Mitte September 1999, also vor genau 20 Jahren, war der jetzt abgerissene Aussichtsturm auf dem Zabelstein als der dritte seiner Art mit einem Festakt offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Das neue Bauwerk ersetzte einen Turm, der im Jahr 1978 errichtet worden war. Auch dieser alte Turm hatte somit gut 20 Jahre lang gehalten. Ein Blick in das Archiv.
"Der Aussichtsturm ist gewissermaßen zum I-Punkt im Steigerwald mit all seinen Naturschönheiten geworden" erklärte damals Landrat Harald Leitherer und dankte den "äußerst effizient arbeitenden Handwerkern" der Firma Holzbau Krebs aus Ebrach. Pfarrer Holger Bischof aus Gerolzhofen und sein katholischer Amtsbruder Ludwig Böll aus Traustadt übernahmen die ökumenische Segnung des neuen Bauwerkes. "Zum ersten Mal war ich am Zabelstein im Jahre 1949. Da stand nur ein brüchiger Jägersitz. Heute kann ich auch noch ein Jubiläum feiern, denn heute zur Einweihung des dritten Turmes bin ich genau zum 110. Mal mit Muskelkraft hochgestiegen", freute sich Ludwig Böll.
Ein Gefühl der Stille
In seinem Gebet dankte Pfarrer Holger Bischof für Orte, wo man Abstand vom Stress im Alltag gewinnen kann. "Auf dem Turm hat man das Gefühl des weiten Raumes, von Überblick, Einkehr und Stille in einem Leben, in dem Action und Leistung immer mehr zählt", sagte er. "Auf jeden Fall kommt man froher vom Turm herunter, wie man hinauf gestiegen ist", ergänzte Pfarrer Böll.
Im Sommer 1998 hatte sich herausgestellt, dass der dritte Aussichtsturm in der Geschichte des Zabelsteins renovierungsbedürftig war. Dies veranlasste - so wie es in unseren Tagen jetzt auch geschehen ist - den Landkreis Schweinfurt als Eigentümer, den Turm zur Sicherheit der Besucher erst einmal zu sperren. Eine Bestandsaufnahme ergab, dass eine Renovierung nicht mehr möglich war. Stattdessen entschied der Kreisausschuss, die komplette Holzkonstruktion zu ersetzen.
"Anstelle von kesseldruckimprägnierten Fichtenholz, wie es noch beim Vorgängerturm verwendet wurde, haben wir uns für künstlich getrocknetes Lärchenholz entschieden, von dem man sich eine längere Lebensdauer verspricht", erklärte Harald Leitherer 1999 die Kriterien für die Wahl. "Außerdem wurde das neue Holz an einigen besonders beanspruchten Stellen mit einem speziellen Holzschutzmittel versiegelt, um der Witterung besser widerstehen zu können."
Im Nachhinein betrachtet, muss man feststellen, dass sich die Hoffnung der Experten und des Landrats Leitherer auf die längere Lebensdauer des druckimprägnierten Lärchenholzes nicht erfüllt hat. Turm Nummer drei hielt ja auch nur zwei Jahrzehnte durch.
Rund 19 Meter hoch
Die Abmessungen des knapp 19 Meter hohen Bauwerkes Nummer drei hatten sich im Vergleich zum Vorgängermodell von 1978 nicht geändert. Die Stützen bestanden aus Lärchenholz und die restlichen Bestandteile wie Treppen und Geländer des Turmes aus Lärchenvollholz. Die Eisenteile wurden nach einer Überarbeitung vom Vorgänger-Bauwerk des Jahres 1978 übernommen. Alles in allem wurden zwei Tonnen Stahl verarbeitet, das Gesamtgewicht des jetzt abgerissenen Turms betrug 40 bis 50 Tonnen. Die Gesamtbaukosten beliefen sich damals auf 200 000 Mark.