
Ein düsteres Szenario beschreiben Vertreter des Bund Naturschutz (BUND), wenn der geplante Ausbau des Autobahnkreuzes Schweinfurt/Werneck Realität wird: besonders für die Waldabteilung Stettholz und seine tierischen Bewohner. Bei einem Termin mit Medienvertretern vor Ort in Stettbach erläuterten der stellvertretende Kreisvorsitzende Detlev Reusch und Mitstreiter, warum sie das Projekt für überdimensioniert und schädlich halten.
Der geplante Umbau ist Teil der Bundesvorhaben, die A 7 auch in Bayern sechsspurig auszubauen. Die neu gebauten Brücken zwischen Bad Brückenau und Biebelried sind dafür schon ausgelegt. Die größten Veränderungen am Kreuz Werneck betreffen eine weitere Zufahrt als viertes "Kleeblatt" auf der Stettbacher Seite sowie den so genannten "Overfly" (Überflug), über den Fahrzeuge aus Richtung Schweinfurt mit geringer Temporeduzierung über das Kreuz hinweg in Richtung Würzburg fahren können und dann an der derzeit im Neubau befindlichen Talbrücke Stettbach auf die A 7 einfädeln. Das Verfahren befindet sich in der Planfeststellungsphase; wann der Bau verwirklicht wird, ist noch offen.

Welche Folgen das aus BUND-Sicht für die Natur hat, machte Regionalreferent Steffen Jodl deutlich: 25 Hektar im Stettholz werden entwaldet, 13,5 Hektar Neuversiegelung, 60 Hektar dauerhafter Verbau. Nachdem sich das Projekt auf der A 70 von Höhe Rundelshausen und auf der A 7 von Eckartshausen bis zur Raststätte Riedener Wald zieht, seien auch 18 Hektar Lebensraum für Feldhamster und 42 Hektar für die Haselmaus betroffen.
Wertvolle Buchen und Eichen sollen verschwinden
Der gesamte Wernecker Wald in diesem Bereich ist laut BUND-Kreisgeschäftsführer Richard Lindner eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Landkreis Schweinfurt. Dort würden dann wertvolle und alte Buchen- und Eichenbestände gerodet. Lindner, Jodl, Reusch und Co zeigen sie bei einer Begehung. Im Verein mit Ehrenpräsident Hubert Weiger, der extra für den Medientermin angereist ist, umringen sie eine etwa 200 Jahre alte Eiche, wie weichen müsste. Sie wollen mit ihren Armen den Umfang veranschaulichen. Auch stattliche Buchen präsentieren sie.

Erich Rößner deutet derweil auf einige Totholz-Stämme: Dort haben seltene Specht- und Fledermausarten wie die Bechsteinfledermaus und das Braune Langohr ihre Behausungen. Das wäre nach dem Bau alles weg, so die BUND-Botschaft.
Und auch für den Restwald im Stettholz malen sie ein düsteres Szenario. Das Mikroklima werde sich verändern, die Laubbäume würden verstärkt der Sonneneinstrahlung und Trockenheit ausgesetzt sein. Die Naturschützer befürchten, dass der gesamte Wald abstirbt. Ersatz sei nicht vorgesehen. Rößner: "Hier steht ein alter Wald, den wir verlieren werden." Eine Wiederaufforstung benötige 40 Jahre, so Jodl. Und im Fall Stettbach seien die für den Ausbau vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen vor Ort gar nicht möglich und würden andernorts erfolgen.
Insgesamt halten die BUND-Vertreter die Umbaupläne für das Autobahnkreuz für überdimensioniert und überzogen. Vor allem, wenn die Überfahrt "Overfly" verwirklicht wird, zähle man an der Stettbacher Brücke zehn Fahrstreifen. Der "Overfly" bringe eine Fahrtzeitersparnis von nur 9 Sekunden, rechnet Lindner vor. Angesichts der Baukosten "der absolute Wahnsinn".
Was ist die Alternative? Ehrenpräsident Weiger hält ein Plädoyer für den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur (etwa mit notwendigen Brückensanierungen) und maßvollen Ausbau im "dichtesten Fernstraßennetz der Welt", wie er formuliert. Das Wernecker Projekt bezeichnete Weiger als beispielhaft "für jahrzehntelange Ignoranz der Bundespolitik gegenüber dem Umweltschutz". Der Wald werde zum "Straßenbegleitgrün" degradiert.

Er geht sogar weiter, spricht nicht nur von Maßlosigkeit, sondern auch von Verfassungswidrigkeit: Die obersten Gesetzeshüter hätten der Politik zur Aufgabe gemacht, in allen Bereichen Klimaschutzmaßnahmen zu realisieren. Gerade der Verkehrssektor sei derjenige, in dem noch keine Konsequenzen gezogen worden seien.
Der BUND ist nicht die einzige Organisation, die sich mit dem Ausbau am Wernecker Kreuz kritisch beschäftigt. In Stettbach gibt es eine Bürgerinitiative, die vor allem die Auswirkungen auf die Bewohnerschaft im Blick hat, Lärmschutzpläne als unzureichend bezeichnet und zusätzlichen Lärmschutz am Stettholz fordert. Mit ihr sei man im Kontakt und verfolge gleiche Ziele, sagt Reusch. Auch mit der Bürgerinitiative gegen den Ausbau der B 26 n, die an Stettbach vorbeiführt. Ebenso tausche man sich mit verschiedenen Behörden aus, die sich allerdings vor der anstehenden Bundestagswahl öffentliche Zurückhaltung auferlegt hätten.
Es kann nicht sein, dass der Mensch sich immer mehr ausbreitet auf Kosten der Natur! Das bisschen Zeitersparnis zu Stoßzeiten rechtfertigt die Vernichtung der Waldfläche nicht annähernd. Der Mensch muss umdenken & andere Lösungen finden als unbedacht Natur durch Beton & Aspahlt zu zerstören!
Klar - man muss auf die Bremse und kann halt nicht mit 120 km/h durchrauschen.
Das muss aber auch nicht sein - man KANN auf einer Autobahn auch mal langsamer machen!
1. "25 Hektar im Stettholz werden entwaldet, 13,5 Hektar Neuversiegelung, 60 Hektar dauerhafter Verbau." Niemals nur durch den Overfly, das zeigt ein kurzer Blick auf die Kartenskizze. Da wurden andere Dinge mit eingerechnet, das muss man dann auch sagen, sonst ist es unseriös. Herr Schäfer sollte so etwas nicht ungeprüft übernehmen.
2. "dichtesten Fernstraßennetz der Welt": In Benelux, Osten der USA & China ist es dichter und selbst in Frankreich mittlerweile fast genauso dicht.
3. "Fahrtzeitersparnis von nur 9 Sekunden". Es geht hier auch um Sicherheit und füssigen Verkehr. Das jetzige Kreuz ist ein Pfusch - nur eine notdürftig umgebaute Anschlussstelle, mit engen Radien, besonders nachts/NebelWinter gefährlich! Bei 6spurigen Ausbau kann man den Pfusch doch nicht so lassen - das passte nicht zusammen, sondern wär ein gefährlicher Engpass.
2. Der Vergleich USA und China hinkt ja wohl gewaltig.
3. Die Auffahrt Richtung Würzburg ist ca. 750 m lang, Fahrzeit mit 60 km/h = 45 Sekunden. Bei einer angenommenen Geschwindigkeit von 80 km/h nach Ausbau beträgt für die entsprechende Strecke die Fahrzeit 36 Sekunden.
Das Kreuz wurde damals ausgeklügelt und flächensparend gebaut. Es gibt zahlreiche Anschlußstellen mit vergleichbarer oder geringerer Geschwindigkeit (Bamberg Ri. SW Tempo 40). Dies funktioniert auch. Das AK SW/Werneck ist keineswegs ein Unfallschwerpunkt. Lt. Planungsunterlagen sind die Unfallzahlen sogar rückläufig. Was es gefährlich macht sind Raser, die mit 120 rein brettern statt rechtzeitig das Tempo zu reduzieren.
1. Ja, es ist definitiv Mist für die Natur, wenn die Autobahn ausgebaut wird. Ist einfach so. Denn - das ist definitiv zu prüfen- Alternativen zur aktuellen Lösung scheint es nicht zu geben. Oder doch?
2.Und wenn es Alternativen gibt: sind wir als Gesellschaft bereit diese Mehrkosten zu tragen. Umweltschutz darf durchaus etwas kosten!
3. Wenn ich an dieser Stelle guten alten Wald vernichte- hier möge sich bitte mal jemand mit Sachkenntnis aus der Forstwirtschaft melden, ob der Wald nicht sowieso umgebaut werden muss und deshalb der Gedanke “diesen Wald darf man nicht roden “ auch aus anderen Gründen hinterfragt werden muss- dann kann ich, muss ich Ersatz schaffen. Das erwarte ich in Deutschland im Jahre 2025. Das hilft dem Wald der gerodet wird nicht, aber es hilft gesamthaft gesehen.
Insofern: ja, es ist immer schade, wenn die Natur dem Menschen weichen muss. Vielleicht geht es in diesem Fall auch anders?
zu 2.: Alternativen wären deutlich kostengünstiger, weil diese mit wesentlich weniger Brücken auskämen. Die Planungen sehen z.B. einen Ausbau ab der Kreisstr. SW 29 Werneck - Rundelshausen vor mit Verlegung der Brücke über die A70 um wenige Meter nach Osten, gehen bis auf die Höhe von Eckartshausen im Norden und 2 zusätzliche Brücken bei Stettbach (9-spuriger Ausbau!) im Süden.
Eine dynamische Beschilderung mitTempolimit nach Verkehrsaufkommen würde hunderte Millionen sparen => Umweltschutz lohnt sich auch volkswirtschaftlich!
Beim Stettholz handelt es sich um einen der wertvollsten Eichenbestände im LKR SW. Der Eichenbestand ist noch vital.
Ersatz funktioniert nicht mehr und wenn es Bäume gibt, die durchkommen dauert dies Jahrzehnte, bis es tatsächlich auch wieder Wald ist.