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Schweinfurt
Ufra 2020: Es könnten mehr Besucher kommen
Auch unter Coronabedingungen dürften es viel mehr Besucher sein. Viele Aussteller haben ihr Kommen nach dem Motto "Lieber so eine Messe als gar nichts" aber nicht bereut. 
Es ist noch Platz im Zelt. Alleinunterhalter Luis Alpin, der Betreiber der Gastronomiehalle Helmut Fecher und sein Mitarbeiter Darius Dziubala (von rechts) haben noch 'Luft nach oben'. Fairerweise muss man sagen, dass es an den Nachmittagen etwas besser ausschaut als hier kurz nach Eröffnung. Da schauen sich die Gäste erst einmal in den Hallen um, bevor sie gegen Ende ihres gebuchten Zeitfensters dann doch noch einkehren. Extra für kleine Gruppen und Familien wurden verkürzte Garnituren angeschafft.
Foto: Anand Anders | Es ist noch Platz im Zelt. Alleinunterhalter Luis Alpin, der Betreiber der Gastronomiehalle Helmut Fecher und sein Mitarbeiter Darius Dziubala (von rechts) haben noch "Luft nach oben".
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:00 Uhr

"Corona nervt." Zu dieser nicht ganz überraschenden Einsicht kam nicht nur Ministerpräsident Markus Söder beim virtuellen Parteitag der CSU. Auch die Dienstleister und Aussteller, die derzeit auf der Unterfrankenschau (Ufra), zwar vor deutlich weniger Publikum als gewohnt aber immerhin, ihre Arbeit vorstellen, würden das sicher so unterschreiben. Ja, Corona, ist im wahrsten Sinn des Wortes auch eine Seuche für die Wirtschaft, aber "besser sich zeigen, als ganz zu Hause bleiben", so der Tenor einer Aussteller-Umfrage am Montagvormittag.

"Die Zugangsampel zum Gastronomiezelt braucht es eigentlich nicht", so dessen Betreiber Helmut Fecher. Die Abstände der Tischgarnituren sind so luftig, dass sie alle besetzt werden könnten. Extra für Familien, die unter sich bleiben wollen, hat er verkürzte Bierbank-Garnituren angeschafft. Platz gerade mal für vier Personen, aber dafür keine Gefahr, dass sich ein "Fremder" ans andere Ende setzt. Doch auch von Corona-Maximum kann keine Rede sein, beim Blick ins geräumige Zelt. "Am Sonntag war es besser, ein paar Kinder haben sogar vor der Bühne getanzt", berichtet er lächelnd. Das ist das Verdienst von Alleinunterhalter Luis Alpin. Wenn der Österreicher seine Ziehharmonika umschnallt und die Bierzelt-Gassenhauer anstimmt, dann kommt halt doch ein wenig Stimmung auf – maßvoll und mit Abstand versteht sich. "Was bringt es denn, wenn wir alle wegbleiben", so der erfahrene Wirt, der hofft, mit einer finanziellen Nullnummer aus der Messe herauszukommen.

Zutritt nur mit Einmalhandschuhen. Renate Kohlmann von der Binder First Class Reisemobile GmbH demonstriert die zusätzlichen Hygienemaßnahmen des Luxus-Wohnmobil-Anbieters.
Foto: Anand Anders | Zutritt nur mit Einmalhandschuhen. Renate Kohlmann von der Binder First Class Reisemobile GmbH demonstriert die zusätzlichen Hygienemaßnahmen des Luxus-Wohnmobil-Anbieters.

Fecher denkt auch an sein Personal, das oft seit Jahrzehnten für ihn arbeitet. "Da sind junge Leute dabei, die haben teilweise gebaut, es muss weitergehen." Großen Respekt zollt er Messemanagerin Katherina Köhler. "Das Hygienekonzept ist erste Sahne, schön dass die Messe überhaupt stattfindet". Fecher, seit 40 Jahren Messegastronom, der in ganz Deutschland herumkommt, berichtet davon, dass im Laufe der Woche Messemacher aus großen Städten wie Nürnberg und Hannover bei ihm im Zelt vorbeischauen werden, um sich seine Version von "Gastronomiezelt in Coronazeiten" anzuschauen. 

Ansteckungsgefahr gegen Null, Spaßfaktor dagegen hoch. Quentin cruist mit dem Foot Twister durch die Halle. Gleich daneben eine Kugelbahn, die regelmäßig desinfiziert wird.
Foto: Martina Müller | Ansteckungsgefahr gegen Null, Spaßfaktor dagegen hoch. Quentin cruist mit dem Foot Twister durch die Halle. Gleich daneben eine Kugelbahn, die regelmäßig desinfiziert wird.

"Das Hygienekonzept scheint zu funktionieren", so auch Bernd Bullnheimer von der Main Connect GmbH aus Ebern. Menschen durch gemeinsame Erlebnisse befähigen Grenzen zu überwinden, will das Unternehmen. Erfahrungen machen, die das Lernen erleichtern, Probleme spielerisch lösen, mit Spaß Herausforderungen annehmen und Persönlichkeit entwickeln. Klingt gut, ist schwer in Coronazeiten. "Entweder, der Besucher muss sich vorher die Hände desinfizieren, oder ich muss die Murmel selber reinwerfen", beschreibt er etwa die an sich einfache Nutzung einer Kugelbahn unter Pandemievorzeichen. Da ist die Nutzung der flotten Foot Twister und Eazyroller schon einfacher. Da hat jeder seinen eigenen, da kommt man sich nicht in die Quere. Wie das geht zeigt sein Sohn Quentin, der den Flitzer mittels schneller Schlenkerbewegungen der Beine durch die Halle treibt.

Hatten viel Zeit zwischendurch auch mal selber einen Kaffee zu trinken oder eine Wurst zu essen. Ardi Bersiha und das Ehepaar Gylere und Vesel Thaqi sind das Team vom auf der Ufra vertretenen Bratwurst-Häusle. In der Stadt sind sie in der Lange Zehntstraße (ehemals Antlitz) zu finden. Die Kundenfrequenz am ersten Messetag erlebten sie als 'sehr sehr ruhig'.
Foto: Josef Lamber | Hatten viel Zeit zwischendurch auch mal selber einen Kaffee zu trinken oder eine Wurst zu essen. Ardi Bersiha und das Ehepaar Gylere und Vesel Thaqi sind das Team vom auf der Ufra vertretenen Bratwurst-Häusle.

Solche Probleme hat auch Benjamin Popp nicht. Der junge Gochsheimer will mit seiner Firma "Demonball" wieder die Begeisterung für computerfreie Brett-und Kartenspiele wecken. Nicht die altbekannten, sondern neue und Innovative. Dafür scheint es einen Markt zu geben, am Sonntag war sogar einiges los an seinem Stand, wie er berichtet. "Es dürften ein paar mehr sein, aber dafür kann ich mir Zeit nehmen für die Leute und Spiele erklären", sieht es der junge Gochsheimer pragmatisch. Am 30. Oktober will er in seiner Heimatgemeinde ein Geschäft für Brett- und Kartenspiele eröffnen.     

Spielen geht immer, auch mit Mundschutz und Abstand. Benjamin Popp aus Gochsheim bietet Brett- und Kartenspiele, will Menschen wieder ganz ohne Computer für Spiele begeistern. 
Foto: Benjamin Popp | Spielen geht immer, auch mit Mundschutz und Abstand. Benjamin Popp aus Gochsheim bietet Brett- und Kartenspiele, will Menschen wieder ganz ohne Computer für Spiele begeistern. 

"Eine Messe mit wenigen Besuchern ist besser als gar keine", so auch die Einschätzung von Peter Schössow, der gemeinsam mit Kollegin Dagmar Briest "Oskar the best", ein elektrisches Schnitzelwerk für allerlei Lebensmittel vertreibt. Solche Stände, an denen vom Messer bis zum Entsafter so einiges vorgeführt und verkauft wird, sind eigentlich der Klassiker einer Verbrauchermesse. Unter Coronabedingungen muss der Radius der Zuschauer eben weiter gespannt sein und Zugucken geht auch mit Maske. Störend sind für Schössow allerdings die Pausen. "Bitte verlassen sie das Gelände", ertönt es kurz vor 14 Uhr, wenn das erste Zeitfenster sich dem Ende neigt. Dann eine Stunde Pause bis die Besucher des zweiten täglichen Zeitfensters (15 bis 19 Uhr) kommen. "Da ist der Schwung raus, da sind zwei Stunden verloren", bemängelt er.

Hemden nach Maß. Einigermaßen zufrieden war man man beim Maßmode Netzwerk, das im Freien seinen Pavillon aufgebaut hat. David Heusel musste am Samstagmorgen noch die Schneiderpuppe vermessen. Sein Kollege Andreas Bauer vermeldete am Sonntagmorgen, dass man schon mehr als ein halbes Dutzend Kunden für ein maßgeschneidertes Hemd 'vermessen' und begeistert habe. 
Foto: Martina Müller | Hemden nach Maß. Einigermaßen zufrieden war man man beim Maßmode Netzwerk, das im Freien seinen Pavillon aufgebaut hat. David Heusel musste am Samstagmorgen noch die Schneiderpuppe vermessen.

 "Die Ufra setzt ein Zeichen, dass so etwas auch in Coronazeiten möglich ist", meint Michael Binder, Geschäftsführer der Binder Firstclass Reisemobile GmbH. Das Unternehmen aus Emskirchen bei Neustadt/Aisch ist zum ersten Mal auf der Ufra und hat es nicht bereut, denn gleich am ersten Wochenende ging eines der ausgestellten Luxus-Morelo-Reisemobile über den Ladentisch. Gut eine halbe Million kostet so eine Suite auf Rädern. Die Reisemobilbranche, das ist kein Geheimnis, gehört nicht gerade zu den Verlierern der Coronakrise. Auch wenn die Wohnmobile im Freigelände stehen, wird beim Kundenkontakt sehr viel Wert auf Hygiene gelegt. Zutritt zu den Wohnmobilen gibt es nur gemeinsam mit Personal und Einmalhandschuhen, erklärt Michael Binder seine zusätzlichen Coronamaßnahmen.                  

Nicht viel los für den ersten Messetag war beinahe noch übertrieben. Tom Kensy (rechts) und Nino Heelein vom 'Kaffeeonkel' waren alles andere als zufrieden mit dem Messeauftakt. Es bleibt die Hoffnung auf mehr Kunden an den restlichen Messetagen.
Foto: Josef Lamber | Nicht viel los für den ersten Messetag war beinahe noch übertrieben. Tom Kensy (rechts) und Nino Heelein vom "Kaffeeonkel" waren alles andere als zufrieden mit dem Messeauftakt.

Hygienemaßnahmen werden auf dem ganzen Platz sehr konsequent umgesetzt. Mal eben eine Abkürzung nehmen oder entgegen der grünen Pfeile (auch im Freigelände) laufen ist nicht drin. Sicherheitspersonal weist freundlich aber konsequent auf die Laufrichtung hin. Man sollte seinen Messebesuch planen, wissen wo was zu finden ist und wo man Schwerpunkte setzt. Andernfalls droht manche Ehrenrunde – in Laufrichtung versteht sich.    

Kriz Malicki und Marcel Geißler waren für die 'DDC Factory' zum ersten mal auf der Ufra. Da weniger Besucher da waren, blieb Zeit auf Interessierte intensiv einzugehen, so ihre Messeauftakt-Erfahrung. 
Foto: Martina Müller | Kriz Malicki und Marcel Geißler waren für die "DDC Factory" zum ersten mal auf der Ufra. Da weniger Besucher da waren, blieb Zeit auf Interessierte intensiv einzugehen, so ihre Messeauftakt-Erfahrung. 

3300 Gäste hätten es in jedem Zeitfenster sein können, tatsächlich waren es bislang immer nur einige hundert. Der Vortrag zum Thema "Falsche Polizeibeamte" am Montagvormittag zum Beispiel fand vor "handverlesenem Publikum" statt, um es wohlwollend auszudrücken.  Den Vorwurf, dass es dort zu eng zugeht und man sich anstecken könnte, kann man der Messe wahrlich nicht machen.  

Der erste Tag war sehr mäßig, die Gespräche, die stattfanden, waren aber sehr gut und intensiv, so Polizeihauptkommissar Carsten Weiß (links), der Leiter der regionalen Einstellungsberatung der Polizei. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen informiert er auf der Ufra nicht nur über berufliche Perspektiven bei der Polizei, sondern es wurde auch Präventionsberatung angeboten. Am Donnerstag, 1. Oktober, wird von 13.30 bis 16 Uhr der unterfränkische Polizeipräsident Gerhard Kallert am Stand sein.
Foto: Josef Lamber | Der erste Tag war sehr mäßig, die Gespräche, die stattfanden, waren aber sehr gut und intensiv, so Polizeihauptkommissar Carsten Weiß (links), der Leiter der regionalen Einstellungsberatung der Polizei.
 
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Das Format der Regionalmessen aus den 70ern ist aus der Zeit gefallen. In der Coronakrise liegt auch eine Chance zum Neuanfang. Vielleicht könnte die Sandner GmbH aus SW für die Ufra 2022 ein neues Konzept entwickeln, dass für Aussteller wie Besucher attraktiver ist. Das neben den üblichen Regionalmessen-Ausstellern auch andere anzieht. So was gelingt nicht mit Aktionismus, sondern nur mit Inspiration und ist nicht leicht - aber die Ufra wäre dann die erste Regionalschau neuer Art.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    PS: Vielleicht mit einer Ausstellungshalle, in der die Ufra alles präsentiert, was Hochschulen, Forschung & Industrie in ganz(!) Unterfranken zu bieten haben - und das ist sehr viel und sehr interessant! Örtliche Großindustrie, FH, Uni und alle außeruniversitären Forschungseinrichtungen könnten in Pavillons Einblicke geben, auch im eigenen Interesse (Fachkräftemangel, zurückgehende Studentenzahlen).
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