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Bergrheinfeld
SuedLink: Bürgerinitiative Bergrheinfeld verlässt unter Protest Erörterungstermin zum Stromtrassenbau
Die Bürgerinitiative wirft der Bundesnetzagentur vor, Europarecht zu missachten. Sie sagt, das Planfeststellungsverfahren sei rechtswidrig.
Im Modell gibt es bereits die SuedLink-Baustelle in der Region. Die Bürgerinitiative Bergrheinfeld will das Projekt verhindern und alles daran setzen, dass Notwendigkeit, Kosten und Umweltverträglichkeit der Stromtrasse noch einmal geprüft werden.  
Foto: René Ruprecht | Im Modell gibt es bereits die SuedLink-Baustelle in der Region. Die Bürgerinitiative Bergrheinfeld will das Projekt verhindern und alles daran setzen, dass Notwendigkeit, Kosten und Umweltverträglichkeit der ...
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 17.10.2024 02:41 Uhr

Noch ist der SuedLink nur ein Strich auf irgendwelchen Plänen. Doch 2028 soll die 700 Kilometer lange Stromtrasse von Wilster in Schleswig-Holstein bis Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt in Betrieb gehen. Erste Abschnitte sind bereits genehmigt. Die Bürgerinitiative Bergrheinfeld, die seit zehn Jahren gegen SuedLink kämpft, fordert nun eine neuerliche Überprüfung des Projekts. Sie sagt: "Das gesamte Planfeststellungsverfahren und damit auch ein eventueller späterer Planfeststellungsbeschluss sind rechtswidrig."   

Beim Erörterungstermin der Bundesnetzagentur für den Abschnitt Thüringen-Bergrheinfeld am vergangenen Dienstag in der Stadthalle Bad Neustadt kam es deshalb zu einem Eklat. Wie Vorstandsmitglied Christian Göb dieser Redaktion berichtet, hatte die Bürgerinitiative gegenüber der Verhandlungsleitung Protest eingelegt, weil die anwesenden Vertreter der Bundesnetzagentur Fragen zum aktuellen Bedarf der Stromtrasse und zur Einhaltung der EU-Gesetzgebung nicht zugelassen hätten.

Bürgerinitiative fordert, EU-Vorschriften zu beachten

Die Argumentation der Verhandlungsleitung, die Erforderlichkeit von SuedLink sei durch die gesetzlichen Regelungen des Bundesbedarfsplangesetzes schon vor Jahren verbindlich festgestellt worden, seien nicht mehr haltbar, sagt die Bürgerinitiative. Neue europarechtliche Vorgaben verlangten, Umweltfragen und die Sozialverträglichkeit beim Netzausbau verstärkt miteinzubeziehen. Ebenso fordere die EU, die Möglichkeiten neuer Technologien, wie zum Beispiel große Stromspeicher, die zu einer geringeren Transportkapazität führen können, stärker in den Blick zu nehmen.

"Die EU-Verordnung steht über nationale Vorschriften", zitiert Göb eine Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahre 2021, wonach in wesentlichen Bereichen des Energiewirtschaftsrechts nicht mehr auf die bundesdeutschen Regelungen zurückgegriffen werden dürfe. Allein maßgeblich seien die EU-Vorschriften.

Die Bürgerinitiative fordert deshalb eine Neubewertung des Bedarfs für SuedLink. Sowohl die Kosten als auch die Umweltauswirkungen müssten geprüft werden. "Das ist eine klare Ansage der EU, und das ist bindend."

Dazu brauche es die Unterstützung der Abgeordneten aus der Region auf Landes- und Bundesebene, sagt Göb. Auch die Bürgerinnen und Bürger will die Bürgerinitiative wachrütteln. Sie plant eine große Protestveranstaltung mit bundesweiter Beteiligung anderer Bürgerinitiativen am 30. November in Meiningen. "Wir müssen den Notausgang finden", sagt Göb, "bevor SuedLink rechtskräftig und gebaut ist."   

Bundesnetzagentur

Die Bundesnetzagentur ist die oberste deutsche Regulierungsbehörde für Netze von Strom bis Gas und Telekommunikation. Ihre Aufgabe im Energiemarkt ist die Ausgestaltung der Bedingungen, zu denen Strom- und Gasanbieter die Netze zur Belieferung ihrer Kundinnen und Kunden nutzen können. Und sie regelt die Entgelte, die hierfür verlangt werden dürfen.
Die Netzentgelte sind Bestandteil des Strompreises. Damit refinanzieren die Netzbetreiber wie Tennet ihre Investitionen beispielsweise für Trassen wie SuedLink. Letztlich zahlt also der Stromverbraucher die Stromautobahnen, weshalb die Bundesnetzagentur "eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität gewährleiste", heißt es auf der Homepage.
Quelle: is 
 
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  • Erich Spiegel
    Wieder ein paar Schlaumeier, die es besser wissen wollen. Ich vertraue der staatlichen Planung mehr als diesen "Experten". Hauptsache Motzen, Meckern, Verhindern. Vom windreichen Norden muss der Strom irgendwie in die Industriezentren im Süden kommen. Mit dem Eimer hintragen funktioniert nicht. Hoffentlich sehen es auch die Kritiker von Süd Link ein. Stromtrassen wie Südlink werden nun mal benötigt.
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  • Willi Rößner
    Die "Erneuerbaren" schlittern in eine katastrophale Sackgasse, weil nicht nur Südlink sondern viele andere Projekte blockiert sind. Die früher verbreitete Ökoromantik (Rosa Latzhose mit Sonnenblume drauf) wandelt sich jetzt in die Ökorealistik (Windräder und Solarfelder an allen Ecken). Aber die Entscheidung ist gefallen. Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke wurden voreilig abgeschaltet. Die wirtschaftlichen Folgen noch nicht absehbar. Es bleibt nichts anderes übrig, als die volatilen Energiequellen zu verstetigen. Seewind weht länger und stärker als Landwind und ist wettermäßig nicht mit dem Binnenklima verbunden. Leitungen wie Südlink sind kein Allheilmittel, aber ein brauchbarer Baustein in der Energiewende. Besser als das windarme Bayern mit uneffektiven Windrädern bis 800 m an die Wohnbebauung zupflastern. Klingt altmodisch; aber ich möchte an die Solarität der Südlink- Gegner appelieren. An anderen Stellen profitieren sie vielleicht auch von dort geübter Solidarität z.B.Bahnausbau.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Hab neulich in einem Leserbrief gelesen

    statt der Stromleitung sollen mehr lokale Alternativen genutzt werden.

    Fast ist mir der Kopf vom Schütteln runtergefallen:
    - Windkraftanlagen sind bekanntlich Vogelshredder
    - Solarparks sind dem Landschaftsästhetiker nicht zuzumuten
    - Pumpspeicher gehen schon gleich gar nicht
    - aber wir wollen auch morgen auf den Lichtschalter drücken und es wird hell

    und die Kosten der Fernleitung sind ja auch deswegen hochgeschnellt, weil die "Große Politik" (um des lieben Friedens) willen dem Vergraben zugestimmt hat. Das war jetzt aber offenbar auch verkehrt.

    Was eigentlich wollen diese Bürgerinitiativen erreichen? Dass zumindest im südlichen Standort Deutschland bei steigendem Strombedarf für Heizung und Mobilität endgültig die Lichter ausgehen oder Strom zum Luxusgut wird?

    NIMBY at its best!!!
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  • Erich Waldherr
    @Hans-Martin Hoffmann
    Hätten sie den Artikel zu Ende gelesen, wüssten Sie was die Bürgerinitiativen wollen! Nämlich
    „eine Neubewertung des Bedarfs für SuedLink. Sowohl die Kosten als auch die Umweltauswirkungen müssten geprüft werden.“
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Es ist genug geprüft - @ Erich Waldherr -

    die Kosten sind wie sie sind, weil die "Große Politik" der unterirdischen Verlegung zugestimmt hat, um die Umweltauswirkungen zu minimieren.

    Wollen Sie jetzt, dass geprüft wird, ob man das bei geringeren Kosten aber größeren Umweltauswirkungen (auch auf das Landschaftsbild...) doch als Freileitung ausführen kann?

    Wie lange soll der Bau noch verzögert werden? Bis die Kernfusion marktreif ist (die man dann aber bitte auch nicht in Ihrer Nachbarschaft betreiben soll)?

    Wieviel wollen Sie sagen wir in 10 Jahren für Ihren Strom bezahlen? OK, dann ziehen Sie nach Norddeutschland, wo der Strom billiger ist? Aber Achtung: da haben Sie dann "Vogelshredderanlagen" in Legion vor der Nase.

    Einen Tod muss der Mensch sterben.
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  • Marc Stürmer
    Das Ding wird als notwendig angesehen und sicher gebaut werden. Alleine aus Spaß an der Freude am Geld verbrennen werden die großen Summen wohl kaum investiert werden. Für die Gemeinde bedeutet es willkommene Einnahmen an Gewerbesteuer. Und für die Bauern, die hinter der Initiative stecken gilt: "Jammern ist des Bauerns Gruß!"

    Da bin ich mir sicher, wenn Tennet etwas mehr Geld springen lassen würde ist es mit dem Protest dann auch sehr, sehr schnell vorbei...
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  • Jürgen Heurich
    Oh Gott wie ewig gestrigen. Lasst mich raten, weiße Männer mit Altersdurchschnitt jenseits der 50? Leute ihr spielt mit der Zukunft eurer Kinder und Engelkinder. Wegen Leuten wie euch hat D keinen Fortschritt mehr!
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  • Erich Waldherr
    @Jürgen Heurich

    Erstens: haben sie falsch geraten.

    Zweitens: ist das gesamte Planfeststellungsverfahren rechtswidrig – wie zu lesen ist. Diverse Fragen von Teilnehmern wurden nicht zugelassen.
    Auch die Bundesnetzagentur und die Netzbetreiber stehen nicht über dem Gesetz!
    Wollen sie also, dass EU-Vorschriften nicht beachtet werden?!

    Drittens: Fortschritt bedeutet intelligente, dezentrale Stromerzeugung und Speicher statt unnötige Stromtrassen.

    Viertens: die Bundesnetzagentur schätzt die Gesamtkosten auf ca. 330 Milliarden Euro. Wenn das kommt, explodieren die Strompreise in denen die Netzentgelte (mit Messung und Abrechnung) bisher schon ca. 25 Prozent ausmachen.
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  • Jürgen Heurich
    Na bei "Erich" als Vorname habe ich wohl kaum falsch geraten. (Punkt 1)

    Ich fang aber von hinten an:

    Punkt 4: Lachhaft, das wird umgelegt und deswegen geht es ja aktuell um Klagen aus dem Norden D, da die Kollegen dort mehr zahlen müssten als wir im Süden. Blockiert aber gerade wer? Genau die tolle CDU. Buschmann ist dran aber kommt halt durch super FDP net weit.

    Punkt 3 nur bedingt richtig, es geht darum Grundlast durch Kohle und Gas zu ersetzen. Das geht super easy durch offshore Windkraft und ich wüsste da keine See bei uns in der Nähe. Aber mit nem Kabel von Nord und Ostsee - ach halt das ist ja genau das Thema hier.

    Punkt 2 geht es um Unterlagen die nachgereicht werden müssen. Korrekt. Aber wie war das mit Tesla in Brandenburg? Das ging auch mit Ausnahmegenehmigung, da die Behörden einfach zu langsam sind in unserem Fortschrittsland, bei sowieso zu viel Bürokratie. Sonst stände die Tesla Fabrik heute noch nicht.

    Was wusste der Stammtisch noch?
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  • Marc Stürmer
    Preisfrage: wie kommt denn der Strom vom Speicher dorthin, wo er gebraucht wird?
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  • Dietmar Eberth
    Es muss auch mal genug sein!

    Die ersten Planungen von SuedLink waren schon zu GroKo-Zeiten (vor 15 Jahren) und sollte schon 2022 fertiggestellt werden. Und das keine Mißverständnisse aufkommen, SuedLink wird etwa 10 Milliarden Euro kosten. Die 330 Milliarden sind geschätzt für den kompletten Stromausbau (Übertragungsnetze) bis 2045.
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  • Dietmar Eberth
    Es muss auch mal genug sein!

    Die ersten Planungen von SuedLink waren schon zu GroKo-Zeiten (vor 15 Jahren) und SuedLink sollte schon 2022 fertiggestellt werden. Und das keine Mißverständnisse aufkommen, SuedLink wird etwa 10 Milliarden Euro kosten. Die 330 Milliarden sind geschätzt für den kompletten Stromausbau (Übertragungsnetze) für die nächsten 20 Jahre bis 2045.

    Und wenn unser Landesvater Markus das mittlerweile sogar forciert "Knapper und teurer Strom könne zum Standortrisiko für Bayern werden. Der Bau von Stromleitungen müsse deshalb künftig schneller und günstiger werden."

    https://www.br.de/nachrichten/bayern/mehr-hochspannungsleitungen-statt-erdkabel-soeders-neuer-kurs,UFxp4RQ
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