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Oberndorf
Unterfränkische Kulturstiftung zeichnet Oberndorfer Hofanlage aus
Historische Bausubstanz herrichten, kostet Geld, Zeit und Nerven. Rudolf und Christiane Geeb werden dafür mit 25 000 Euro belohnt. Einblicke in eine Sanierungsstory.
In historischen Zeiten wurden alte Hoftore auch mal mit Ochsenblut gestrichen. In einem ähnlichen Farbton, so die Auflage der Denkmalschützer, präsentieren sich das markante Hoftor und die Fensterläden der mit dem Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz ausgezeichneten Hofanlage in der Oberndorfer Hauptstraße.
Foto: Helmut Glauch | In historischen Zeiten wurden alte Hoftore auch mal mit Ochsenblut gestrichen. In einem ähnlichen Farbton, so die Auflage der Denkmalschützer, präsentieren sich das markante Hoftor und die Fensterläden der mit dem ...
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:08 Uhr

Sie hat stolze 242 Jahre "auf dem Buckel" und sie war wohl seit ihrer Erbauung nie in einem besseren Zustand. Die Rede ist von der denkmalgeschützten Hofanlage in der Hauptstraße 38 in Oberndorf. Diese Runderneuerung hat das altehrwürdige Anwesen mit seinem markanten roten Rundbogentor Rudolf und Christiane Geeb zu verdanken, die viel Arbeit, Schweiß und Geld in das marode Anwesen gesteckt haben, um den Hof vor dem Verfall zu retten.    

Dieses Bild, aufgenommen etwa 1905, zeigt unter anderem die Urgroßeltern der heutigen Besitzer. Der kleine Junge im Vordergrund ist Rudolf Geeb, der 1901 geborene namensgleiche Großvater des Oberndorfer Metzgermeisters.
Foto: Archiv Rudolf Geeb | Dieses Bild, aufgenommen etwa 1905, zeigt unter anderem die Urgroßeltern der heutigen Besitzer. Der kleine Junge im Vordergrund ist Rudolf Geeb, der 1901 geborene namensgleiche Großvater des Oberndorfer Metzgermeisters.

Ein Engagement, das jetzt mit barer Münze, vor allem aber durch offizielle Anerkennung belohnt wird. Die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirk Unterfranken vergibt jährlich Förderpreise zur Erhaltung historischer Bausubstanz. Die Preise werden an Eigentümer vergeben, die sich in besonderer Weise um die Renovierung solcher Bauten bemühen. Dotiert sind die Förderpreise mit jeweils 25 000 Euro. Bei einem Festakt im Theater Sommerhaus in Winterhausen (Landkreis Würzburg) wird an diesem Donnerstag auch die Sanierung der Oberndorfer Hofanlage mit dieser Summe belohnt. Unter dem halben Dutzend Preisträgern – ein erlauchter Kreis – sind unter anderem das Wasserschloss Mespelbrunn (Landkreis Aschaffenburg) oder das ehemalige Schloss in Rannungen (Landkreis Bad Kissingen).      

Die landwirtschaftliche Hofanlage, 1779 von Christian Schmitt erbaut, hat viel erlebt in knapp 250 Jahren. "Das waren reiche Leute", weiß Metzgermeister Rudolf Geeb aus der Ortschronik und zeigt auf die restaurierten Stuckdecken, die sich nur Bauherren mit Geld leisten konnten. Reiche Leute, aber Geld war noch nie alles. Haus und Hof wurden 1870 an Friedrich Geeb, den Ur-Ur-Großvater von Rudolf Geeb verkauft. "Verbittert und voller Gram", so Rudolf Geeb, sei der damalige Vorbesitzer gewesen, weil sein einziger Sohn in jungen Jahren starb.     

Alte Möbelstücke, wie dieser Sekretär, wurden in Polen aufgearbeitet. In den Wohnräumen sind beinahe ausschließlich historische Möbelstücke zu finden. 
Foto: Helmut Glauch | Alte Möbelstücke, wie dieser Sekretär, wurden in Polen aufgearbeitet. In den Wohnräumen sind beinahe ausschließlich historische Möbelstücke zu finden. 

Zuletzt lebten Otto und Emilie Geeb, Cousin und Cousine von Rudolf Geebs Vater Hans, in dem Haus. Die beiden blieben kinderlos, vererbten das Anwesen und damit eine große Baustelle an Rudolf Geeb.  2017, Rudolf Geeb war selbst schon fast 60, ging es los mit der Renovierung, die gut zweieinhalb Jahre dauern sollte. "Das Haus wurde zunächst vollkommen entkernt, wir konnten von der Küche bis zum Dachboden schauen", erinnert sich Rudolf Geeb. "Gemeinsam mit Helfern habe ich ungefähr 100 Tonnen Schutt herausgeschafft", schildert er den Aufwand. Lehmdecken. Lehmwände, alles wurde abgetragen.       

Über der Eingangspforte befindet sich der Stein mit dem Haussegen und der Jahreszahl des Hausbaus.
Foto: Helmut Glauch | Über der Eingangspforte befindet sich der Stein mit dem Haussegen und der Jahreszahl des Hausbaus.
2017 ging es richtig los mit der Sanierung, im Oktober 2019 sind Christiane und Rudolf Geeb in das Haus gezogen, dass sich seit etwa 1870 in Familienbesitz befindet.
Foto: Helmut Glauch | 2017 ging es richtig los mit der Sanierung, im Oktober 2019 sind Christiane und Rudolf Geeb in das Haus gezogen, dass sich seit etwa 1870 in Familienbesitz befindet.

Gemeinsam mit der Baufirma Hümpfner (Sulzfeld im Landkreis Rhön-Grabfeld), dem Schweinfurter Architekturbüro Joachim Perleth und "hervorragend begleitet von der Sanierungsstelle der Stadt Schweinfurt", so Rudolf Geeb, wurde die Mission "Erhalt der Hofanlage" gestartet. So mancher Balken war "nur noch Schnupftabak", die nördliche Giebelwand wurde lediglich durch den Putz zusammengehalten, war einsturzgefährdet. Das ganze Haus wurde aufgestützt, um neue Balken einziehen zu können. Wie groß die Schäden waren, habe man dem Haus vorher gar nicht angesehen. Es war so wie es bei vielen alten Häusern ist, man macht irgendwo ein "Loch" auf und hat zwei neue  Baustellen. Viel mehr Geld als anfangs gedacht – über die genaue Summe schweigt sich Rudolf Geeb aus – war nötig um das alte Haus in die Zukunft zu retten.         

Etwa 130 Quadratemter können Christiane und Rudolf Geeb in ihrer Wohnung nutzen, die sie vor genau zwei Jahren bezogen haben. Angesichts der umfangreichen Renovierungsmaßnahmen "eigentlich ein Neubau im historischen Gewand", so Rudolf Geeb. Im nicht denkmalgeschützten Anbau, der zwar für Strom, Wasser, Heizung vorbereitet ist, aber noch auf den Ausbau wartet, ist Platz für eine weitere großzügig bemessene Wohnung.   

Trotz der behutsamen historischen Sanierung hat auch moderne Technik Einzug gehalten. So wird das Haus per Blockheizkraftwerk geheizt. Auch die Abwärme der Kältemaschinen des benachbarten Metzgereibetriebes wird genutzt, damit es im Haus wohlig warm wird. Das Blockheizkraftwerk erzeugt wiederum Strom für den Betrieb.   

De Liebe zu historischem Wohn-Ambiente setzt sich auch in der Einrichtung fort. Schränke und Möbel, teilweise so alt wie das Haus, finden sich in fast jeder Ecke. Rudolf Geeb hat das in die Jahre gekommene Mobiliar und so manche alte Tür zur Aufbereitung extra nach Polen gefahren, wo vom Sekretär bis zur alten Nähmaschine allem neuer Glanz, zum Beispiel in Form von Schellack-Politur, verliehen wurde. Erneuerung, die dringend notwendig war.

Auch die Inneneinrichtung atmet historisches  Ambiente. Diese Doppeltür, die vom Wohnzimmer in die Küche führt, wurde komplett aufgearbeitet.
Foto: Helmut Glauch | Auch die Inneneinrichtung atmet historisches  Ambiente. Diese Doppeltür, die vom Wohnzimmer in die Küche führt, wurde komplett aufgearbeitet.

"Kommode insgesamt tragischer Zustand, Rückwand vom Holzwurm gegessen", zitiert Rudolf Geeb seinen polnischen Möbel-Sanierer angesichts eines nicht nur vom Zahn der Zeit angeknabberten Möbelstückes vor der Ausbesserung. "Das Haus herzurichten war uns eine Herzensangelegenheit, wir haben uns vom ersten Tag an hier richtig wohl gefühlt", sind sich Rudolf und Christiane Geeb einig, dass es alle Mühe wert war.       

Das es leicht fällt sich dort wohlzufühlen, zeigt ein Rundgang durch das Haus, vom Gewölbekeller in dem einst Wein gelagert wurde, bis zum original Dachstuhl. Beim Ausräumen des Dachstuhls, so Rudolf Geeb, wurde ein "Schweinfurter Tageblatt" vom März 1893 gefunden. Ein Beweis dafür, das manches, was man auf den Dachboden gebracht hat, dort gerne länger liegt.

Apropos länger bleiben. Das möchten auch die Geebs, die in ihrem Leben und im Zusammenhang mit dem inzwischen an den Sohn übergebenen Metzgereibetrieb schon so manches Anbau- und Umbauprojekt auf den Weg gebracht haben. In der sanierten Hofanlage, da sind sie sich sicher, haben sie ihren Platz zum Leben und Wohnen gefunden.  Sollte im Haus einmal die Arbeit ausgehen, ist in der Scheune, den weiteren Anbauten und im weitläufigen Garten sicher Nachschub zu finden.          

Der Dachstuhl präsentiert sich so, wie ihn einst die Zimmerleute aufgesetzt haben. Schadhafte Stellen wurden nach historischem Vorbild ausgebessert. 
Foto: Helmut Glauch | Der Dachstuhl präsentiert sich so, wie ihn einst die Zimmerleute aufgesetzt haben. Schadhafte Stellen wurden nach historischem Vorbild ausgebessert. 
 
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