Es gibt sie noch, die anderen Krankheiten neben Corona. Zum Beispiel die vielen Facetten von Herz- und Kreislauferkrankungen, die für rund 40 Prozent aller Todesfälle im Land verantwortlich sind. Wer einen Herzinfarkt oder eine Herz-OP gut überstanden hat, und das werden dank moderner Medizin immer mehr, für den fängt ein neues Leben an – oft auch im Hinblick auf die Lebensführung.
Neben der Ernährung ist Herzsport-Training ein Baustein für Erhalt und Wiederaufbau der Gesundheit. Herzsportgruppen, geführt von geschulten Trainerinnen und Trainern, gibt es nicht nur bei der Schweinfurter Turngemeinde , sondern auch beim Verein Kensho in den Fitnessland-Trainingsräumen in der Heini-Dittmar-Straße im Gewerbegebiet Hafen-Ost.
"Seit 1996 sind wir eingetragener Verein, seit 2012 bieten wir auch Reha- und Herzsport an", so Petra Lurz, Vorsitzende des Kensho e.V. Schweinfurt. Der Name stammt noch aus den Anfangstagen, als das Haus hauptsächlich für asiatische Kampfkunst stand. Taekwondo gibt es dort immer noch, ein Hauptaugenmerk liegt aber heute auf Reha- und Herzsport, wie er nach Krankheit oder Operation ärztlich verordnet wird. Als es 2012 losging, waren es zwei Kurse mit 30 Leuten, die an den Start gingen, Heute kommen 22 Reha-Gruppen und sechs Herzsport-Gruppen mindestens einmal pro Woche zum Training. So kommen mehr als 400 Menschen aus der Region zusammen, die durch gezielten Sport an ihrer Gesundheit arbeiten und so wieder besser am Leben teilhaben können.
So wie die Gruppe, die sich gerade im großen Übungsraum unter Anleitung von Sportlehrerin Magdalena Olczyk aufwärmt. Sie ist eine von 22 Übungsleiterinnen und Übungsleitern im Haus. Noch vor dem ersten Schritt hat Dr. Martina Peter-Kern die Teilnehmer angeschaut und sich deren aktuelle Blutdruckwerte mitteilen lassen. Die Kinder- und Jugendärztin an der Uniklinik in Würzburg ist auch Impfärztin in Schweinfurt und Teil des Mediziner-Teams, die das Herzsport-Training ärztlich überwachen.
Auch der Spaß und das Gemeinschaftserlebnis sind wichtig
Erhöhter Blutdruck oder Puls, Schwäche oder Schmerzen wären Ausschlusskriterien für den Herzsport an diesem Tag, so Magdalena Olczyk. Heute aber sind alle gut drauf, das Training kann beginnen. Ein Training, bei dem neben dem Sport auch Spiel und Spaß nicht zu kurz kommen, denn auch das Gemeinschaftserlebnis fördert die Gesundheit, so die Erfahrung. "Wir sind dafür da, dass wir die Leute wieder fit machen", ergänzt Petra Lurz.
Die Herzsportgruppen, gut zwei Drittel der Teilnehmer sind Männer, sind gut gebucht, mit den Jahren sind es immer mehr geworden. Patientinnen und Patienten, die an Herzinsuffizienz leiden, können in solchen Gruppen nicht betreut werden, doch das soll anders werden. "Von Herzinsuffizienz spricht man dann, wenn das Herz zu wenig Leistung bringt", erklärt Petra Lurz. Das muss nicht Folge eines Infarkts sein, sondern kann auch auf eine Herzmuskelentzündung zurückzuführen sein oder nach einer Transplantation auftreten. Kurzatmigkeit schon nach kurzen Strecken oder wenigen Treppen kann so ein Hinweis auf eine Herzinsuffizienz sein.
Ab Februar: Zwei Gruppen für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz
Für Patientinnen und Patienten mit einer diagnostizierten Herzinsuffizienz gibt es bislang in der Region Schweinfurt keine speziellen Sportgruppen, so die Kensho-Vorsitzende Petra Lurz. Oft schrecken Patienten mit Herzinsuffizienz vor sportlicher Aktivität zurück, weil ihnen das Risiko eines kardialen Notfalls zu hoch erscheint. Jedoch habe eine Pilotstudie des deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) gezeigt, dass körperliches Training auch für solche Patienten geeignet sei, deren Lebensqualität und mitunter auch die Schwere der Erkrankung zu verbessern.
In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an einer Herzschwäche, weshalb sie nicht nur zu den Volkskrankheiten gezählt wird, sondern auch eine häufige Todesursache darstellt. Auch deshalb haben sich Magdalena Olzczyk und Petra Lurz fortgebildet und ihren Zusatzschein "Herzinsuffizienz" erworben. Eine Ausbildung, die es noch lange gibt, und die die beiden Frauen in einer Spezialklinik am Starnberger See absolvierten. Ab 1. Februar wollen die beiden Übungsleiterinnen mit je einer Gruppe an den Start gehen. Gruppen, in denen man noch stärker als in herkömmlichen Herzsportgruppen auf die individuelle Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen wird eingehen müssen, ist sich Petra Lurz sicher. "Insuffizienz-Patienten sind bei weitem nicht so belastbar", ergänzt Magdalena Olczyck. Gruppen, nicht mit 15, sondern nur mit der Hälfte an Teilnehmenden sind geplant.
Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und ärztlicher Verordnung können sich unter Tel. (09721) 608214 anmelden.