sind ebenso katholische Partnerinnen und Partner mit im Boot.

Bruckmann könnte sich vorstellen, das ganze mit Bilder-Ausstellungen oder Musik zu verbinden als Zeichen der Wertschätzung. Ihm ist wichtig: es gehe nicht um herablassende Barmherzigkeit, sondern um Wärme, einen Treffpunkt, etwas Schönes. Und zwar auf Augenhöhe.   

Vesperkirche im Frühjahr, Wärmeinsel im Winter: Damit haben wir beides, so Bruckmann. Wärme und Begegnung im Winter, im Frühjahr die traditionelle Vesperkirche. "Das ist von der Energie her finanzierbar."   

 
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  • N. S.
    Eine gute Entscheidung die Vesperkirche angesichts der Energiekrise erst im Frühjahr zu veranstalten. Auch die Einrichtung einer Wärmeinsel ist mehr als lobenswert. Nun noch eine Frage zum Schluss, ist der Zugang zur Wärmeinsel für unsere recht zahlreichen Menschen mit außergewöhnlicher Gehbehinderung wir Rollstuhlnutzer*innen, barrierefrei? Kommen diese Menschen würdevoll und selbständig in die Einrichtung? Leider fehlen diese für die Betroffenen existenziell wichtigen Infos generell in den Beiträgen der MP.
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