
Es ist Dienstagabend, kurz vor 19 Uhr. Edo Günther steht am Eingang des Naturfreundehauses in der Friedrich-Ebert-Straße. Der erste Vorsitzende der Kreisgruppe Schweinfurt des BUND Naturschutz Bayern schaut genau hin, wer sich nähert. Im Saal findet wenige Minuten später die Veranstaltung "Die extreme Rechte zwischen Klimawandelleugnung und Klimanationalismus" statt. Rund 50 Menschen aus den verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Spektren sind gekommen.
Vorne am Pult sitzt eine junge Frau, die zu ihrem Schutz weder ihren vollständigen Namen nennen möchte, noch während der Veranstaltung gefilmt oder fotografiert werden soll. Sie ist im Auftrag der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) nach Schweinfurt gekommen, um einen Vortrag zu halten. Sie stellt dabei die Standpunkte und die Netzwerke der Rechten im Themenfeld Klima- und Energiepolitik vor.
Rechte Störer kamen, entgegen der Befürchtungen der Veranstalter, der Naturfreunde Schweinfurt, der Kreisgruppe Schweinfurt des BUND Naturschutz und "Schweinfurt ist bunt!", keine.
Unterschiedliche Strategien
Klar ist, nicht nur das Klima wandelt sich, sondern auch der Blick der Rechtsextremen auf die Thematik. Während in der rechtsextremen Szene die vollständige Leugnung des Klimawandels fest verankert sei, gebe es inzwischen auch diverse Abwandlungen hin zur Klimawandelskepsis. Die Strategien der rechten Akteure seien unterschiedlich, wie die Referentin an Beispielen aufklärt. Sie warnt in diesem Zusammenhang vor Fake-News. "Je öfter man Unwahrheiten wiederholt, desto mehr glauben sie." Jeder zehnte Deutsche etwa denke, dass die Belege für den Klimawandel gefälscht seien.
Der Weg hin zu (oft antisemitischen) Verschwörungserzählungen sei in diesem Zusammenhang meist kein weiter. Die Referentin gab deshalb ein paar Tipps, wie man Verschwörungserzählungen erkennen könne.
Außerdem entwickele die Rechtsextreme einen Klimanationalismus, ganz nach dem Motto "Unser Volk zuerst". Fester Bestandteil der Strategien von Rechtsaußen sei die gezielte Diffamierung von Umwelt-Aktivisten, genauso wie populistischer Argumentationen gegen Maßnahmen des Klimaschutzes und der Energiewende.
Gegenstrategien aufgezeigt
Eine wichtige Rolle spielt laut Referentin dabei auch die AfD mit ihrer "Null-Klimaschutz-Politik". Immer wieder werde von der AfD das Narrativ der "Deindustrialisierung" bemüht. Eine "nationalistische Umweltschutzpolitik" verfolge auch die in Schweinfurt mit einer Parteizentrale ansässige neonazistische Kleinstpartei "Der Dritte Weg".
Zum Netzwerk der rechten Klimawandelleugnung gehörten das US-amerikanische "The Heartland Institute", das als pseudowissenschaftliche Denkfabrik gelte. In Deutschland seien es Influencerinnen wie Naomi Seibt oder das Magazin "Compact" des rechtsextremen Ideologen Jürgen Elsässer, die für die Verbreitung der rechtsextremen Ansichten zu Klima- und Energiepolitik sorgten. Die Referentin gab den Zuhörern Gegenstrategien an die Hand, wie Desinformations-Kampagnen entlarvt werden können.
In der anschließenden Gesprächsrunde gibt Edo Günther zu bedenken, dass sich das "Grünen-Bashing" seiner Ansicht nach fortsetzen werde und dass die Politik dafür weiter "Zündstoff" liefere. "Es ist sehr schwer, diesem rechten Trend Einhalt zu gebieten", findet Erich Ruppert. Es gehe nur gemeinsam, meint Schweinfurts Bürgermeisterin Sorya Lippert. "Wenn wir das verstehen, hat der Klimanationalismus automatisch verloren."
Das "Grünen-Bashing" ist doch viel verbreiteter, als der Leserkreis von den o.g. Zeitungen. Oder übersehe ich hier etwas?
Ich könnte mir eher vorstellen, dass grüne Positionen so diametral den rechten und rechtsextremen Positionen gegenüberstehen, so dass sie das natürliche Feindbild darstellen könnten.
Aber, das ist jetzt nur meine Vermutung. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
Es wird schwierig hier näher auf den vollständigen Inhalt einzugehen, deswegen hier ein paar Auszüge:
Fakt ist, dass „Die Grünen“ wie ihre Kollegen von der Linken bis zur CSU, in der Wachstumsfalle sitzen und damit ihre Zukunftsfähigkeit verspielen. Nutznießer kann die identitäre Systemopposition sein. (Die Krise des Liberalismus Landolf Ladig 2012)
Systemkrisen bieten Systemoppositionen die Möglichkeit der Einflussnahme, vielleicht auch der Bewährung. Allerdings hat die synonyme Verwendung der Begriffe Kapitalismus und Marktwirtschaft und die Verteufelung sogenannter „Dritter Wege“ dazu geführt, dass die medienmanipulierte (sic!) Mehrheit heute noch keine Alternative zum herrschenden System denken kann. (Krisen, Chancen und Auftrag)