
Wenn im Landkreis Schweinfurt minderjährige Flüchtlinge ohne Eltern ankommen, dann ist nicht das Anker-Zentrum für Geflüchtete Anlaufstelle, sondern das Jugendamt im Landratsamt. Derzeit ist die Zahl der zu Betreuenden sehr hoch, weswegen die sogenannten "unbegleiteten minderjährigen Ausländer" den Schwerpunkt im Jahresbericht 2023 von Jugendamtschef Udo Schmitt vor dem Jugendhilfeausschuss bildete.
Demnach waren 2023 in Unterfranken 535 minderjährige Flüchtlinge registriert, die auf sich alleine gestellt sind – bei 320 Plätzen. Schmitt rechnet damit, dass die Zahl weiterhin ansteigen wird. Diese Menschen werden nicht nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, sondern nach den Jugend- und Sozialgesetzen behandelt. Untergebracht werden sie in einer Pension im westlichen Landkreis, die 20 Plätze bietet. In Summe waren es im vergangenen Jahr 116 Personen.
Auch Ehrenamtliche kümmern sich um junge Geflüchtete
Inzwischen hat der Landkreis auch den Antrag gestellt, diese Unterkunft als eigene Jugendeinrichtung mit dem Jugendamt als Träger zu betreiben. Angesichts des Aufkommens und des umfassenden Aufgabenfeldes hat laut Schmitt das Jugendamt eine zusätzliche Person eingestellt, um die Betreuung zu gewährleisten. Lobend erwähnte Schmitt einen Kreis von Ehrenamtlichen, die sich ebenfalls engagieren.
Auch auf den Etat des Jugendamts schlägt sich die Situation minderjähriger Flüchtlinge nieder. Denn der Aufwand sei um ein Vielfaches höher als bei anderen Kindern und Jugendlichen, die von Amts wegen untergebracht und betreut werden müssen. So berichtet Schmitt, dass bei Zweifel am Alter eines Geflüchteten ein entsprechendes Gutachten angefertigt werden müsse. Das gehe derzeit nur an der Uniklinik Frankfurt.
Jugendamt wartet ein Jahr lang auf die Kostenerstattung
Insgesamt habe das Jugendamt im vergangenen Jahr einen Gesamtetat von 8 Millionen Euro gehabt, im Jahr davor waren es noch 6,3 Millionen Euro. Und auch von einem bürokratischem Kuriosum berichtete Jugendamtsleiter Schmitt: Die Kosten für minderjährige Geflüchtete, die nicht im Detail im Etat ausgewiesen sind, werden dem Landkreis vom Bezirk Unterfranken erstattet. Mit der Abrechnung ist dort eine Person betraut; der Rückstand bei den Erstattungen beträgt laut Schmitt derzeit ein Jahr.