Wenn in den Landkreisgemeinden der Strom ausfällt, hat das drastische Konsequenzen für die Bewohner. Anhand von Wasserlosen und Gerolzhofen hat eine Studie die Auswirkungen untersucht. Im Falle eines "Blackouts" des Stromnetzes würden die Pumpen der Trinkwasserbrunnen in Wasserlosen ausfallen und nach etwa zwei Stunden auch das Mobilfunknetz vollständig zusammenbrechen. Kommuniziert werden könnte nur noch von Polizei und Feuerwehr über Funk.
Zu diesem Schluss kommen Thomas Lindörfer, Krisenmanager im BRK Kreisverband Schweinfurt und Studierende der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, die in Gerolzhofen und Wasserlosen Informationen zur Infrastruktur im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls gesammelt haben. Bei der Auftaktveranstaltung des Präventionsprojektes zur Steigerung der Resilienz der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Politik bei Katastrophen im Landkreis Schweinfurt wurden die Ergebnisse vorgestellt.
In der ländlich strukturierte Gemeinde Wasserlosen mit ihren acht Dörfern und circa 2600 Einwohnern folgern die Experten, dass nur 27 Prozent der befragten Einrichtungen einen Notfallplan für einen Stromausfall besitzen. In der Studie wurden Polizei, Feuerwehr, Rathäuser, Nahversorger, Landwirte, Stromversorger, Pflegeheime und Krankenhäuser in den Gemeinden untersucht.
Ländliche Gemeinden schlechter auf Stromausfälle vorbereitet
Notfallausrüstung, wie Aggregate oder Dieselvorräte seien in der Gemeinde kaum verfügbar. Lediglich die Feuerwehr, eine Biogasanlage auf dem Gemeindegebiet und die Dr. Maria-Probst-Halle in Wasserlosen könnten über Aggregate versorgt werden, zumindest so lange der Treibstoffvorrat reiche, erklärt Lindörfer. Größere Lebensmittel- und Wasservorräte seien nur in Läden vorhanden und würden bei einem längeren Stromausfall verderben.
Keine ausreichende Notstromversorgung in Gerolzhofen
Im 7000 Einwohner starken Gerolzhofen hingegen kommt die Studie auf ein positiveres Ergebnis. "Insgesamt war die Versorgung von Gerolzhofen relativ gut", heißt es darin. So könne die Turnhalle, als ehemalige Flüchtlingsunterkunft, im Krisenfall als Notfallunterkunft genutzt werden, fasst Lindörfer die Ergebnisse der Studie zusammen.
Der Zweckverband zur Wasserversorgung der Rhön-Maintal-Gruppe, die Fernwasserversorgung Franken, Dr. Löw Soziale Dienstleistungen, die Geomed Kliniken, die Klinik am Steigerwald, sowie der Rosen- und Lindenhof verfügen zudem über größere Lebensmittel- und Wasservorräte und können teilweise mit Notstrom versorgt werden.
Ohne Internet geht nichts
Aber auch in Gerolzhofen wäre die Kommunikation von Versorgern, Behörden und Einsatzkräfte im Falle eines Stromausfalls stark eingeschränkt und eine Notstromversorgung nur vereinzelt vorhanden, sagt Lindörfer. Die Fränkische Fernwasserversorgung, das Technisches Hilfswerk, die Feuerwehr sowie das Rote Kreuz und die Geomed-Kliniken können der Studie zufolge als einzige Institutionen in Gerolzhofen via Funk kommunizieren.
Das allgemeine Fazit der Studie fällt eindeutig aus: Zwar seien den Menschen die Konsequenzen eines Stromausfalls bekannt, würden diese aber oftmals unterschätzen, sagt Professor Peter Bradl von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. "Darüber hinaus war die Bevölkerung in beiden Kommunen kaum über die Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalls informiert, unterschätzten die Folgen, hatten kaum Vorräte und verließ sich auf die Netzstabilität."
Der Landkreis und die Stadt Schweinfurt seien mit ihren tausenden Arbeitsplätzen in Industrie und Dienstleistung besonders abhängig von einer funktionierenden Infrastruktur, sagt Leo Stärk, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Ereignisse wie der Stromausfall bei der Trafoexplosion im Juni 2015 in Schweinfurt, als sieben Stadtteile fast zwei Stunden lang ohne Strom waren, seien lediglich ein "Vorgeschmack" auf das, was dem Landkreis und vielen weiteren Regionen in Zukunft noch bevorstehen könne.
Um im Falle eines länger andauernden Stromausfalls den Kollaps der Gesellschaft zu verhindern, müsse sich die lokale Bevölkerung, die kommunale Politik und die Verbände daher mit dem Thema intensiver beschäftigen und über die Folgen aufgeklärt werden, so der Appell der Expertinnen und Experten. Nähere Informationen zum Thema und der Studie gibt es auf der Webseite des BRK Schweinfurt.