Am Uniklinikum Würzburg wurde die tausendste Patientin ins Register für Akute Herzinsuffizienz (AHF) aufgenommen – aus den Daten erwarten die Forscher neue Erkenntnisse über die Herzschwäche, heißt es in einer Pressemitteilung.
Ziel erreicht. 1000 Patienten wurden seit August 2014 ins AHF Register (Acute Heart Failure) aufgenommen. Sie wurden alle mit einer Akuten Herzinsuffizienz ins Universitätsklinikum Würzburg gebracht und haben zugestimmt, dass ihr Krankheitsverlauf dokumentiert wird – sowohl auf der Station als auch nach der Entlassung.
Das bedeutet: ein halbes Jahr nach dem Krankenhausaufenthalt sowie in den folgenden fünf Jahren einmal pro Jahr werden die Patienten zu umfangreichen Kontrolluntersuchungen in das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) eingeladen. Patienten, die nicht ins DZHI kommen können, werden von einer speziell geschulten Studienschwester telefonisch nach dem körperlichen und seelischen Wohlbefinden befragt.
Diese Fachkraft holt auch Informationen bei den behandelnden Hausärzten ein. Von der umfangreichen Dokumentation der Daten erhoffen sich die Wissenschaftler, das Krankheitsbild und den Verlauf der Herzinsuffizienz besser zu verstehen, die Versorgungsbedürfnisse jedes einzelnen Patienten besser kennen zu lernen, und Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
Manuela Henn ist 51 Jahre alt und kam in der vergangenen Woche ins Uniklinikum, da ihr Körper zu viel Wasser eingelagert hatte – ein typisches Symptom einer Herzinsuffizienz. „Ich konnte mich schon so lange nicht mehr konzentrieren, war müde und wusste nicht warum“, sagt die Mitarbeiterin im Amt für Familienangelegenheiten. „Dank der ausführlichen Beratung im Rahmen der AHF Register-Studie wissen mein Mann und ich jetzt, wie wir mit der Krankheit umzugehen haben und was wir im Alltag beachten müssen.“ Sie ist die tausendste Patientin im AHF Register.
Von 1000 weiteren Herzinsuffizienz-Patienten, die nicht an der Beobachtungsstudie teilnehmen können, dürfen zusätzlich die klinischen Informationen über ihren stationären Aufenthalt anonymisiert wissenschaftlich ausgewertet werden. Dies sind vorwiegend Patienten, die ein besonderes Krankheitsprofil und eine höhere Sterblichkeit aufweisen. „So entsteht erstmals ein komplettes Bild aller Patienten mit einer akuten Herzinsuffizienz, auch der Schwerstkranken“, resü-miert Prof. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am DZHI und Leiter der Studie.
Akute Herzschwäche ist nach wie vor mit einer schlechten Prognose verbunden, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Inzwischen leben nur noch etwa 60 Prozent der 1000 Patienten aus dem Register. Gut ein Drittel ist an den Folgen der Herzinsuffizienz gestorben. Diese Zahl stimmt überein mit anderen Studienergebnissen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, die nächsten fünf Jahre nach der Diagnosestellung zu überleben, liegt bei etwa 50 Prozent. Jede Krankenhauseinweisung wegen einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz mindert die Prognose.
„Das klingt zunächst erschreckend. Ist es auch“, sagt Stefan Störk. „Doch für etwa die Hälfte der Patienten – diejenigen, die an einer systolischen Herzinsuffizienz leiden – stünden immer bessere Therapien zur Verfügung. Mit der richtigen Behandlung und der Bereitschaft des Patienten, sich und dessen Werte kontinuierlich im Auge zu behalten und die Medikamente regelmäßig einzunehmen, sind die Chancen auf ein längeres Leben und mehr Lebensqualität stark verbessert. Für die sogenannte diastolische Herzinsuffizienz, an der die andere Hälfte der Patienten leidet, sind die Behandlungsstrategien noch nicht so gut entwickelt. Doch die Wissenschaftler arbeiten mit Hoch-touren daran, auch am DZHI.“
Von entscheidender Bedeutung für beide Patientengruppen sei jedoch laut Störk die gut strukturierte Versorgung im Netzwerk. „Dies bedeutet, dass alle Versorger, vom Hausarzt über den Kardiologen bis hin zur Klinik, kontinuierlich und gut informiert sind über den Gesundheitszustand ihres Patienten. Am DZHI wurden hierzu Netzwerkstrukturen entwickelt und wird gezielt Personal für diese Netz-werke ausgebildet.“
Am besten ist die Prognose, wenn es erst gar nicht zur Krankenhauseinweisung kommt. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser kann die Herzinsuffizienz oftmals behandelt werden.