Zum Glück keine Verletzten, dafür Sachschaden von 400 000 Euro: Am Samstagnachmittag gab es einen Unfall an der Fähre in Wipfeld (Lkr. Schweinfurt), von dem die Bürger noch lange erzählen werden. Ein Traktorfahrer war mit seinem Gespann vom Schiff in den Main gerollt, konnte sich und seinen Hund aber ans Ufer retten. Traktor und Anhänger versanken im Wasser und wurden nach einer mehrstündigen Bergungsaktion am Abend per Autokran herausgehoben.
Zahlreiche Schaulustige beobachteten den Einsatz der Rettungskräfte vor Ort, der auch für diese etwas Besonderes war: "In der Größenordnung ist das etwas Einmaliges. Pkw im Wasser kommt schon eher vor", erklärte DLRG-Einsatzleiter Lukas Mauder gegenüber der Nachrichtenagentur News5.
Gegen 15 Uhr war laut dem Bericht des Polizeipräsidiums Unterfranken am Samstag das mit Heu beladene Traktorgespann auf die Fähre aufgefahren. Als diese schließlich nach vorne in Richtung des anderen Mainufers trieb, rollte das Fahrzeug rückwärts in den Main. Der 54-Jährige, der am Steuer des Traktors saß, konnte sich und seinen Hund laut Polizei unverletzt ans Ufer retten, das Gespann versank aber nahezu vollständig im Main. Vom Traktor selbst war nur noch ein kleiner Teil der Fahrerkabine zu sehen.
Neben der Polizei befanden sich die Freiwillige Feuerwehr aus Wipfeld und Stammheim, das Rote Kreuz und die Wasserwacht mit Tauchern im Einsatz. Die Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen zum Unfallhergang übernommen. Um zu prüfen, ob die Fähre weiterhin fahrtüchtig ist, wurde darüber hinaus ein Sachverständiger angefordert. Zudem sucht die Polizei nach den Insassen eines blauen VW Golf mit Würzburger Kennzeichen, die sich zum Unfallzeitpunkt auf der Fähre befunden haben sollen.
Der große und außergewöhnliche Einsatz zog laut News5 zahlreiche Zuschauer an. "Wir sind selber mit dem Fahrrad über diese Fähre drüber gefahren. Haben uns hier gegenüber in den Biergarten gesetzt, plötzlich ging die Sirene. Wir haben gar nicht mitgekriegt, dass das bei uns im Rücken war. Dann kam die Feuerwehr hier runter und wir haben geschaut. Plötzlich stand der Trecker im Flüsschen", erzählt Detlef Meier gegenüber News5. Der Wohnmobilist Bernd Verwiebe aus Suhl war froh, dass sich der Fahrer retten konnte: "Das ist nicht alltäglich, aber der Fahrer ist ohne Probleme raus gekommen."
Traktor und Anhänger mussten unter Wasser entkoppelt werden
Die Bergung des Gespannes zeigte sich schwieriger als angenommen. Zunächst mussten Traktor und Anhänger unter Wasser durch die Taucher der Wasserwacht abgekuppelt werden, um sie schließlich separat aus dem Main holen zu können. Außerdem brauchte der angeforderte Bergungskran weitere Gewichte, um den tonnenschweren Traktor und den Anhänger in die Höhe heben zu können. Diese mussten allerdings erst aus Würzburg nach Wipfeld transportiert werden. Der Einsatz dauerte insgesamt knapp acht Stunden. Erst in der Nacht gelang es, den Traktor zu bergen.
DLRG-Einsatzleiter Lukas Mauder erklärte, die Situation sei relativ entspannt gewesen, nachdem klar war, dass sich der Fahrer habe retten können. Außerdem habe man sichergestellt, dass keine Betriebsstoffe ausgetreten seien, "so dass eine Umweltschädigung auszuschließen ist". Kreisbrandinspektor Reinhold Achatz ließ aufgrund der Dauer des Einsatzes die Feuerwehrleute wechseln. Auch für ihn war es nicht alltäglich: "Das ist eine neue Erfahrung, so einen Einsatz hatten wir noch nicht." Im Einsatz waren auch etliche Mitglieder der BRK-Wasserwacht mit Tauchern.
Mainfähre in Wipfeld bleibt vorübergehend außer Betrieb und wird untersucht
Wipfeld Bürgermeister Tobias Blesch gab unterdessen am Sonntag bekannt, dass die Wipfelder Fähre zunächst ihren Fährbetrieb einstellt. "Die Mainfähre Wipfeld wird in den nächsten Tagen an Land gehoben, damit die erforderlichen Reparaturarbeiten in die Wege geleitet werden können und baldmöglichst wieder ein uneingeschränkter Fährbetrieb möglich wird", schreibt Blesch.
Die Gemeinde bedanke sich bei allen Helfern für "die hervorragende Zusammenarbeit". Während der Reparaturarbeiten an der Wipfelder Fähre können Touristen, Bürger und Landwirte nun nur die Mainfähre in Obereisenheim nutzen. Sie fährt von Montag bis Freitag von 7 bis 13 und 14 bis 19 Uhr sowie am Wochenende ganztags von 10 bis 19 Uhr.
Die Mainfähren zwischen Wipfeld und Volkach sind deshalb wichtig, weil es nur in Bergrheinfeld und in Volkach Brücken gibt, ansonsten relativ weite Umwege gerade von Pendlern genommen werden müssen.