Für tausende junger Menschen in Mainfranken wird es bald ernst: Dann starten sie mit einer Ausbildung ins Berufsleben. Das wirft viele Fragen auf. Volkmar Sieber hat Antworten und Tipps – auch für Eltern angehender Lehrlinge.
Der 53-Jährige ist seit 20 Jahren Ausbilder bei der Pabst Transport GmbH & Co. KG in Gochsheim (Lkr. Schweinfurt), wo unter den gut 700 Beschäftigten derzeit 54 Azubis arbeiten. Wie viele junge Menschen Sieber bei Pabst bisher bei den ersten Schritten ins Berufsleben begleitet hat, weiß er nicht. Aber es dürften hunderte sein.
Mit diesem Erfahrungsschatz ist der gelernte Berufskraftfahrer ein Beispiel dafür, wie prägend in Unternehmen die Ausbilderinnen und Ausbilder als Schnittstelle zwischen angestammter Belegschaft und Firmennachwuchs sind. Sieber sitzt zudem bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt im Prüfungsausschuss für Berufskraftfahrerinnen und -fahrer. Ein Branche, die unter extremem Lehrlingsmangel leidet.
Volkmar Sieber: Auf das, was die Grundwerte unserer Gesellschaft betrifft. Also so etwas wie "Guten Morgen" sagen oder sich den anderen kurz vorstellen. Und natürlich ein respektvoller Umgang. In diesem Zusammenhang machen wir bei Pabst immer ein erstes Kennenlernen, ein Briefing mit verschiedenen Veranstaltungen für die jungen Menschen. Es gibt andere Unternehmen, die machen das ähnlich. Aber im Bereich Transport sind wir in der Region meines Wissens die Einzigen, die das mit diesem Umfang anbieten.
Sieber: Zu spät kommen. Der erste Eindruck ist immer der wichtigste, auch für den Auszubildenden.
Sieber: Grundsätzlich sind wir offen. Allerdings sollte ein gepflegtes Aussehen in gewisser Weise erkennbar sein.
Sieber: Wenn zum Beispiel jemand ungut riechend daherkommt. Körperpflege und Hygiene spielen natürlich eine Rolle. Denn wir haben viel mit Kunden zu tun. Wenn jemand irgendwo auf dem Arm ein Tattoo hat oder gepierct ist, ist das für uns in Ordnung. Wir sind ja hier nicht in der Bank.
Sieber: Das findet ganz besonders in den ersten Tagen statt. Da machen wir immer einen Azubi-Knigge. Dabei geht es um unsere Erwartungen und wie man sich richtig verhält, wie man sich benimmt. Ein bisschen Erziehung gehört eben dazu. Es gibt Leute, die geben von sich aus die Hand und sagen "Guten Morgen". Andere haben das nicht gelernt. Da sind in gewisser Weise wir dann in der Pflicht.
Sieber: Das Gespräch mit anderen suchen, damit man sich öffnen kann. Bei Pabst ist es übrigens nicht so, dass die neuen Lehrlinge erst einmal in irgendeiner Azubi-Werkstatt landen, sondern immer einer Abteilung zugeordnet werden. Ganz am Anfang lernen sich die Azubis erst einmal untereinander kennen. Dieses Jahr ist das an fünf Tagen.
Sieber: Durch die Digitalisierung hat sich da durchaus was verändert. Früher standen die Leute noch beieinander und haben sich unterhalten. Heute ist das Handy bei vielen im Mittelpunkt. Das ist aber in der ganzen Gesellschaft so. Im Restaurant etwa gibt es Leute, die spielen nur am Telefon herum statt sich mit dem Gegenüber zu unterhalten. Das ist der Wandel der Zeit.
Sieber: Na ja, das muss man irgendwie mitbringen. Außerdem gibt es im Vorfeld Vorstellungsgespräche und Praktika, bei denen man über all diese Sachen spricht. Außerdem schicken wir den neuen Azubis vorab Informationen, wann sie sich beispielsweise in den Berufsschulen einfinden müssen, was sie mitbringen sollten und so weiter. Auch können sich die Neuen dann schon in unsere Mitarbeiter-App einloggen, um dort einiges nachzulesen, mit anderen zu chatten und so die Scheu vor dem Unternehmen abzubauen. Der eine oder andere fährt übrigens vorher mal zur Berufsschule, um sich dort umzuschauen. Das wäre mein Tipp, das auf jeden Fall zu machen.
Sieber: Dass das Berichtsheft regelmäßig geführt wird. Dass drinsteht, was der Azubi während der Woche getan und gelernt hat. Für viele ist es schwierig, sich da zu disziplinieren. Das Berichtsheft ist wichtig, weil es die Ausbildung spiegelt. Letztendlich will ja auch die IHK bei der Gesellenprüfung im Berichtsheft sehen, was der Azubi alles gemacht hat – und dass er im Betrieb nicht nur den Hof gekehrt hat.
Sieber: Ihnen immer mal wieder über die Schulter schauen, kontrollieren und unterstützen. Alles laufen zu lassen, ist das Falsche. Wir nehmen durchaus mal Kontakt zur Mutter oder zum Vater auf, wenn der Azubi zum Beispiel zum dritten Mal zu spät gekommen ist.
Sieber: Die Azubis auf Händen zu tragen, ist der falsche Weg. Denn man muss Eigenverantwortlichkeit lernen. Man muss lernen, Initiative zu zeigen. Natürlich wollen wir uns aber von den Wettbewerbern abheben.
Sieber: Alles, was zum Beispiel in der Berufsschule Geld kostet, zahlen wir. Also vor allem Essen und Verpflegung. Die Unterkunft während der Berufsschulzeit ist für die Azubis ja sowieso gratis. Wir geben auch einen Obolus bei den Fahrtkosten zur Berufsschule. Das Unterrichtsmaterial bestellen wir hier im Haus für die Azubis zentral.
Sieber: Ich freue mich, wenn ein Azubi kommt, der sprichwörtlich schon schwarze Fingernägel hat. Denn dann weiß ich: Der hat von zuhause aus schon immer was mit Anpacken zu tun. Das fängt ja im Kindesalter an. Gerade auf dem Land, wo der Sohn vielleicht mal mit dem Vater mit dem Traktor rausfährt, um anzupacken. Es geht also darum, was die Eltern mit ihren Kindern machen oder ob sie sie sich selbst überlassen. Tanzen, Fußball, Musikinstrument und so weiter: Jedes Kind hat für alles ein Talent. Das ist der Erziehungsauftrag der Eltern, der wichtig ist für das spätere Leben ihrer Kinder.