Der Historiker und zweite Vorsitzende des Fördervereins Schloss Mainberg spürt seit Jahren Kunstschätze und Einrichtungsgegenstände aus dem Schloss auf. "Wir sammeln alles", sagt Dr. Thomas Horling. Jüngste Errungenschaft ist ein Holztisch mit einer Hirschkopf-Intarsie.
Michael Haupt aus Dittelbrunn hat das wertvolle Stück dem Förderverein vermacht, zusammen mit einer elektrischen schmiedeeisernen Stehlampe, einer Holzkiste mit Metallbeschlägen und Franken-Wappen sowie einem Holzstuhl im Renaissancestil und einer Garderobe.
Von überall her rufen Leute bei Horling an und sagen: "Ich hab' noch was." Das Inventar und die Kunstschätze von Schloss Mainberg wurden bei einer Auktion 1960 in Nürnberg in alle Winde verstreut. Das Finanzamt beglich aus dem Erlös der Versteigerungsmasse die Steuerschulden des damaligen Schlossbesitzers Wilhelm Heger, der mit seinem vermeintlichen Haarwuchsmittel pleite gegangen war.
Die Einrichtung des Jagdhauses ist jetzt auch aufgetaucht. Ein Anrufer aus Hamburg hat sie dem Förderverein angeboten. Sie stammt übrigens nicht aus der Auktion, sondern wurde 1947 von der Großmutter des heutigen Eigentümers von Willi Sachs abgekauft. Horling überlegt nun, wie und wo man das "Jagdhaus" deponieren könnte.
"Wir brauchen dringend ein zentrales Lager", appellierte Hermann Rind bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins, sich über Räumlichkeiten Gedanken zu machen. Denn die Sammlung wächst und wächst. Das ist in erster Linie den Aktivitäten des 164 Mitglieder zählenden Fördervereins zu verdanken, der mit seinem unermüdlichen Engagement Schloss Mainberg aus dem Dornröschenschlag geweckt und ins öffentliche Bewusstsein gerückt hat.
Homepage wird gut geklickt
Die Homepage des Vereins findet weltweit Interesse. 2023 gab es 116.262 Seitenaufrufe. Mitglieder und Vorstand sind aber nicht nur digital unterwegs, sondern rühren mit Vorträgen, Präsentationen und Veranstaltungen aktiv die Werbetrommel. Zum Beispiel beim Schweinfurter Stadtfest oder bei der Schonunger Weihnacht.
Ein Renner ist die vom Förderverein initiierte und von der Chocolaterie Molina am Schweinfurter Zeughaus produzierte Schloss-Schokolade, die als Motiv die charakteristischen Treppengiebel des Schlosses und den Bergfried zeigt. Im vergangenen Jahr spülte der Verkauf 1684 Euro in die Vereinskasse. Dank Spender und Sponsoren wächst das Vereinsvermögen zusätzlich an, sodass man hin und wieder den Rückkauf wertvoller Kunstgegenstände finanzieren kann.
So erwarb der Förderverein 2019 bei einer Auktion in München das Gemälde "Das Martyrium des Hl. Nepomuk" aus der Kunstsammlung von Wilhelm und Katharina Sattler und erstand 2023 bei einer Wiener Galerie das Gemälde des letzten Mainberger Amtskellers Franz Stephan Sartorius (1760-1827).
Auf der Wunschliste des Fördervereins steht noch ein Fassboden mit dem geschnitzten Halbprofil des Fabrikanten Wilhelm Höpflinger, der früher im Schloss war und jetzt im Weingut Schuler in Obereisenheim zu bewundern ist. Auch auf den fast 100 Jahre alten Billardtisch aus Sachs' Herrenzimmer hat man ein Auge geworfen. Er befindet sich in Privatbesitz in Gerolzhofen.
Manchmal bekommt der Förderverein auch Überraschungsgeschenke. So übergab Lutz Beselmüller bei der Mitgliederversammlung zwei Stiche, die Schloss Mainberg zeigen. Er hat sie jüngst beim Ausräumen des Elternhauses in Schweinfurt gefunden und dem Förderverein Schloss Mainberg geschenkt. "Das ist ja wie Weihnachten", freute sich Vorsitzende Christine Bender.
Ein interessantes Erinnerungsobjekt ist auch das Holzwerbeschild von Haarwuchsmittelproduzent Wilhelm Heger. Der aus Kroatien stammende "Glatzenkönig" richtete Mitte der 1950er-Jahre seinen Firmensitz auf Schloss Mainberg ein und startete von hier aus einen Versandhandel für sein vermeintliches Haarwuchsmittel. Waschkorbweise sollen Einschreibebriefe mit Geld aus Deutschland und dem Ausland auf dem Schloss eingetroffen sein. In Mainberg wurde sogar eine eigene Poststelle zur Bewältigung dieser Post nötig.
Heger landete am Ende vor Gericht, weil Kunden wegen Erfolglosigkeit seiner Haarkuren ihr Geld zurückgefordert hatten. Hegers Werbeschild befand sich bislang in Privatbesitz und wurde jetzt dem Förderverein gespendet.
Es gibt auch Werbung für Schloss Mainberg, von der man gar nichts weiß. Daniela Harbeck-Barthel, die neue Schatzmeisterin des Vereins, hat das Buch "Franken in 24 Kapiteln" von Wilfried Rogasch aufgespürt, in dem sich ein Kapitel um Schweinfurt und die Industriellenfamilie Sachs dreht. Schloss Mainberg ist auf einer Doppelseite mit Foto verewigt. "Ein tolle Sache."
Weingut Dahms macht Werbung für Schloss Mainberg
Werbung für Schloss Mainberg macht auch das Schweinfurter Weingut Dahms. Das Etikett auf der Silvaner Spätlese von der Peterstirn zeigt jetzt das Wahrzeichen der Region. Werbewirksam vermarktet der Förderverein selbst drei von Heinz A. Böhm gefertigte Karikaturen von Schloss Mainberg, die im Original in der Schweinfurter Kunsthalle hängen und als Postkarten verkauft werden.
Als weitere Aktionen sind ein Fotowettbewerb, die Aufstellung von Infotafeln vom Schloss, die Einrichtung eines Schloss-Erzählcafés, die Illumination des Schlosses und eine Schlossparkführung geplant. Apropos Führung: Zum Bedauern des Fördervereins hat Schlossherrin Renate Ludwig alle Gästeführungen im Schloss bis zum Jahresende gestrichen.