So ganz grundsätzlich ist der Wernecker Ortsteil Stettbach für die 590 Einwohner, die dort leben, ein wahrlich schöner Flecken Erde. Die Dorfgemeinschaft ist intakt, Wälder und Flur in unmittelbarer Nähe. Doch einen Nachteil gibt es: Die Autobahnbrücke der A7 über die Kreisstraße Richtung Werneck sowie die B26 a – in einem großen Bogen umspannen sie das Dorf im Süden, Norden und Osten.
Nun soll in den nächsten Jahren die Stettbacher Autobahnbrücke abgerissen und neu gebaut werden. Das geschieht im Zug der derzeit laufenden Brückensanierungen entlang der A7, wo die Schraudenbach-Brücke bald saniert ist, die Brücke zwischen Gänheim und Mühlhausen im Moment für Abriss und Neubau vorbereitet wird und die Brücke über die Pleichach kurz vor der Ausfahrt Estenfeld ebenfalls weit gediehen ist.
Ein wichtiger Termin für die Stettbacher steht nun bevor: Am Mittwoch, 6. November, beginnt um 9 Uhr das Erörterungsverfahren der Regierung von Unterfranken im Pfarrzentrum in Werneck. Da können alle Stettbacher Bürger als Betroffene ihre Einwände zum Planfeststellungsverfahren vorbringen. Die Bürgerinitiative, die es seit über einem Jahr gibt, hofft darauf, dass möglichst viele Stettbacher den Termin nutzen, so Sprecher Norbert Dotzel.
Auf der Stettbacher Brücke vor dem Autobahnkreuz Werneck fahren gut 60 000 Fahrzeuge in 24 Stunden, als sie 1966 gebaut wurde, waren es nur 12 000. Bei entsprechenden Windverhältnissen ist der typische Dauerton, den Verkehr erzeugt, im Dorf deutlich vernehmbar, nachts muss man laut Dotzel "die Fenster schließen, weil man sonst nicht schlafen kann", außerdem klacken die über 50 Jahre alten Widerlager der Brücke lautstark bei jedem Drüberfahren, insbesondere von Lastwagen.
Stettbacher fordern sofort neuen Lärmschutz entlang der Brücke
Die Stettbacher wollen vor allem eines: endlich Lärmschutz entlang der Brücke. Den gibt es im Moment nicht und wenn es nach den Plänen der Autobahndirektion geht, auch nach dem Neubau nicht, obwohl die Brücke wie die anderen entlang der A7 bis nach Bad Brückenau schon für einen sechsstreifigen Ausbau der Autobahn gebaut wird. Da sie aber zunächst nur vierspurig genutzt wird und der sechsstreifige Ausbau noch einige Jahre dauert, gibt es laut Gesetzeslage erstmal keinen Lärmschutz, sondern gemäß dem Bundes-Immissionsschutzgesetz nur Lärmvorsorge.
336 Unterschriften sammelten Norbert Dotzel, Stephan Schäflein, Marco Füller und Andreas Rettner im Sommer 2018 in nicht einmal vier Wochen. Sie fordern in ihrer Einwendung gegen den Planfeststellungsbeschluss nicht nur die Lärmschutzwand, sondern auch die Verwendung von „Flüsterasphalt“ und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Brücke zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Der Markt Werneck und der Gemeinderat sind auf Seiten der Stettbacher, Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl betonte vergangenes Jahr: „Wir setzen uns für die Stettbacher ein."
Unter anderem hatte der Gemeinderat in seiner Sitzung im Juli 2018 eine umfangreiche, sehr kritische Stellungnahme zu den Neubauplänen abgegeben und darin auch darauf hingewiesen, dass Lärmschutzmaßnahmen für die Stettbacher unabdingbar seien. In der Zwischenzeit hatte sich der Erörterungstermin wegen des Flurbereinigungsverfahrens verzögert, es wurden sowohl von den Bürgern als auch der Gemeinde noch einmal entsprechende Einwendungen gegen die Pläne der Autobahndirektion verschickt.
Stettbacher sorgen sich, dass sich der sechsspurige A7-Ausbau verzögert
Die spannende Frage wird sein, ob die Stettbacher mit ihrer Forderung durchkommen. Norbert Dotzel betont im Gespräch, "wir fordern nach wie vor, dass jetzt schon Lärmschutz kommt." Der ist zum einen wegen der Verkehrsbelastung schlicht notwendig, die Stettbacher treibt aber auch etwas anderes um: Was ist, wenn aus politischen oder finanziellen Gründen der Bund als Baulastträger der Autobahn von einem sechsspurigen Ausbau der A7 auf Jahre hin absieht? Dann gibt es eine neue Brücke im Stettbacher Tal, weiterhin 60 000 Fahrzeuge pro Tag und keine Chance, dass die Stettbacher ruhig schlafen können.
Dass die Brücke marode ist, steht außer Zweifel. Es werden laut Autobahndirektion 420 Meter Strecke saniert, die Brücke selbst ist 270 Meter lang. Sie soll fünf Pfeilerpaare und sechs Brückenfelder haben. Die Kosten werden auf 27 Millionen Euro geschätzt, nach Beendigung des Planfeststellungsverfahrens soll sofort gebaut werden – ob 2020 schon abgerissen wird, ist offen, Details zu den Planungen könnte es beim Erörterungstermin geben.
Der Knackpunkt für die Stettbacher ist, dass aus ihrer Sicht die Leistungsfähigkeit der Brücke erhöht werde, weil sie ja schon so gebaut wird, dass die Strecke sechsspurig ausgebaut werden kann. Außerdem ist nach Informationen Dotzels in Fahrtrichtung Schweinfurt eine Ausfädelspur zum Autobahndreieck Schweinfurt/Werneck geplant, um die latente Staugefahr zu mindern. Da die Brücke nicht im bisherigen Bestand wieder errichtet, sondern deutlich verbreitet wird, handele es sich eben nicht um eine Erhaltungsmaßnahme, sondern eine wesentliche Änderung, so die Argumentation der Bürgerinitiative. Das wiederum würde sofortigen Lärmschutz bedeuten, der natürlich die Kosten erhöht.