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Schweinfurt
Traugott May ist Fotograf aus Leidenschaft. Deswegen sorgt er auch noch mit 86 im Schweinfurter Pflegeheim für Farbe
Das gibt's wohl sonst in keinem Altenheim an den Wänden: Fantasievoll bemalte Körper, ästhetisch fotografiert von einem Bewohner.
Traugott May stiftete dem Haus an den Mönchskutten in Schweinfurt, dem Heim, in dem er lebt, eine Serie von Fotos. Gabriela Riess ist auf die Idee gekommen, seine Fotos im Heim auszustellen. Die Fotos sind beim World Bodypainting Festival in Kärnten entstanden. 
Foto: Torsten Leukert | Traugott May stiftete dem Haus an den Mönchskutten in Schweinfurt, dem Heim, in dem er lebt, eine Serie von Fotos. Gabriela Riess ist auf die Idee gekommen, seine Fotos im Heim auszustellen.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:23 Uhr

Traugott May, 1936 in Schweinfurt geboren, hat eine Leidenschaft: Fotografieren. 1956 hat er sich seine  erste Sucherkamera gekauft, 1972 die erste Spiegelreflex, 2003 die erste Digitalkamera. Porträts, Architektur, Landschaften, Zeitgeschehen, das waren seine Motive. Für die Main-Post in Bad Kissingen hat er gearbeitet, war im Fotoclub Bad Neustadt und im Deutschen Verband für Fotografie aktiv. Viele Preise, auch internationale hat er gewonnen. Darauf ist er stolz.    

Auch mit 86 fotografiert er noch gerne. Im Heim, in dem er jetzt lebt, dem Haus an den Mönchskutten in der Franz-Schubert-Straße  in Schweinfurt, hält er die Feste und Veranstaltungen fest. "Im Fasching hat er Porträts von uns mit unseren Verkleidungen gemacht", erzählen Betreuerin Gabriela Riess und Sozialdienstleiterin Jasmin Braun.

Einfach mal so ein Bild knipsen, das ist nicht das Ding von Traugott May, auch wenn er nicht mehr so gut laufen und stehen kann. Er dirigiert die Leute, die er porträtieren will, bis sie so stehen wie es ihm perfekt erscheint.  Das war wohl ein bisschen anstrengend, aber hat sich offensichtlich gelohnt.  Denn alle waren von den Fotos begeistert. Traugott May hat natürlich Abzüge machen lassen und sie verschenkt.  

Bilder sind beim World Bodypainting Festival in Kärnten entstanden

Gabriela Riess, die im Heim als Betreuerin arbeitet, hatte eine Idee, die nicht nur Traugott May viel Freude macht. Warum nicht seine Fotos im Heim ausstellen und so für Farbe und Gesprächsstoff sorgen? Gut 10.000 Fotos sind in seinem Archiv, sagt er. Die Wahl fiel auf die Serie "Bodypainting". Entstanden sind die Bilder beim World Bodypainting Festival in Kärnten. Hinter Bodypainting steht die Idee, den Körper als Leinwand zu benutzen. Zuletzt fotografierte May 2017 die Männer und Frauen, die sich mit Hilfe von Farbe in Fantasiewesen, Pharaonen, Matadore und Hindu-Götter verwandeln. Viermal war er insgesamt bei dem Festival.

Im zweiten Stock des Heimes, in der Leseecke, ist jetzt ein großer Teil der Serie ausgestellt. Es macht Spaß, sich die Modelle genauer anzuschauen. Unfassbar, wie angezogen man wirken kann, wenn man eigentlich nur Farbe trägt. Die Motive oder besser gesagt die angemalten Körper, sorgen durchaus auch für Gesprächsstoff unter den Bewohnerinnen und Bewohnern, sagt Jasim Braun. Das sei aber gut. "Wir wollen Gesprächsstoff."     

"Ich finde die Farben schön"
Fotograf Traugott May

"Ich finde die Farben schön", erinnert sich May an die Body-Painting-Festivals. Und an den Aufwand, mit dem die Modelle besprüht wurden. Zum Festival gehörte auch ein Fotowettbewerb. Gewonnen hat er den nie. "Da waren bessere Fotografen dabei." Aber es hat ihm großen Spaß gemacht, dabei zu sein. Die Frage, wie lange es denn wohl gedauert hat, bis sich ein Pharao wieder in einen Menschen verwandelt, kann er nicht genau beantworten. Eines jedenfalls ist sicher: "Die wurden ganz schön abgeschrubbt."   

Geduld brauchen Fotograf und Porträtierter

Für das Foto zum Artikel steht Traugott May natürlich auf, auch wenn ihm stehen und gehen nicht mehr so leicht fällt mit seinen 86 Jahren. Geduldig folgt er den Anweisungen unseres Fotografen Torsten Leukert. Schulter nach vorne, ein bisschen drehen, Kopf neigen: kennt er alles. Für das Foto hat er ein Polohemd der DJK Schweinfurt angezogen. Kanu-Sport war eine weitere Leidenschaft. Mehrere Bayerische Meistertitel im Kanu-Slalom, Spitzenplätze bei Deutschen Meisterschaften und internationalen Wettbewerben gehören zu seiner Sport-Karriere. 1958 und 1960 war Traugott May Mitglied der deutschen Nationalauswahl. 

So sorgfältig wie er seine Motive wählt, hat er mit Gabriela Riess auch die Fotos ausgewählt, festgelegt, wie sie angeordnet werden sollen. Fotografieren hört eben nicht mit dem Kamera-Auslösen auf. Und Geduld braucht es für die vor und hinter der Kamera.

Wer sich für die Fotos interessiert: Die Ausstellung ist öffentlich, wer will, kann einfach im Heim in der Franz-Schubert-Straße 13  vorbeikommen. "Wir freuen uns über Begegnungen", sagt Jasmin Braun. Traugott May freut sich, wenn er mit seinen Fotos Farbe und Freude nicht nur in das Leben der Mitbewohnerinnen und Mitbewohner bringen kann. 

 
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