Für reichlich Wirbel haben die Aussagen von Schweinfurts Stadträtin Ulrike Schneider gesorgt – und sind jetzt auf weiteren Gegenwind gestoßen. Wegen immer mehr großer Einkaufszentren an Ortseingängen von Gemeinden hatte sie sich besorgt gezeigt und von unnötiger Versiegelung sowie einer "Verschandelung" der Landschaft gesprochen. Zudem verdrängten die großen Märkte zahlreiche kleine Einkaufsläden in den Ortschaften.
Laut Schneider betreiben einige Bürgermeister und Gemeinderäte somit "Kirchturmpolitik", indem sie nur an sich denken und hoffen, dass mal eine Straße oder ein Gewerbegebiet nach ihnen benannt wird. Die Aussagen trafen umgehend auf harsche Kritik aus dem Landkreis. Nun meldet sich auch Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert zu Wort.
In ihrer Kritik bezog sich Stadträtin Schneider konkret auf das Gewerbegebiet in Euerbach vor den Toren des Altortes, auf das geplante Einkaufszentrum in Grafenrheinfeld sowie auf das geplante Gewerbegebiet Üchtelhausen. All dies sei eine "Verschandelung eines wunderschönen Landstrichs" und führe zu einer Versiegelung "wunderschöner grüner Wiesen". Stadtlauringens Bürgermeister Friedel Heckenlauer hatte als Kreisverbandsvorsitzender im Bayerischen Gemeindetag die Kritik bereits in einer Stellungnahme zurückgewiesen. Demzufolge wollen die Menschen große Einkaufsmärkte. Zudem erlebe er täglich, wie engagiert und kompetent sich die 29 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises mit ihren kommunalen Gremien um die Interessen und Belange ihrer Bevölkerung kümmern.
Euerbachs Bürgermeisterin wünscht sich respektvollen Umgang
Um Schneiders Kritik zurückzuweisen, meldete sich nun auch Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert zu Wort. Zwar habe jeder grundsätzlich das Recht, seine Meinung frei zu äußern. "Die pauschalen Formulierungen von Frau Dr. Schneider sind jedoch nicht objektiv und stimmen so einfach nicht", so Seufert. Die Behauptung, jeder denke nur an sich, sei eine "Unverschämtheit" und zeige, dass Schneider Hintergrundwissen fehle. "Diese Aussage einer erfahrenen Stadträtin weise ich aufs schärfste zurück", betont Seufert. Sie wünsche sich einen respektvolleren Umgang unter Kollegen.
Über Dorfgrenzen hinaus arbeite man im Landkreis sehr gut zusammen, sagt Seufert und betont, hierbei für alle Bürgermeister und Gemeinderäte zu sprechen. Beispielhaft hierfür nannte sie die Arbeit der Allianz "Oberes Werntal", wobei Gemeinden etwa gemeinsam an einem Denkmalkonzept arbeiteten. Mit dem gemeinsamen Schwerpunkt Innenentwicklung versuche man zudem gerade die Ortskerne attraktiv für Bürger zu gestalten. So baue man derzeit in Euerbach ein Gebäude, was sowohl Krippenplätze als auch eine Tagespflege für Senioren beheimatet. Und das auf einem bereits zuvor bebauten Grundstück. "Das steht beispielhaft dafür, dass wir eben nicht unnötig Flächen versiegeln und Ortskerne veröden lassen", so Seufert.
Seufert: Kein Verdrängungswettbewerb durch Einkaufsmarkt
Was das Gewerbegebiet vor den Toren des Euerbacher Altortes angeht, hat die Bürgermeisterin eine klare Meinung: "Hier nutzen wir die Chance, die uns die Autobahn bietet." Der große Rewe-Einkaufsmarkt etwa decke im Sinne der Daseinsversorgung zudem sehr viele Menschen ab und steigere die Wohnqualität. "Hier im Ort gab es zum Beispiel immer wieder den Wunsch nach einem Metzger mit frischem Fleisch. Der Markt bietet nun das, was es im Ort selbst nicht mehr gibt", so Seufert. Dennoch gebe es auch weiter Dorfläden, die mit ihren besonderen Sortimenten nicht vom großen Einkaufszentrum verdrängt werden.
Zwar weiß auch Seufert, dass die Errichtung solch großer Einkaufsmärkte oder Gewerbegebiete eine Flächenversiegelung mit sich bringe. "Hierbei muss aber der Nutzen abgewogen werden", so die Bürgermeisterin, die sich für so wenig Flächenverbrauch wie möglich ausspricht. Außerdem sieht Seufert einen weiteren positiven Effekt. "Das Gewerbegebiet bietet für die letzte Hausreihe einen gewissen Schutz zur Autobahn hin."
Wieviel Land wird in Schweinfurt sinnlos versiegelt ohne Ausgleichsflächen zu schaffen?
Ach so Schweinfurt hat ja gar keine Ausgleichsflächen mehr.