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Gerolzhofen
Unerschütterliche Treue: Ein halbes Jahrhundert arbeitet Marga Thurn im Iff-Modehaus in Gerolzhofen
Mit 65 Jahren blickt Marga Thurn auf ein halbes Jahrhundert im selben Modehaus zurück. Ihre Erinnerungen und Erfahrungen sind beeindruckend.
Marga Thurn – eine Frau, die seit 50 Jahren bei ein und demselben Arbeitgeber beschäftigt ist.
Foto: René Ruprecht | Marga Thurn – eine Frau, die seit 50 Jahren bei ein und demselben Arbeitgeber beschäftigt ist.
Bassel Matar       -  Bassel Matar ist gebürtige Syrer. In seinem Heimatland hat er Journalismus studiert und war dort unter anderem als Sportreporter tätig. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er hat in verschiedenen Bereichen gearbeitet, unter anderem auch als Dolmetscher. Bassel Matar ist seit April 2024 Volontär bei der Main-Post.
Bassel Matar
 |  aktualisiert: 03.10.2024 02:44 Uhr

Mit 65 Jahren sind die Haare grauer und die Schritte vielleicht langsamer geworden, doch die Leidenschaft für die Arbeit ist ungebrochen. Seit einem halben Jahrhundert geht Marga Thurn Tag für Tag, Woche für Woche beim selben Arbeitgeber ihrer Arbeit nach.

"Ich war 15 Jahre alt, als ich am 1. September 1974 meine Ausbildung begann", erzählt die gelernte Verkäuferin und Einzelhandelskauffrau mit einem Lächeln, das die Jahre der Erfahrung widerspiegelt.

Marga Thurn ist ein fester Bestandteil des Familienbetriebs "Iff-Modehaus" in Gerolzhofen. Dieses Modehaus ist nicht nur ein Geschäft, sondern ein Stück Geschichte, das 1936 gegründet wurde und heute in dritter Generation von der Familie geführt wird. Marga habe angefangen, als ihr Großvater als Gründer noch im Betrieb war, sagt Anja Iff, die das Unternehmen heute zusammen mit ihrem Mann leitet. Der Großvater führte damals akribisch Notizen über das Vorstellungsgespräch mit Marga Thurn. Sie befinden sich noch heute in der Personalakte: "Sehr ordentlich und rechnet gut im Kopf", heißt es dort – eine Bewertung, die sich auch in all den Jahren bewahrheitet hat.

"Ich kenne viele unserer Kundinnen und Kunden mit Namen", sagt Thurn und betont, dass sie sich heute wie vor 50 Jahren sowohl Gesichter als auch Zahlen sehr gut merken und im Kopf rechnen kann. "Es war meine erste Bewerbung, und ich wurde genommen. Also gut, habe ich angefangen", sagt sie, und ihre Augen leuchten bei der Erinnerung an diese entscheidende Phase ihres Lebens.

Ein blauer Rock und ein orangefarbenes Oberteil

"Am ersten Tag hatte ich einen kurzen blauen Rock an und ein orangefarbenes Oberteil, das habe ich heute noch", erinnert sich Thurn an ihren ersten Arbeitstag vor 50 Jahren. Diese Details sind es, die die Erinnerungen lebendig halten.

Seit über 30 Jahren arbeitet Marga Thurn im Modehaus Iff in Gerolzhofen an der Hauptkasse.
Foto: René Ruprecht | Seit über 30 Jahren arbeitet Marga Thurn im Modehaus Iff in Gerolzhofen an der Hauptkasse.

An einen Ausbildungsabbruch hat Marga Thurn nie gedacht. Sie beschreibt ihre damalige Einstellung mit einem Spruch, den ihre Eltern ihr mit auf den Weg gegeben haben: "Beiß dich mal durch. Lehrjahre sind keine Herrenjahre". Diese Worte haben sie begleitet und geprägt. In den Jahren nach ihrer Ausbildung musste Marga Thurn noch viel lernen: "Früher gab es Computer und so etwas nicht", sagt sie. Aber einen Spruch eines ehemaligen Mitarbeiters hat Thurn nicht vergessen: "Konzentration an der Kasse ist sehr wichtig. Man darf nicht zu viel reden", sagt die Frau, die seit über 30 Jahren an der Hauptkasse des Modehauses arbeitet und die Herausforderungen meistert.

"Ich habe Postkarten an die Kunden geschrieben"

Die Corona-Zeit war für Marga Thurn eine schwere Zeit, denn sie konnte nicht aufhören zu arbeiten: "Ich habe Postkarten an die Kunden geschrieben und in meinem Wohnort verteilt, auf denen stand: Ich vermisse euch", erzählt sie mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme.

Anja Iff, Geschäftsführerin des Modehauses Iff in Gerolzhofen, schätzt Marga Thurn sehr für ihre langjährige Mitarbeit in ihrem Unternehmen.
Foto: René Ruprecht | Anja Iff, Geschäftsführerin des Modehauses Iff in Gerolzhofen, schätzt Marga Thurn sehr für ihre langjährige Mitarbeit in ihrem Unternehmen.

Marga Thurn verkauft nicht nur Mode, sie ist auch selbst sehr modebegeistert und kauft für sich und die ganze Familie immer Kleidung aus dem Modehaus, in dem sie arbeitet. Ärgerlich nur, dass die Kinder jetzt groß sind und sich ihre Kleider selbst aussuchen: "Die gehen manchmal fremd und kaufen im Internet oder anderswo", sagt die Mutter verärgert, doch es schwingt auch ein wenig Verständnis mit. Schließlich haben sie ihre eigenen Vorlieben und Ansprüche.

Über ihr Privatleben verrät Thurn nichts außer dem, was sie gerne über sich sagt, nämlich dass sie "FC-Bayern-Fan durch und durch" ist. Diese Leidenschaft für ihren Verein ist ein weiterer Teil ihrer Identität, der sie mit vielen anderen verbindet.

Das Geheimes dafür, dass ein Mitarbeiter so lange bei einem Arbeitgeber bleibt, ist "immer mit allen zurechtkommen können", sagt Marga Thurn und hält es für kein Geheimes, sondern eine grundlegende Einstellung, die von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Diese Philosophie hat nicht nur ihr Berufsleben, sondern auch ihre gesamte Lebensweise beeinflusst.

 
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