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Schweinfurt
Warum das Handy für Geflüchtete so wichtig ist
30 Jahre Internet: Früher hatten sie Karte und Kompass, heute tragen Migranten ein Handy in der Hosentasche. Doch nicht nur auf der Flucht sind die Digitalgeräte nötig.
Kompass, Karte und Kontakthelfer: Das Handy ist das wichtigste Medium für Geflüchtete.
Foto: Anand Anders | Kompass, Karte und Kontakthelfer: Das Handy ist das wichtigste Medium für Geflüchtete.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:20 Uhr

"Ohne mein Handy hätte ich es nicht geschafft." Drei Jahre war Ahmad Zein auf der Flucht, nachdem er 2012 vor Giftgas und Fassbomben aus Syrien geflohen war. Die Fluchtroute über die Türkei nach Deutschland hatte er schon zuhause grob geplant. Aber ohne Google maps auf dem Smartphone "wäre es unterwegs schwierig geworden". 

Das Smartphone ist für Geflüchtete nicht nur ein digitaler Computer in der Hosentasche, sondern auch die Nabelschnur in die alte Heimat.
Foto: Anand Anders | Das Smartphone ist für Geflüchtete nicht nur ein digitaler Computer in der Hosentasche, sondern auch die Nabelschnur in die alte Heimat.

Um den großen Tisch im offenen Treff des Mehrgenerationenhauses der Diakonie Schweinfurt sitzen fünf junge Syrer und zwei Somalier. Jeder hat ein Smartphone vor sich liegen, das wichtigste Medium für Geflüchtete. Nicht nur, um sich über Routen, Schlepper oder Unterkünfte auf der Flucht zu informieren. Für Menschen wie Ahmad Zein ist das Smartphone auch deshalb unentbehrlich, weil es oftmals die einzige Verbindung zu Familie und Freunden in die alte Heimat und ein Integrationshelfer in der neuen Heimat ist. Ali Jafaor schreibt fast täglich über WhatsApp mit seiner Mutter in Somalia. Und jeden Freitagabend kommt die ganze Familie zum Video-Chat zusammen. "Wir skypen manchmal eine Stunde lang", sagt der 30-Jährige. Für ihn sei das immens wichtig, "ich bin hier ja ganz allein". Zuhause, in Somalia, habe er gar kein Handy besessen.

Apropos allein: Schweinfurt ist sehr um die Integration von Geflüchteten und Migranten bemüht. Stadt und Landkreis stellen Integrationslotsinnen bereit. Sie wirken als Koordinatoren und Netzwerker, unterstützen, informieren und schulen die Ehrenamtlichen zu allen Belangen der Integration. 

Übersetzungsapp ist wichtiges Hilfsmittel für Geflüchtete

"Der Großteil der Geflüchteten nutzt digitale, mobile Geräte", weiß Karina Kraus, die Integrationslotsin der Stadt Schweinfurt. Mit dem Smartphone werden hier vor allem neue soziale Kontakte geknüpft. Außerdem sei das Internet eine wichtige Informationsquelle. Bakry Najjar hat im Netz nicht nur seine Wohnung gefunden, sondern auch eine Ausbildungsstelle. Der 20-jährige Syrer macht bei der Diakonie eine Ausbildung zum kaufmännischen Büromanager. Und dabei ist ihm das Smartphone ebenfalls eine wertvolle Hilfe. Denn trotz seiner sehr guten Deutschkenntnisse muss er für Wirtschaftsbegriffe noch auf eine Übersetzungsapp zurückgreifen.

Schweinfurt engagiert sich stark in der Integration von Geflüchteten. Stadt und Landkreis stellen hierfür Integrationslotsinnen bereit (von links): Christiane Fellows, Karina Kraus, Arwen Haase und Gloria Mac Lachlan.
Foto: Anand Anders | Schweinfurt engagiert sich stark in der Integration von Geflüchteten. Stadt und Landkreis stellen hierfür Integrationslotsinnen bereit (von links): Christiane Fellows, Karina Kraus, Arwen Haase und Gloria Mac Lachlan.

"Viele Behörden setzen sogar digitales Knowhow voraus", sagt Antje Dekkers, die Integrationslotsin für den Landkreis Schweinfurt. So könnten Termine bei Botschaften für Visa-Angelegenheiten nur über das Internet vereinbart werden. Auch bei Großunternehmen seien Online-Bewerbungen inzwischen Standard. Ein Nachteil für jene, die technisch nicht versiert sind. Sie sind auf Unterstützung angewiesen. Die Diakonie nutzt für Beratungszwecke sogar WhatsApp. Weniger komplexe Fragen können so unkompliziert beantwortet werden. Die digitale Plattform erleichtert vor allem den Informationsaustausch mit Geflüchteten, die nicht in Schweinfurt wohnen und einen Anfahrtsweg zur Beratung haben. "Sensible Daten dürfen natürlich nicht über WhatsApp verschickt werden", stellt Dekkers klar. Auch könne eine Online-Beratung keinesfalls das persönliche Gespräch ersetzen.

Der Großteil der Geflüchteten nutzt digitale, mobile Geräte."
Karina Kraus, Integrationslotsin der Stadt Schweinfurt

"Internet ist gut", meint Baker Baschar. Der 24-jährige Syrer nutzt es, um Arzttermine zu vereinbaren oder über Google Maps Behörden aufzufinden. Für Mohammed Saed Othmann ist das Smartphone die Informationsbörse schlechthin. Im Internet findet der 21-jährige Syrer alle für ihn relevanten Informationen. "Die Anwendungen für mobile, digitale Endgeräte haben die größte Reichweite bei unserer Zielgruppe", hat Arwen Haase, Integrationslotsin für den Landkreis Schweinfurt, festgestellt. Denn sie böten verlässliche, mehrsprachige und multimediale Informationen. So haben inzwischen viele Behörden und Initiativen digitale Foren eingerichtet, die Geflüchtete verständlich und mehrsprachig mit relevanten Informationen versorgen oder auch Einblick in die deutsche Kultur, Politik und das Rechtssystem geben. "Der Informationsfluss wird zudem viel schneller und erreicht durch online-Netzwerke viel mehr Menschen", ergänzt die städtische Integrationslotsin Christiane Fellows.

85 Prozent der Mitglieder in der Diakonie-Facebookgruppe sind Männer

Ganz wichtig für Geflüchtete ist Facebook. Im Juli 2017 haben Beraterinnen der Diakonie Schweinfurt die Facebook-Gruppe "Diakonie SW für Dich" ins Leben gerufen. Inzwischen hat die Gruppe 635 Mitglieder, 85 Prozent sind Männer im Alter von 18 bis 34 Jahren, die meisten arabischsprachig. "Hier wird über alles informiert", sagt Mohammed Saed Othmann, "und man bekommt schnelle Hilfe", ergänzt Hasan Alsaadi. Top-Themen in der Facebook-Gruppe sind laut Arwen Haase Asylfragen, Wohnungssuche, Sprachkurse, Studium, Ausbildung und Arbeitssuche oder Finanzthemen wie Sozialleistungen. Auch für die Ehrenamtlichen sei Facebook wichtig. "Hier werden Veranstaltungen hochgeladen, Termine bekanntgegeben und Netzwerke geknüpft", erklärt Arwen Haase. Und: Auf "Diakonie SW für Dich" werden Menschen mit positiven Erlebnissen oder sportlichen Erfolgen porträtiert. "Damit wollen wir Mut machen."

Neuestes Projekt der Integrationslotsinnen sind Videoclips über verschiedene Einrichtungen in Schweinfurt, die mit und für Geflüchtete gedreht werden. "Wir wollen Schweinfurt über Youtube und Facebook vorstellen, damit sie auch etwas vom Lifestyle hier mitbekommen", erklärt Gloria MacLachlan, die Leiterein des offenen Treffs im Mehrgenerationenhaus. Sie hat dafür im Januar eine eigene Social-Media-Gruppe gegründet. Die Gruppenmitglieder nehmen mit dem Handy die Sequenzen auf und stellen sie ins Netz. Der erste Film wurde bereits gedreht. Er zeigt, was im Mehrgenerationenhaus alles angeboten wird. Nächste Drehorte sind Stattbahnhof und Kino.

Hasan Alsaadi kannte in Syrien weder Facebook noch WhatsApp. Der 37-Jährige ist vor dreieinhalb Jahren geflüchtet und lebt seit sechs Monaten in Schweinfurt. Er besitzt auch ein Handy. Aber das nutzt er nur, "um zu telefonieren".

 
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  • mueller.chbe@freenet.de
    Für die nächsten Video Drehs schlage ich vor auch mal in Firmen zu gehen, nur so können unsere Neubürger sehen wie die meisten Einheimischen ihren Tag verbringen und für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen.
    Ich finde es sehr provokant, dass die Jungs immer in der Stadtgalerie rumsitzen, ganze Sitzgruppen für sich beschlagnahmen und mit ihren Smartphones beschäftigt sind.
    Genau das schürt doch die Vorurteile unter der Bevölkerung.
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  • Lebenhan1965
    @ bechri

    Den Jungs ihre Untätigkeit vorzuwerfen ist aber angesichts unseres Asylrechts paradox. Die dürfen doch gar nicht arbeiten, selbst wenn sie schlecht bezahlte Arbeit finden und annehmen wollen.
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  • mariebraun50
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  • wroeder
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  • mausschanze
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  • simonhard
    Es ist doch immer wieder das selbe. Es wird in der Presse nur über die " Good Refugees" berichtet, die sich gut integrieren wollen, deutsch lernen und arbeiten. Das ist super und dagegen kann niemand was haben. Aber wo sind die, die scheitern, die kriminell sind, drogenabhängig, Integrationsunwillig, die mit dem Leben hier nicht zurecht kommen. Gab es in Schweinfurt nicht mal eine Gruppe Asylanten, die alle Intensivtäter waren?
    Das ist kein Artikel wert. Da wird verschämt weggeguckt von Seiten der Presse.
    Also, geglückte Integration...gut. Aber auch über die Schattenseiten recherchieren und berichten.
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  • 50Hertz
    simonhard, ich schätze ihre gut formulierten post, ihren Scharfsinn.
    Schreiben Sie ruhig dazu wie hoch- in Prozent - der Anteil derjenigen ist
    die hier tatsächlich gut integrierbar sind. Sowas erdet !!! und sollte nicht
    verschwiegen werden. Dankeschön.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Ich sehe hier keinen Grund warum die Presse bei der Flüchtlingsthematik nur subjektiv berichtet. Aus meiner Sicht findet in den Medien eine objektive Berichterstattung statt. Es ist aber auch festzustellen, wie bei diesem Artikel auch, dass nahezu jeder Bericht in den Medien, der sich mit dem Thema befasst mit Hetze und Häme kommentiert wird. Sie brauchen ja nur die Kommentare zu lesen. Da werden die Taten und Vorkommnisse auf alle Flüchtlinge projeziert. Das ist aus meiner Sicht unter der Gürtellinie.
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  • simonhard
    Nun ja. Die Artikel werden ja von Menschen geschrieben. Deren politische Grundeinstellung fließt da mit ein. Die Meinung, die da verbreitet wird ist nicht repräsentativ für alle Bevölkerungsschichten.
    Ich weiss nicht, ob es eine "Anweisung" gibt,
    über bestimmte Themen nur positiv zu berichten, bzw eine bestimmte Strömung vorzugeben?
    Zur Häme und Hetze. Diese Leute sind auch Wähler. Sie müssen mitgenommen werden.
    Mit Beschimpfen erreicht man gar nichts.
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  • meeviertel
    Geht's noch? Diskutieren und hetzen, weil Flüchtlinge Handys haben? Im nächsten Bericht geht es dann darum, warum Flüchtlinge auf der Flucht Kleidung tragen? Braucht es in der MP überhaupt so eine Reportage? Und warum sehen wir nur Männer auf dem Bild mit den Flüchtlingen? Gibt es keine geflüchtete Frauen? Sonst dominieren in MP-Bildern doch auch die Damen. Oder gilt die Gleichberechtigung bei Geflüchteten nicht? Sie ist aber im Grundgesetz garantiert.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    ..... dass aber auch der jämmerliche AFD ler jede Gelegenheit nutzen muss um gegen Flüchtlinge zu hetzen. Pfui Teufel 😈
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  • ad.loesch@t-online.de
    Ich bin gegen die „Wir schaffen das“ Asylpolitik ! Deshalb wähle ich am 26 Mai AfD.
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  • laugs
    Schade dass du nicht weißt was du dem Projekt Europäische Union zu verdanken hast ...
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  • mausschanze
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  • DFR4
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
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  • flyarcus@gmx.de
    Pass verloren, aber aufs Handy aufgepasst?
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  • Lebenhan1965
    @ Gedenke

    Ich fände es durchaus in Ordnung auch das Handy für die Herkunftsbestimmung mit zu nutzen.
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  • Erkundigen Sie sich beim Auswärtigen Amt in Berlin, wieviel Passverluste deutscher StA unsere Auslandsvertretungen weltweit jährlich bearbeiten müssen und lesen Sie die Reise-und Sicherheitshinweise des AA: da wird unter u.a empfohlen, alle relevanten Dokumente einzuscannen und im Handy etc. zu speichern.
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  • flyarcus@gmx.de
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