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SCHWEINFURT
„Unmenschliche Käfighaltung“
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:48 Uhr

Zu der kürzlich bekannt gewordenen Entscheidung der CSU-geführten bayerischen Staatsregierung, in jedem Regierungsbezirk ein so genanntes Ankerzentrum für Flüchtlinge einzurichten und hierzu zunächst die Erstaufnahmeeinrichtung in den ehemaligen Ledward-Kasernen umzuwidmen, bevor es im Sommer 2019 in den Geldersheimer Conn-Barracks eingerichtet wird, hat sich der SPD-Unterbezirk Schweinfurt-Kitzingen mit deutlicher Kritik zu Wort gemeldet.

Die CSU habe „den Bürgerinnen und Bürgern Märchen erzählt“, so der SPD-Unterbezirksvorsitzende Markus Hümpfer. Dass nun das Ankerzentrum, das Hümpfer als „unmenschliche Käfighaltung“ brandmarkt, erst einmal in die jetzige Erstaufnahmeeinrichtung einziehen solle, zeige, dass sich die Staatsregierung aus Sicht Hümpfers „wenig um getroffene Absprachen schert.“ Die SPD Schweinfurt/Kitzingen lehnt dieses wie auch alle anderen „Lager“ entschieden ab, heißt es weiter.

Keine Menschlichkeit, keine Würde

Die stellvertretende Vorsitzende des Unterbezirks, Astrid Glos, auch Referentin für Integration der Stadt Kitzingen, begründet die SPD-Ablehnung: „Von Folter und Tod bedrohte Menschen, die in einem Ankommen-Entscheiden-Rückführen-Zentrum untergebracht sind, erleben tagtäglich Angst durch Polizeieinsätze und Abschiebungen. Diese traumatisierten Menschen kommen durch menschenunwürdige Käfighaltung in einem Ankerzentrum nicht zur Ruhe und haben keine Chance auf eine gelingende Integration. Hierbei wird vergessen, dass es um Menschen, Menschlichkeit und Würde geht.“

Die Zäune um die ehemaligen Kasernenanlagen machten diese zu einem Käfig. Es gebe keine Möglichkeit zum Aufbau sozialer Beziehungen, keinen Kontakt zu Einheimischen, keinen Schulbesuch, keine Ehrenamtlichen, die Zugang hätten, schreibt die SPD in ihrer Mitteilung. Man prognostiziert zunehmende Konflikte und Frustration, selbst eine gemischte Belegung mit Menschen mit unterschiedlichen Bleibeperspektiven werde aus SPD-Sicht das Konfliktpotential nicht mindern, weil Angst und Unsicherheit herrschen würden. Dagegen helfe auch ein Mehr an Überwachung nicht.

Petersen: „Ankerzentren eine Farce“

Die Schweinfurter SPD-Landtagsabgeordnete Kathi Petersen, auch Stadträtin in der Wälzlagerstadt, erklärt, von „Anker“-Zentren zu reden, sei eine reine Farce. „Ein Anker steht für Zur-Ruhe-Kommen und ist ein Zeichen der Hoffnung. Die geplanten Flüchtlingslager sind hingegen Zentren der Hoffnungslosigkeit. Es ist sinnvoll, Anlaufstellen von Ämtern zusammen zu legen. Aber es ist weder sinnvoll, noch menschenwürdig, Menschen zusammenzupferchen,“ so Petersen.

Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib prangert die Unmenschlichkeit an und beurteilt die übertriebene Eile, mit der die Umsetzung in Bayern betrieben wird, als taktisches Manöver zur Landtagswahl. Aus Hümpfers Sicht werde auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé durch die Entscheidung, das Ankerzentrum zunächst in der Erstaufnahmeeinrichtung zu installieren, vorgeführt.

 
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