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Zabelstein
Stück für Stück verschwindet der Aussichtsturm
Nach 20 Jahren hat der beliebte Ausguck oben auf dem Zabelstein ausgedient. Wegen Baufälligkeit wird die Holzkonstruktion vom THW eingelegt. Ein Besuch auf der Baustelle.
Mit Schlagschraubern versuchen THW-Helfer auf dem Platz vor dem Lingmannhaus, die Schaubverbindungen an den Einzelteilen des Aussichtsturms zu lösen. Hoch oben im Turm war dies nicht möglich gewesen.
Foto: Klaus Vogt | Mit Schlagschraubern versuchen THW-Helfer auf dem Platz vor dem Lingmannhaus, die Schaubverbindungen an den Einzelteilen des Aussichtsturms zu lösen. Hoch oben im Turm war dies nicht möglich gewesen.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:58 Uhr

Motorsägen kreischen, Schlagschrauber klackern, ein Stromaggregat tuckert, ein Stahlseil ist quer über das Plateau vor dem Lingmannhaus gespannt und junge Frauen und Männer mit gelben Helmen und blauer Arbeitskluft packen kräftig an: Der baufällig gewordene Aussichtsturm auf dem Zabelstein wird vom Technischen Hilfswerk (THW) Gerolzhofen abgebrochen.

Hier gibt es das Video, das die Abbauarbeiten am Zabelstein zeigt:

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Rund drei Wochen ist der Einsatz der rund 30 Männer und Frauen aus dem Ortsverband geplant und vorbereitet worden. An der Spitze des Einsatzes steht Thomas Stengel, seit einigen Monaten der neue Ortsbeauftragte des Ortsverbands Gerolzhofen. "Alles, was wir hier oben auf dem Berg brauchen, musste zusammengestellt und verladen werden." Am Freitagmorgen fuhr der Konvoi der Einsatzfahrzeuge dann hoch zum Zabelstein. "Gegen 9 Uhr haben wir dann mit dem Abbau der leichten Brüstungen und Vorbauten begonnen." Bis Sonntagabend sollte der 20 Jahre alte Turm verschwunden sein, doch der Zeitplan konnte nicht eingehalten werden. In den kommenden Tagen soll nun weitergearbeitet werden. 

Die Männer, die hoch oben im Turm arbeiten, haben sich an einer Laufkatze eingeklinkt und so gegen Absturz gesichert.
Foto: Klaus Vogt | Die Männer, die hoch oben im Turm arbeiten, haben sich an einer Laufkatze eingeklinkt und so gegen Absturz gesichert.

Der Auftrag an das THW ist eindeutig: Zerlegen des Turms, ohne dass die Umgebung, insbesondere die Hütte des Steigerwaldklubs, Schäden erleidet. Eine Sprengung und somit ein Umstürzen des kompletten Turms wäre zwar möglich gewesen, sagt Stengel, "das THW hat da entsprechende Kompetenzen". Allerdings hätte dies bedeutet, dass mehrere alte Bäume schwere Schäden erlitten hätten. "Und das will ja niemand."  

Stück für Stück zerlegt

Deswegen wird der Turm von einem mehrköpfigen Team hoch oben Stück für Stück zerlegt. Das Ganze gestaltet sich schwieriger als ursprünglich gedacht. Die alte Holzkonstruktion wird durch Hunderte Metallschrauben und Bolzen zusammengehalten. Doch wider Erwarten lassen sich die Schrauben nicht mehr lösen. "Die meisten sitzen so fest, dass sie abbrechen", schildert Thomas Stengel die Situation. "Und die Bolzen sind sogar verschweißt." 

Viele der alten Metallverbindungen lassen sich nicht mehr lösen und müssen deswegen mit Trennschleifern geknackt werden.
Foto: Klaus Vogt | Viele der alten Metallverbindungen lassen sich nicht mehr lösen und müssen deswegen mit Trennschleifern geknackt werden.

Deswegen kommen die Männer, die oben im Turm alle Absturzsicherungen tragen, nicht wie geplant an die einzelnen Balken und Streben der Turmkonstruktion heran, sondern sie sind gezwungen, die Holzbalken zwischen den Metallverbindungen mit der Motorsäge zu zerteilen. Die rund 100 Kilo schweren Teile werden dann mit einer Seilwinde an der Außenseite des Turms bis zum Fundament hinabgelassen. Von dort werden sie wie bei einer Seilbahn an einem gespannten Stahlseil hängend hinab zum Plateau unterhalb des Lingmannhauses transportiert.

Vor 20 Jahren wurde der alte Turm eingeweiht - er sollte viel länger halten.

Hier erwarten verschiedene Teams das Abbruchmaterial. Die festsitzenden Metallverbindungen stellen auch für die Frauen und Männer am Boden große Herausforderungen dar. Zunächst versucht man, mit Schlagschraubern die langen Schrauben zu lösen. Oft scheitert dies und dann muss zum Trennschleifer gegriffen werden, um die Muttern zu beseitigen. Mit einem schweren Vorschlaghammer werden dann die Metallstifte aus den Balken geschlagen und landen in einem separaten Container.

Die noch stabilen Holzbalken werden vom THW für Einsätze oder Übungen wiederverwendet.
Foto: Klaus Vogt | Die noch stabilen Holzbalken werden vom THW für Einsätze oder Übungen wiederverwendet.

Die metallfrei gemachten Balken werden mit einem Gabelstapler zur nächsten Station transportiert. Dort sind zwei Männer in Schnittschutzhosen damit beschäftigt, das Lärchenholz mit Motorsägen in unterschiedlich große Stücke zu zerkleinern. "Das noch gute Holz werden wir im THW entweder bei Einsätzen, beispielsweise zum Abstützen von Gebäuden, verwenden oder wir benutzen es bei unseren Übungen", erklärt Ortsbeauftragter Stengel. Nur die Balkenteile, die von der Witterung bereits angegriffen sind, müssen entsorgt werden.

Glück mit dem Wetter

 Der Abbruch ist vom Wetter begünstigt. "Bei Regen hätten wir dies nicht machen können", erklärt Thomas Stengel. Dann wäre das Holz oben am Turm durch die Feuchtigkeit, aber auch durch die Sägespäne und das Kettenöl zu rutschig geworden und er hätte seine Mannschaft einer viel zu großen Gefahr ausgesetzt. Das Gleiche gilt für ein mögliches Gewitter. "Ich bin im Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst, ob eventuell ein Gewitter oder ein Sturm aufzieht." Aber für Samstag und Sonntag ist, im Gegensatz zu den Vortagen, nichts gemeldet. "Falls doch ein Gewitter kommt, werden wir selbstverständlich den Turm verlassen. Schließlich ist er hier der höchste Punkt." Sollte es gar Sturm geben, werde die komplette Truppe das Zabelstein-Plateau verlassen. "Wegen der Gefahr von Windbruch", sagt Stengel. Der 40-Jährige ist gelernter Metzger und arbeitet am Landratsamt in Haßfurt bei der Lebensmittelüberwachung.

Und so soll der neue Turm ab Ende 2020 aussehen.

Der Abbruch des Turms ist für das Gerolzhöfer THW eine Großübung. Die Männer und Frauen arbeiten ehrenamtlich und deshalb entstehen für den Landkreis Schweinfurt auch keine Kosten. "Wir haben viele neue, junge Mitglieder", berichtet der Ortsbeauftragte. Und da sei es ideal, direkt während eines laufenden Einsatzes den Gebrauch der verschiedenen Werkzeuge und Maschinen zu erlernen, statt zuhause am Stützpunkt bei der Ausbildung auf einem Stückchen Holz herumzusägen oder einen Eisenträger zu durchtrennen. Und auch die Förderung der Kameradschaft wird nicht zu kurz kommen. "Wir übernachten im Lingmannhaus."

Lob des Landrats

Am Samstagnachmittag machten sich auch Landrat Florian Töpper und der Michelauer Bürgermeister Siegfried Ständecke ein Bild von den Arbeiten. Er sei froh und dankbar, so Töpper, dass das THW die Arbeiten kostenlos übernommen habe. "Es ist beeindruckend, wie gelassen und professionell hier alles abläuft." Schon beim Zerlegen der ersten Bauteile aus dem oberen Bereich des Turms sei man auf Holzbalken mit erheblichen Mängeln gestoßen, sagte der Landrat. "Der Neubau war also nötig."

 
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  • geowiss
    Danke THW!
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