Zwei Jahre gab es eine Absage, coronabedingt. Jetzt steht alles auf Grün: Vom 17. bis 27. Juni wird in Schweinfurt wieder das Volksfest gefeiert. Wer genau nachzählt, merkt schnell: Normalerweise dauert das Fest einen Tag länger. Der letzte Öffnungstag, der Montag, wurde gestrichen. Warum und wie das Volksfest 2022 genau ablaufen soll, das hat Ordnungsreferent Jan von Lackum im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates erläutert.
Feiern mit Einschränkungen, könnte die Überschrift sein. Ein Feuerwerk wird es nicht geben, deshalb der Verzicht auf den letzten Öffnungstag, der auch nach Ansicht der Schausteller, die in der Werbegemeinschaft Schweinfurter Volksfest e.V. vertreten sind, vor allem wegen des Feuerwerks gut besucht ist. Kein Feuerwerk, kein Volksfest-Montag. Hintergrund für den Verzicht ist laut von Lackum vor allem die Rücksicht auf Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Dies trügen auch die Schausteller mit, so der Ordnungsreferent. Insofern gehe er davon aus, dass es auch bei anderen, von Schausteller geplanten oder mitgeplanten Festen keine Feuerwerke geben werde. Er würde sich "wundern, wenn anderswo Feuerwerke gezündet werden", so der Ordnungsreferent auf Nachfrage von Oliver Schulte. Der fände es "schwer erklärbar", wenn Schweinfurt sein Feuerwerk absage, zwei Wochen später in Würzburg aber eines stattfinden würde.
Einschränkungen auch mit Blick auf die Corona-Pandemie
Zweiter Grund dafür, das Feuerwerk zu streichen, sei Corona, ergänzte Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Jeder wisse, wie gedrängt die Menschen beim Feuerwerk stünden. Angesichts des Pandemiegeschehens müsse man eine gewisse Vorsicht walten lassen. "Es ist eine Illusion zu glauben, wir hätten die Corona-Krise schon hinter uns gelassen."
Auch wenn es keine rechtlichen Einschränkungen für Volksfeste mehr gebe und Corona im Sommer keine große Rolle spiele, ein Volksfest wie üblich sei angesichts der Pandemie nicht vertretbar, so von Lackum. Deshalb die Einschränkungen, zu der auch eine Verkürzung der täglichen Öffnungszeiten um eine halbe Stunde gehört, samstags um eine Stunde. Dies sei einmalig für das Volksfest 2022 geplant und, so von Lackum auf die Kritik von mehreren Stadträten hin, auch der Wunsch der Schausteller gewesen. Diese könnten gut einschätzen, wann sie gute Umsätze machen würden und wann nicht. Die Stadt nehme sicher den Schaustellern, die seit zwei Jahren nichts verdient hätten, einfach so Einnahmezeit weg.
Familiennachmittag und Ladies-Night: Was 2022 beim Volksfest geboten ist
55 Schausteller, 21 davon neu, sind beim Volksfest 2022 vertreten: von der Imbissbude bis hin zu Fahrgeschäften, von der Achter- oder Geisterbahn bis hin zum XXL-Racer, der seine Gäste auf eine Flughöhe von 55 Meter schleudert, vom Kettenkarussell bis hin zum obligatorischen Riesenrad. Mit 405 Bewerbern gab es weit weniger als sonst. Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen, auch in den Reihen der Schausteller.
Gekürzt wurde angesichts der unsicheren Lage in Sachen Pandemie auch das Rahmenprogramm auf die Ladies-Night und den Familiennachmittag. Das Festzelt wird etwas kleiner sein, dafür mehr Plätze im Außenbereich bieten, so von Lackum.
Verpasst bekommt das Volksfest zum Neustart ein neues Design für alle Werbemittel. Ein Schweinchen mit Herz, mal mit Dirndl, mal mit Lederhose oder im Fahrrad-Outfit. Verwendet wird das Design dann auf Plakaten, Anzeigen und Buttons, die man sich anstecken kann.
Die einen sehen es locker, andere mahnen wegen Corona zu Vorsicht
Überwiegend positiv war die Reaktion im Ausschuss auf die Pläne. Für Reginhard von Hirschhausen (Bündnis 90/Die Grünen) war es ein "wohldurchdachtes Konzept", verkürzte Öffnungszeiten halte er nicht für notwendig, da man Ende Juni mit Corona wohl kein großes Problem haben werde. Zu weit gingen Richard Graupner (AfD) die Einschränkungen in Sachen Öffnungszeiten, auf die man sich freiwillig einlasse.
Dass ein "Feuerwerk angesichts des Krieges völlig unangemessen" sei, wie Ralf Hofmann (SPD) erklärte, darin waren sich alle einig. Dass man bei der Flüchtlingswelle 2015 nicht darauf verzichtet habe, wie Sinan Ötztürk (Die Linke) kritisch erinnerte, sei kein Grund, diese falsche Entscheidung noch einmal zu fällen, so Hofmann. Er lobte den Mut der Verantwortlichen, in dieser kurzen Zeit eine solche Großveranstaltung zu planen. Mit der Pandemie, so Hofmann, sei man nicht durch. Jetzt müsse man aber die Verantwortung an jeden Einzelnen übertragen.
Zu Vorsicht mahnte nicht nur Klaus Rehberger (CSU), auch Ulrike Schneider (Zukunft./ÖDP) hatte Bauchschmerzen bei dem Gedanken an Menschenmengen beim Volksfest. Ihr Vorschlag deshalb: Kein Rahmenprogramm, kein Familiennachmittag, dafür die ganze Zeit über reduzierte Preise für Kinder. Das sei nicht umsetzbar, meinte Jan von Lackum. Wann welcher Preis gelte, entscheiden die Schausteller.
OB Remelé kann sich ein Impfangebot zum Volksfest vorstellen
Das Impfzentrum wird zum 30. April seine Pforten am Volksfestplatz schließen und am 3. Mai in der Stadtgalerie wieder öffnen. Man könnte darüber nachdenken, ein Impfangebot beim Volksfest zu machen, meinte OB Remelé mit Blick auf den Herbst.
Bei einer Gegenstimme empfahl der Ausschuss am Ende die Zustimmung durch den Stadtrat. Der wird am 29. März endgültig darüber entscheiden.